KABUL (dpa) — Die Sicher­heits­la­ge am Flugha­fen Kabul spitzt sich weiter zu. In der Nacht zu Montag greifen Unbekann­te den Flugha­fen an. An dem Abwehr­ge­fecht sind auch deutsche Solda­ten beteiligt.

Die Bundes­wehr hat sich am Flugha­fen Kabul zusam­men mit US-Solda­ten und afgha­ni­schen Sicher­heits­kräf­ten erstmals ein Feuer­ge­fecht mit unbekann­ten Angrei­fern geliefert.

Dabei wurde ein Soldat der inzwi­schen aufge­lös­ten afgha­ni­schen Armee getötet, der zusam­men mit den inter­na­tio­na­len Kräften zum Schutz des Flugha­fens einge­setzt war. Drei weite­re afgha­ni­sche Sicher­heits­kräf­te wurden verletzt, wie das Einsatz­füh­rungs­kom­man­do der Bundes­wehr mitteil­te. Alle deutschen Solda­ten seien unver­letzt geblieben.

Den Angaben zufol­ge kam es zu dem Schuss­wech­sel um 04.13 Uhr (MESZ) am Nordtor des Airports. Von dem Flugha­fen starten die Evaku­ie­rungs­flü­ge, mit denen westli­che Staaten nach der Macht­über­nah­me der militant-islamis­ti­schen Taliban eigene Bürger und afgha­ni­sche Ortskräf­te außer Landes bringen.

Solda­ten der ehema­li­gen afgha­ni­schen Armee sind an der äußeren Zugangs­schleu­se zum Flugha­fen einge­setzt sind. Eine zweite, innere Zugangs­schleu­se wird von US-Solda­ten bewacht.

Die verletz­ten Solda­ten wurden von norwe­gi­schen Sanitä­tern auf dem Flugha­fen­ge­län­de behan­delt. In den vergan­ge­nen Tagen hatte sich die Sicher­heits­la­ge zugespitzt. Auch zwei Deutsche wurden auf dem Weg zum Flugha­fen verletzt, mindes­tens einer davon durch Schüs­se. Im Gedrän­ge vor den zeitwei­se geschlos­se­nen Toren des Flugha­fens gab es am Wochen­en­de Tote.

Die deutsche Botschaft hatte gewarnt, dass es an den Zugän­gen immer noch sehr häufig zu gefähr­li­chen Situa­tio­nen und bewaff­ne­ten Ausein­an­der­set­zun­gen komme. Das Tor im Norden sei weiter geschlos­sen. Aufgrund der Sicher­heits­la­ge riet die Botschaft Bundes­bür­gern und afgha­ni­schen Ortskräf­ten «dringend» von Fahrten zum Flugha­fen ab. Es sei vorläu­fig grund­sätz­lich siche­rer, zu Hause oder an einem geschütz­ten Ort zu bleiben.

Über die Angrei­fer am Flugha­fen wurde zunächst nichts bekannt. Die US-Regie­rung hatte erst am Sonntag Sorgen vor einem Anschlag der Terror­mi­liz Islami­scher Staat (IS) am Flugha­fen oder in der Umgebung geäußert. «Die Bedro­hung ist real, sie ist akut, sie ist anhal­tend», sagte der Natio­na­le Sicher­heits­be­ra­ter von US-Präsi­dent Joe Biden, Jake Sulli­van, im Sender CNN. Man nehme die Warnun­gen «absolut todernst». Die militant-islamis­ti­schen Taliban und der regio­nal aktive Zweig des IS sind verfein­det und haben in der Vergan­gen­heit gegen­ein­an­der gekämpft.

Die Bundes­wehr hat inzwi­schen mehr als 2700 Menschen aus Kabul ausge­flo­gen, darun­ter mehr als 1800 Afgha­nen. In der Haupt­stadt des Nachbar­lan­des Usbeki­stan, Tasch­kent, lande­te nach Angaben der Bundes­wehr aus der Nacht ein Flugzeug mit 213 Passa­gie­ren. Vor einer Woche hatten die militant-islamis­ti­schen Taliban Kabul erobert und die Macht übernom­men. Seitdem fürch­ten sich Opposi­tio­nel­le, Journa­lis­ten, Menschen­recht­ler und auch Ortskräf­te, die für westli­che Staaten tätig waren, vor Racheaktionen.