DIETENBRONN — Erstmals wurden 80 ukrai­ni­sche Geflüch­te­te in der Fachkli­nik Dieten­bronn unter­ge­bracht. Der Landkreis hat die Fachkli­nik vorüber­ge­hend von der Sana AG für die Unter­brin­gung von Flücht­lin­gen angemie­tet. Die Zuwei­sungs­zah­len von Geflüch­te­ten sind wieder deutlich gestiegen.

Erst kürzlich hatte Landes­jus­tiz­mi­nis­te­rin Marion Gentges Vertre­te­rin­nen und Vertre­ter der Kommu­nen und Landkrei­se in einer landes­wei­ten Video­kon­fe­renz über die aktuel­le Flücht­lings­la­ge infor­miert. Die Kommu­nen sollen sich auf die steigen­den Zahlen einstel­len und Unter­kunfts­ka­pa­zi­tä­ten schaf­fen, so die Auffor­de­rung. Bis Anfang August kamen bereits 130.000 Geflüch­te­te nach Baden-Württem­berg, davon rund 15.000 Asylbe­wer­ber und rund 115.000 ukrai­ni­sche Geflüch­te­te. Das sind deutlich mehr als im Jahr 2015. 

„Die Situa­ti­on im Landkreis verschärft sich wieder, das spüren wir deutlich. Deswe­gen bin ich für das umsich­ti­ge und voraus­schau­en­de Handeln meiner Verwal­tung und dem Kreis­tag sehr dankbar, wie auch der Sana AG, die meinem Wunsch zur vorüber­ge­hen­den Anmie­tung der ehema­li­gen Fachkli­nik ohne Zögern nachge­kom­men ist“, so Landrat Dr. Heiko Schmid und er sagt weiter: „Bekom­men wir weiter­hin so viele Menschen zugewie­sen, müssen wir weite­re Unter­kunfts­ka­pa­zi­tä­ten schaffen.“

Die Geflüch­te­ten aus der Ukrai­ne kamen mit zwei Bussen aus der Messe Sindel­fin­gen, einer Erstauf­nah­me­ein­rich­tung des Landes. Es waren Famili­en, Frauen mit Kindern und ältere Perso­nen. Dank eines einge­spiel­ten Teams aus Mitar­bei­te­rin­nen und Mitar­bei­tern des Amts für Flücht­lin­ge und Migra­ti­on und der Mobilen Praxis des DRK Biber­ach, sowie drei Dolmet­schern, lief die Aufnah­me reibungs­los. Nach der Begrü­ßung und Erläu­te­rung der Verfah­rens­ab­läu­fe ging es für die Geflüch­te­ten zunächst zum Arztge­spräch und zum Corona Test. Danach erfolg­ten Regis­trie­rung und Zimmerverteilung.

„Die Aufnah­me verlief sehr ruhig. Die Strapa­zen der Flucht und die Beschwer­lich­kei­ten konnte man in vielen Gesich­tern ablesen“, sagte Dezer­nen­tin Petra Alger bei der Ankunft der Geflüch­te­ten und beton­te weiter: „Eine Zuwei­sung so vieler Perso­nen ist immer eine Heraus­for­de­rung für die Mitar­bei­te­rin­nen und Mitar­bei­ter, zumal wir erst kurz vor der Ankunft erfah­ren, wie viele Menschen tatsäch­lich anrei­sen und ob beispiels­wei­se kranke oder behin­der­te Menschen mit dabei sind. Auch die Famili­en­kon­stel­la­tio­nen lassen sich erst vor Ort aufklä­ren. Dazu müssen mitge­brach­te Haustie­re wie Hunde oder Katzen bei der Unter­brin­gung berück­sich­tigt werden. Da haben unsere Mitar­bei­ter dann wirklich alle Hände voll zu tun.“

Kamen Geflüch­te­te aus der Ukrai­ne zunächst in priva­ten Wohnun­gen unter, werden dem Kreis in der Zwischen­zeit wöchent­lich rund 80 Perso­nen zugewie­sen. Diese kommen entwe­der aus der Landes­erst­auf­nah­me oder direkt aus den Messe­hal­len des Landes, welche als Notun­ter­brin­gung dienen. Neben den Geflüch­te­ten aus der Ukrai­ne steigt auch die Zahl der Asylbe­wer­ber und Kontin­gent­flücht­lin­ge seit Monaten an, bis dato hat der Landkreis hier 35 bis 40 Perso­nen monat­lich aufzu­neh­men. Voraus­sicht­lich wird der Landkreis im August in Summe zwischen 300 und 350 Geflüch­te­te aufneh­men müssen.

Infor­ma­ti­on
Seit Jahres­be­ginn sind 1.938 Geflüch­te­te in den Landkreis gekom­men. Davon konnten 1.066 Perso­nen privat unter­kom­men. 872 Perso­nen wurden dem Landkreis vom Land in die vorläu­fi­ge Unter­brin­gung zugewie­sen. Unter den 872 Perso­nen sind 230 Asylbe­wer­ber, 53 Kontin­gent­flücht­lin­ge und 589 Geflüch­te­te aus der Ukrai­ne. Der Landkreis betreibt derzeit kreis­weit rund 30 Unter­künf­te. Ukrai­ni­sche Geflüch­te­te müssen nicht in der vorläu­fi­gen Unter­brin­gung wohnen, sie können sich jeder­zeit eine priva­te Wohnung anmie­ten. Anders sieht es bei Asylbe­wer­bern aus, diese müssen zunächst in der vorläu­fi­gen Unter­brin­gung wohnen, die ihnen zugeteilt wird. Nach der vorläu­fi­gen Unter­brin­gung werden die Geflüch­te­ten den Kommu­nen zur Anschluss­un­ter­brin­gung zugeteilt.