RAVENSBURG — Die Ravensburger Bundestagsabgeordnete Agnieszka Brugger hat sich am Mittwoch über die Zukunftsprojekte des Vereins Solidarische Landwirtschaft Ravensburg e. V. informiert. Corona- und jahreszeitlich bedingt fand das Treffen mit David Steyer, Gärtner und integrativer Gartentherapeut, und Sabine Meier, Mitglied des Vorstands und des Teams von Gärtnerinnen und Gärtnern, virtuell statt. Ausgetauscht haben sich die Bundestagsabgeordnete der Grünen und die Solawi-Mitglieder über Wege hin zu mehr Nachhaltigkeit bei der Nahrungsmittelproduktion, die Gemeinsame Agrarpolitik der EU und Finanzierungsmöglichkeiten für eine klima- und umweltverträglichere Landwirtschaft.
Die Bundestagsabgeordnete der Grünen sagte, sie habe große Sympathie für diese andere Form des Wirtschaftens und der Landwirtschaft, die nachhaltig und solidarisch arbeitet. “Solche Initiativen, die Solidarität und Umweltschutz leben, müssen viel stärker auch finanziell unterstützt werden. Sie schaffen eine Alternative zu einer kapitalistischen Logik, die Nahrungsmittel nach dem Motto: Je billiger, desto besser behandelt.“ Der aktuelle Diskussionsstand um die Agrarpläne der EU stehe in einem unverantwortlichen Widerspruch zu ihren eigenen Klimaschutzzielen und dem Europäischen Green Deal. „Wir brauchen dringend eine Agrarwende, die regionale Landwirtschaft fördert und damit gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz leistet, Artenvielfalt rettet und das Grundwasser schützt“, so Agnieszka Brugger. Ein großes Problem in der bisherigen Praxis, aber auch im Rahmen der aktuellen Verhandlungen für die nächsten Jahre bleibe eine Förderung, die sich sehr stark an der Größe der Fläche orientiere, Leistungen für Umwelt und die Allgemeinheit aber nur völlig unzureichend unterstütze.
David Steyer hatte zuvor angemahnt, dass er sich mehr Unterstützung wünscht. Er schlug vor, dass Solawis wie die in Ravensburg und andere nachhaltige Betriebe als gemeinnützig anerkannt werden, da sie einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz sowie dem Erhalt der Biodiversität und dem Schutz des Grundwassers spielen. Denn der Aufbau von Boden sei nicht nur die Basis für gesunde Ernährung, sondern wirke gleichzeitig der Klimaerwärmung entgegen, da fruchtbarer Boden mehr CO2 speichere. Unterstützung beim Bodenaufbau erhält die Solawi Ravensburg dabei vom Bodenfruchtbarkeitsfonds der Biostiftung Schweiz.. „Eine andere Form der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelversorgung sind möglich, das zeigt dieses Projekt wie viele großartige Initiativen in der Region.“ stellte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen im Bundestag klar.
Eine gute Nachricht aus Sicht von Agnieszka Brugger ist, dass die Solawi ab Januar 2021, insgesamt 6,5 Hektar Ackerlandvon den Verpächtern, Familie Stiefel bewirtschaften wird, wie Sabine Meier im Gespräch berichtete. „Der Pachtvertrag läuft bis 2032“, so das Solawi-Vorstandsmitglied. Die Solawi plant unter anderem ein neues Gewächshaus mit Notheizung – bisher gibt es nur Kaltgewächshäuser. Damit die Ravensburger Solawi, die sich 2021 als Demeterbetrieb zertifiziere lassen möchte, Ausbildungsbetrieb werden und auch den Bau von Sozialräumen finanzieren kann, benötigt sie nach Aussage von David Steyer rund 100.000 Euro. Der Verein hat deshalb eine Crowdfunding-Kampagne gestartet.
Momentan vergibt die Solawi etwa 150 Gemüseanteile an ihre Mitglieder. Mit den Anteilen finanziert die Solawi ihr Jahresbudget, einschließlich der Löhne für die Mitarbeitenden. Wie viel einzelne Mitglieder für einen Anteil des saisonalen Gemüses von Möhren bis zum Kohl bezahlen möchten, entscheiden sie selbst. Nach dem Motto: Wer viel hat darf viel geben- wer wenig hat darf wenig geben.
Zusätzliche Information: Link zur erwähnten Crowdsourcing-Kampagne: (Link: https://www.ecocrowd.de/projekte/solawi-saet-zukunft/)