Die Sprüche sind ungeheu­er­lich: Ein AfD-Funktio­när spricht in einer TV-Doku über die Erschie­ßung von Migran­ten. Gerüch­te über einen ehema­li­gen Gauland-Vertrau­ten machen die Runde. Die AfD reagiert prompt.

Frakti­ons­chef Alexan­der Gauland habe die frist­lo­se Kündi­gung in der Frakti­ons­sit­zung verkün­det, sagte ein Sprecher am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Der Beschluss im Vorstand sei einstim­mig gewesen.

Hinter­grund ist eine Dokumen­ta­ti­on des Senders ProSie­ben mit dem Titel: «Rechts. Deutsch. Radikal». Ob der dort zitier­te Funktio­när wirklich Lüth ist, ist nicht offizi­ell bestä­tigt. Das Gesicht des AfD-Mitglieds, das bei einem Treffen mit einer Blogge­rin in einer Bar gefilmt wurde, ist in den Aufnah­men nicht zu erken­nen. «Wir können nicht sagen, was bei dem Treffen, das offen­sicht­lich statt­ge­fun­den hat, gespro­chen wurde», sagte der Frakti­ons­spre­cher Marcus Schmidt.

Der Mann, dessen Aussa­gen nach Angaben des Senders aus einem Gedächt­nis­pro­to­koll nachge­spro­chen werden, soll bei dem Treffen unter anderem gesagt haben: «Die AfD ist wichtig; und das ist halt schizo­phren, das haben wir mit Gauland lange bespro­chen: je schlech­ter es Deutsch­land geht, desto besser für die AfD.» Auf den Zuzug von Migran­ten angespro­chen wird dem Funktio­när außer­dem folgen­der Satz zugeschrie­ben: «Wir können die nachher immer noch alle erschie­ßen, dass ist überhaupt kein Thema, oder verga­sen, oder wie du willst, mir egal.»

Gauland teilte mit: «Die Herrn Lüth zugeschrie­be­nen Äußerun­gen sind völlig inakzep­ta­bel und in keiner Weise mit den Zielen und der Politik der AfD und der AfD-Frakti­on im Deutschen Bundes­tag verein­bar.» Die Behaup­tung, er habe mit Lüth «über diese Themen auch nur gespro­chen bezie­hungs­wei­se ich hätte die Herrn Lüth zugeschrie­be­nen Äußerun­gen ihm gegen­über sogar gebil­ligt, ist völlig absurd und frei erfun­den», fügte er hinzu.

Gauland hatte Ende 2015, als die Partei trotz des Austritts von Tausen­den Mitglie­dern in der Wähler­gunst wieder besser dastand, in einem «Spiegel»-Interview gesagt: «Natür­lich verdan­ken wir unseren Wieder­auf­stieg in erster Linie der Flüchtlingskrise.»

Lüth war zuerst Sprecher der Partei und später Presse­spre­cher der Bundes­tags­frak­ti­on gewesen. Im April war er freige­stellt worden, nachdem Vorwür­fe laut gewor­den waren, er habe sich in einem Gespräch als «Faschist» bezeich­net. Zuletzt war er für eine andere Funkti­on in der Frakti­on im Gespräch. Lüth war für eine Stellung­nah­me zunächst nicht erreichbar.