ÜBERLINGEN/STUTTGART (dpa/lsw) — Zur Gedenk­ver­an­stal­tung am 20. Jahres­tag der Flugzeug­kol­li­si­on von Überlin­gen am 1. Juli werden etwa 40 Hinter­blie­be­ne aus Russland erwar­tet. Eine Zusage für die Ertei­lung der nötigen Visa hätten die Behör­den laut einem Schrei­ben des deutschen Konsu­lats Jekate­rin­burg gemacht, teilte die Vorsit­zen­de des Freun­des­krei­ses «Brücke nach Ufa», Nadja Winter­mey­er, mit. Der Verein hält Kontakt zu den Hinter­blie­be­nen und lädt diese zu Gedenk­ver­an­stal­tun­gen ein. Zunächst hatte der «Südku­rier» über die Zahl der erwar­te­ten Gäste aus Russland berichtet.

Um die Teilnah­me russi­scher Hinter­blie­be­ner hatte es im Vorfeld der Veran­stal­tung wegen des Angriffs­krie­ges in der Ukrai­ne politi­sche Diskus­sio­nen gegeben. Das Geden­ken sei dadurch «unter anderen Gesichts­punk­ten zu beurtei­len», sagte ein Sprecher des baden-württem­ber­gi­schen Staats­mi­nis­te­ri­ums. Die Hinter­blie­be­nen seien zwar willkom­men, «aller­dings organi­sie­ren und bezah­len wir nicht die Anrei­sen, wie auch bei vergan­ge­nen Gedenkveranstaltungen».

Russi­sche Regie­rungs­ver­tre­ter sind zu dem Geden­ken am 1. Juli mit Schwei­ge­mi­nu­te und Kranz­nie­der­le­gung nach Angaben der Stadt Überlin­gen nicht einge­la­den. Justiz-Staats­se­kre­tär Siegfried Lorek (CDU) soll die baden-württem­ber­gi­sche Landes­re­gie­rung vertreten.

Nahe Überlin­gen waren am 1. Juli 2002 kurz vor Mitter­nacht eine russi­sche Passa­gier­ma­schi­ne und ein DHL-Flugzeug zusam­men­ge­sto­ßen und abgestürzt. Dabei kamen alle 71 Insas­sen ums Leben. Die Tupolew war auf dem Weg nach Spani­en, wo die Kinder Urlaub machen wollten. Auch die zwei Piloten des Fracht­flug­zeugs kamen ums Leben. Das Unglück ging laut der Bundes­stel­le für Flugun­fall­un­ter­su­chung auf techni­sche Mängel und mensch­li­che Fehler bei der Schwei­zer Flugsi­che­rung Skygui­de zurück. 2004 erstach einer der Hinter­blie­be­nen, der bei dem Absturz Frau und Kinder verlo­ren hatte, einen Fluglot­sen, der am Abend des Unglücks allei­ne im Kontroll­zen­trum saß und die nahen­de Kolli­si­on zu spät bemerkte.