BERLIN (dpa) — Bisher war alles Vorge­plän­kel. Jetzt geht es ans Einge­mach­te. Noch nie haben SPD, Grüne und FDP Koali­ti­ons­ge­sprä­che geführt. Umso größer ist die Heraus­for­de­rung, vor der sie stehen.

Nach der Zustim­mung ihrer Partei­gre­mi­en berei­ten sich SPD, Grüne und FDP auf den Beginn von Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen vor. Die Gesprä­che könnten noch in dieser Woche starten.

Zunächst wollen sich erneut die General­se­kre­tä­re zusam­men­schlie­ßen, um die Gesprä­che zu struk­tu­rie­ren. Welche Arbeits­grup­pen gebil­det werden, kann ein Vorzei­chen für mögli­che späte­re Minis­te­ri­en sein. Erklär­tes Ziel ist eine Regie­rungs­bil­dung vor Weihnachten.

Ergeb­nis­pa­pier liegt vor

SPD-Chef Norbert Walter-Borjans räumte ein, dass Vorha­ben und Pläne der mögli­chen Ampel-Koali­ti­on noch nicht durch­fi­nan­ziert sind. «Die Finan­zen müssen hinter­legt werden, ganz klar», sagte er den Zeitun­gen der Funke Medien­grup­pe. Bei Inves­ti­tio­nen in die Zukunft sei auch eine teilwei­se Finan­zie­rung mit Kredi­ten gerecht­fer­tigt, «die Schul­den­brem­se enthält dafür durch­aus Spiel­räu­me». Dazu kämen die Möglich­kei­ten staat­li­cher Insti­tu­tio­nen wie der Förderbanken.

Am Freitag hatten die Unter­händ­ler der Partei­en ihre Sondie­run­gen beendet und ein Ergeb­nis­pa­pier vorge­stellt. Danach soll es keine Steuer­erhö­hun­gen geben und die Schul­den­brem­se einge­hal­ten werden. Der gesetz­li­che Mindest­lohn soll auf 12 Euro pro Stunde steigen. Beim Klima­schutz sind unter anderem ein beschleu­nig­ter Ausbau der erneu­er­ba­ren Energien und ein Kohle­aus­stieg im Ideal­fall schon bis 2030 geplant.

FDP stimm­te zuletzt zu

Als letzte der drei Partei­en hatte am Montag die FDP dem Sondie­rungs­er­geb­nis zugestimmt und für die Aufnah­me von Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen votiert. Dabei wird es in den kommen­den Wochen auch um den Zuschnitt und die Beset­zung der Minis­te­ri­en gehen.

Vor allem um das Finanz­mi­nis­te­ri­um bahnt sich eine Ausein­an­der­set­zung zwischen Grünen und FDP an. FDP-Chef Chris­ti­an Lindner hat bereits sein Inter­es­se signa­li­siert, Grünen-Co-Chef Robert Habeck reagier­te verär­gert. Aller­dings sollen zunächst die inhalt­li­chen Vorha­ben des Koali­ti­ons­ver­trags festge­legt werden.

Roth: Erst Inhal­te, dann Ressorts

Die Grünen-Politi­ke­rin Claudia Roth erwar­tet harte inhalt­li­che Ausein­an­der­set­zun­gen. «Natür­lich werden die nächs­ten Wochen in dem Ringen um eine zukunfts­ver­ant­wort­li­che Politik inten­siv, anstren­gend und auch schwie­rig sein», sagte Roth, die dem Verhand­lungs­team ihrer Partei angehört, der «Augsbur­ger Allge­mei­nen». «Erst einmal verhan­deln wir jetzt über die Inhal­te, die Ressort­auf­tei­lung folgt zum Schluss.»

Roth beton­te, bisher hätten die poten­zi­el­len Regie­rungs­part­ner weder über die Beset­zung von Minis­te­ri­en noch über den Zuschnitt von Ressorts geredet. Forde­run­gen der FDP-Politi­ker Marco Busch­mann und Wolfgang Kubicki, das Finanz­mi­nis­te­ri­um an Lindner zu verge­ben, wies sie als unpas­send zurück. «Das ist eine Disso­nanz, die den Sound, der bisher wirklich gut war, stört», sagte Roth. «Solche Töne braucht es eigent­lich nicht und sie machen es auch nicht einfacher.»