FREIBURG (dpa/lsw) — Die Landes­erst­auf­nah­me in Südba­den soll nach Ausschrei­tun­gen wieder zur Ruhe kommen. Die Verant­wort­li­chen setzen auf Gesprä­che, mehr Sicher­heits­per­so­nal und Umbau­ten. Der Zaun der Anlage wird erhöht.

Verschärf­te Zugangs­kon­trol­len, zusätz­li­ches Sicher­heits­per­so­nal, mehr Angebo­te für Flücht­lin­ge: Mit einem Mehrpunk­te­plan will die Freibur­ger Landes­erst­auf­nah­me neue Gewalt­aus­brü­che verhin­dern. Nach Vorfäl­len Ende Januar kamen elf Bewoh­ner sofort in andere Unter­künf­te im Land, wie der zustän­di­ge Abtei­lungs­lei­ter im Freibur­ger Regie­rungs­prä­si­di­um, Peter Kramer, der Deutschen Presse-Agentur sagte. «Insge­samt sind rund 50 Menschen von Verle­gun­gen betroffen.»

Bei den Tumul­ten vor rund zwei Wochen waren Bewoh­ner nach Angaben der Polizei teilwei­se mit Stangen, Messern und anderen Gegen­stän­den aufein­an­der losge­gan­gen. Es gab Verletz­te, ein 28-Jähri­ger wurde danach von einem Gericht zu einer Bewäh­rungs­stra­fe verurteilt.

Die Erstauf­nah­men sind Anlauf­stel­len für Asylsu­chen­de. Bewoh­ner in Freiburg kommen aus rund 30 Staaten, darun­ter aus Afgha­ni­stan, Syrien, der Türkei und den Maghreb­staa­ten Algeri­en, Marok­ko und Tunesi­en. Die Menschen bleiben im Schnitt drei bis fünf Wochen. Kriegs­flücht­lin­ge aus der Ukrai­ne sind nicht dabei, da sie für einen Schutz keinen Asylan­trag stellen müssen.

«Eine ausge­wo­ge­ne Belegung nach Herkunfts­län­dern ist ein Garant dafür, dass es ruhig bleibt. Wir würden liebend gern mehr Famili­en nehmen», sagte Kramer. Am Eingang der Anlage tasten Sicher­heits­kräf­te Menschen ab. Es werde dort nun eine feste Sicher­heits­schleu­se aufge­baut, denn bei den Tumul­ten seien auch Messer im Spiel gewesen, sagte Kramer.

«Der Zaun um die Anlage soll erhöht werden», fuhr er fort. Damit könne beispiels­wei­se verhin­dert werden, dass Menschen nachts von außen in die Anlage kämen. Die Außen­be­leuch­tung sei ebenfalls ein Thema: «Wir brauchen mehr Licht. Wir möchten uns aber nicht zu einem Hochsi­cher­heits­trakt entwi­ckeln», sagte Kramer. Das Sicher­heits­per­so­nal werde zudem aufge­stockt — tagsüber seien es nun 36 Beschäf­tig­te statt bisher 22. Eine Polizei­wa­che in der Anlage ist mit bis zu fünf Beamten besetzt.

«Mir ist es beson­ders wichtig, dass wir so schnell wie möglich wieder unser Angebot zur Beschäf­ti­gung der Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner ausbau­en», sagte die neue Leite­rin der Unter­kunft, Nicole Riße-Hasen­kamp. Angebo­te für Sport und Handwerk sowie Sprach­kur­se fielen während der Corona-Pande­mie aus. «Jetzt sind wir dabei, das Programm zusam­men mit Ehren­amt­li­chen wieder auf die Beine zu stellen.»

Kramer zufol­ge wird versucht, die Dinge im Gespräch mit den Geflüch­te­ten zu entschär­fen. «Viele Menschen waren über Monate unter­wegs, es gibt unter ihnen zahlrei­che «Einzel­kämp­fer»», sagte er. «Wir sind gut beraten, auf die kultu­rel­len Hinter­grün­de einzugehen.»

Die Lage in Freiburg sei beson­ders, da die Einrich­tung mitten in der Stadt liege. Andere Erstauf­nah­men im Südwes­ten wie Ellwan­gen und Sigma­rin­gen seien hinge­gen in frühe­ren Kaser­nen­an­la­gen unter­ge­bracht. Ziel für Freiburg sei es nun, die aktuel­le Belegung mit rund 650 Menschen zu halten. «Wir möchten in einem Zimmer zwei bis drei Menschen haben. Es gibt dann auch die Möglich­keit, schutz­be­dürf­ti­ge Frauen in einem Extra-Haus unter­zu­brin­gen», sagte Kramer. Die südba­di­sche Einrich­tung ist auf maximal 1200 Plätze ausgelegt.