TUTTLINGEN — Eine wissen­schaft­li­che Publi­ka­ti­on gilt als beson­de­res Highlight einer Forscher­kar­rie­re. Diese Ehre wurde nun Lorena Koch und Aileen Girschik, beide Abitu­ri­en­tin­nen am Gymna­si­um Spaichin­gen, zuteil, die wesent­li­che Ergeb­nis­se ihrer aktuel­len Forschungs­ar­beit im Fachjour­nal „Chemie in unserer Zeit“ wissen­schaft­lich publi­zie­ren durften. Ihre Unter­su­chun­gen zur Speiche­rung von regene­ra­tiv erzeug­tem Strom in Form von chemi­schen Verbin­dun­gen haben die beiden Schüle­rin­nen in den vergan­ge­nen Jahren in ihrer Freizeit am Schüler­for­schungs­zen­trum (SFZ) Südwürt­tem­berg, Stand­ort Tuttlin­gen realisiert.

Speiche­rung von regene­ra­tiv erzeug­ter Energie in Form von Power-to‑X ist für die Energie­wen­de ein entschei­den­des Thema. Deshalb suchten die beiden Abitu­ri­en­tin­nen nach einem Weg zur Optimie­rung der Energie­spei­che­rung durch Additi­ve in der Wasser­elek­tro­ly­se. Sie entwi­ckel­ten hierfür ein Verfah­ren mit zugehö­ri­gem Reaktor, welches zur elektro­che­mi­schen Gewin­nung von Kohlen­was­ser­stof­fen und Wasser­stoff als E‑Fuel aus biolo­gi­schen Quellen dient. Die hierfür benötig­ten Fettsäu­ren können sowohl aus Algen als auch aus anderen bestimm­ten Pflan­zen extra­hiert werden. Da insbe­son­de­re Algen durch ihre schnel­le Vermeh­rungs­ra­te eine beson­ders geeig­ne­te biolo­gi­sche Quelle darstel­len, züchte­ten die Schüle­rin­nen Modell-Algen zur Fettex­trak­ti­on in eigenen Anlagen. In einem von ihnen konstru­ier­ten Elektro­ly­se­re­ak­tor erfolgt bereits unter Einsatz gerin­ger elektri­scher Leistung die Umset­zung von Carbon­säu­re­sal­zen in wässri­gen Lösun­gen zu kurzket­ti­gen Kohlen­was­ser­stof­fen als E‑Fuel. Als Begleit­pro­dukt lässt sich katho­di­scher Wasser­stoff abschei­den, welcher ebenfalls zur Energie­spei­che­rung dient. Durch das Verfah­ren und die entwi­ckel­ten Optimie­run­gen am Reaktor wird einer­seits der Wirkungs­grad im Vergleich zur bishe­ri­gen Technik der Wasser­elek­tro­ly­se erhöht, anderer­seits könnte dieses Verfah­ren in einem größe­ren Maßstab in ein von den Schüle­rin­nen konzi­pier­tes, realis­ti­sches Nutzungs­kon­zept integriert werden.

In einer erstmals durch­ge­führ­ten, bundes­wei­ten Ausschrei­bung unter Schülern von Schulen, die genau­so wie das Gymna­si­um Spaichin­gen dem natio­na­len Excel­lence-Schul­netz­werk (MINT-EC) angehö­ren, haben sich Lorena Koch und Aileen Girschik mit ihrem Manuskript bei einer Fachju­ry bewor­ben. „Die Freude war riesig, als wir erfah­ren haben, dass ausge­rech­net unser Projekt mit unseren Ergeb­nis­sen in einer so renom­mier­ten Fachzeit­schrift veröf­fent­licht werden“, sagt Aileen Girschik. „Und es war eine spannen­de Erfah­rung, mit der Redak­ti­on zusam­men­ar­bei­ten und den Feinschliff am Artikel machen zu können“, ergänzt Lorena Koch, „denn man hat vorher gar keine Vorstel­lung, wie viel Arbeit in einem Artikel steckt.“ Mit der Veröf­fent­li­chung hoffen nun die beiden SFZ-Nachwuchs­for­sche­rin­nen auf ihre Ergeb­nis­se aufmerk­sam machen und Inter­es­se bei Arbeits­grup­pen zu ihrer Forschung wecken zu können.