RAVENSBURG — 14. April 1946 – Konzert­haus Ravens­burg – Oskar Stimm­ler, Paul Baumeis­ter, Otto Duttle, Anton Stark und Georg Bauschatz sind am Ziel. Die am 8. Januar 1946 offizi­ell bei der franzö­si­schen Besat­zungs­macht beantrag­te Gründung einer Christ­lich Demokra­ti­schen Union in Ravens­burg wurde feier­lich vollzo­gen. „…Dem Wieder­auf­bau des Landes zu dienen und einen wahren, demokra­ti­schen und sozia­len Staat zu schaf­fen, indem die Anerken­nung der Würde und die Freiheit der mensch­li­chen Persön­lich­keit die Geset­ze des Zusam­men­le­bens bestim­men“…, diese Ziele haben die Genera­tio­nen in diesem CDU-Ortsver­band angetrie­ben und damit auch die Stadt Ravens­burg über die Jahrzehn­te geprägt.

27. April 2022 – Schwör­saal Ravens­burg – Der CDU-Stadt- und Ortsver­bands­vor­sit­zen­de, Chris­toph Sitta macht deutlich, dass dieser Festakt in eine beson­de­re Zeit fällt und zitiert: „Die russi­sche Politik erfor­dert eine Neube­stim­mung der EU- und NATO-Politik. Wir müssen davon ausge­hen, dass Russland wie schon in der Vergan­gen­heit versu­chen wird, die westli­che Staaten­ge­mein­schaft zu spalten. Die EU muss sich unabhän­gi­ger von Russland machen – insbe­son­de­re in ihren Energie­be­zie­hun­gen.“ Erst jetzt eröff­net Sitta den Gästen, dass diese Worte aus dem Jahre 2014 stammen, verfasst von Andre­as Schocken­hoff. Der inten­si­ve Beifall lassen einen ersten emotio­na­len Anker spüren, die Erinne­rung an einen ganz beson­de­ren Menschen aus dem CDU-Ortsver­band Ravens­burg, den 2014 verstor­be­nen Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­ten und Russland­ex­per­ten Dr. Andre­as Schockenhoff. 

Freiheit­lich, sozial und konser­va­tiv, diese Grund­wer­te prägen eine Christ­lich Demokra­ti­sche Union, doch ohne die vierte Säule der Moder­ni­tät verlie­ren diese Grund­wer­te heute an Strahl­kraft, so der Oberbür­ger­meis­ter und CDU-Mitglied, Dr. Daniel Rapp im Grußwort an seine Partei. Die Ziele stets an die Heraus­for­de­run­gen der Zeit anzupas­sen, ohne die Grund­wer­te zu leugnen, dies sei Aufga­be und Verant­wor­tung ganz im Sinne der Gründungsväter. 

Von diesen Anfän­gen des Ortsver­ban­des in den 50er und 60er Jahren bis zu den 80er Jahren führte die erste von Peter Frey moderier­te „Zeitrei­se“ mit dem Ehren­kreis­vor­sit­zen­den Rudi Köber­le, Minis­ter a.D. und der langjäh­ri­gen Ortsvor­sit­zen­den und Landtags­zweit­kan­di­da­tin aus Eschach, Inge Bäumler. Hier zeigte sich in sehr persön­li­chen Berich­ten und kleinen Anekdo­ten u.a. wie viele Persön­lich­kei­ten aus der CDU-Bundes- bzw. Landes­po­li­tik den Weg nach Ravens­burg stets fanden, denn im Grunde waren sie alle da — die ganz Großen, von Konrad Adenau­er über Helmut Kohl bis zu Angela Merkel. 

In der zweiten „Zeitrei­se“ mit Altland­rat Kurt Widmai­er und der ehema­li­gen Ortsvor­sit­zen­den und heuti­gen Kreis­vor­sit­zen­den der Frauen Union Ravens­burg, Gabi Messarosch, ging es u.a. um die spannen­den Jahre partei­in­ter­ner Nominie­run­gen 1987, 2010 und 2012. Angefan­gen von den CDU-Duellen in den OB-Wahlkämp­fen, 1987 mit Roland Albrecht und Hermann Vogler und 2010 mit Dr. Daniel Rapp und Oswald Metzger bis hin zur „Stern­stun­de der Demokra­tie“, wie die Schwä­bi­sche Zeitung damals titel­te, mit über 1.100 CDU-Mitglie­dern in der Oberschwa­ben­hal­le, fünf Kandi­da­ten, drei Wahlgän­gen und einem Sieger, Dr. Andre­as Schockenhoff.

Es war überhaupt viel die Rede von den großen Schul­tern, den „Riesen“ der Vergan­gen­heit, auf denen die heuti­ge CDU-Genera­ti­on stehe und welche Verant­wor­tung aber auch welcher Mut sich daraus ablei­ten ließe. Passend dazu gestal­te­te sich die Ernen­nung des Stadt­ver­bands­vor­sit­zen­den und Landtags­ab­ge­ord­ne­ten August Schul­er MdL zum Ehren­vor­sit­zen­den des CDU-Stadt­ver­ban­des Ravens­burg inkl. der humor­vol­len Lauda­tio durch Kreis­rat, Helmut Grieb, und die Verlei­hung der golde­nen Ehren­na­del der CDU Deutsch­lands durch den Kreis­vor­sit­zen­den, Chris­ti­an Natte­rer, als emotio­na­ler Mittel­punkt des Abends. 

Nach über zwei Stunden großar­ti­gem Programm, musika­lisch unter­stützt durch das Trio, Leila Trenk­mann, Markus Kimmich und Andre­as Piesch, stand der Ehren­gast des Jubilä­ums, der CDU-Landtags­frak­ti­ons­vor­sit­zen­de, Manuel Hagel MdL, vor der Heraus­for­de­rung den politi­schen Höhe- und Schluss­punkt mit seiner Festre­de zu setzen. Beein­dru­ckend gelun­gen, so das einhel­li­ge Fazit der Festgäs­te, mit der richti­gen Mischung aus Humor, Würdi­gung des politi­schen Ehren­am­tes vor Ort, politi­scher Klarheit wider die Belie­big­keit politi­scher Grund­sät­ze und ernster Worte hinsicht­lich der Heraus­for­de­run­gen für alle Ebenen durch den unsäg­li­chen Kriegs­zu­stand in der Ukraine. 

75 und 1 Jahr Zeitge­schich­te, mussten die Haupt­or­ga­ni­sa­to­ren, Chris­toph Sitta und Antje Rommel­s­pa­cher auf drei Stunden kompri­mie­ren, eine wahre, aber gelun­ge­ne Herku­les­auf­ga­be — auch wenn manche Anekdo­te verbor­gen oder mancher Held der Vergan­gen­heit unerwähnt bleiben musste. Als Hinweis auf weite­re erzähl­te Gescheh­nis­se kann jedoch sicher das eine oder andere Schmun­zeln beim anschlie­ßen­den Empfang gedeu­tet werden. Wer dabei war, wird sie jetzt kennen – die kleinen oder die großen Geschich­ten aus der CDU Ravensburg.