MARIUPOL (dpa) — Die Schre­ckens­nach­rich­ten aus der belager­ten ukrai­ni­schen Stadt Mariu­pol reißen nicht ab. Nun soll ein Theater bombar­diert worden sein, das Hunder­te Zivilis­ten als Schutz­raum nutzten.

Für einen offen­bar verhee­ren­den Bomben­an­griff auf ein Theater­ge­bäu­de in der belager­ten ukrai­ni­schen Stadt Mariu­pol haben sich Kiew und Moskau gegen­sei­tig die Schuld gegeben.

Ukrai­ni­schen Behör­den­an­ga­ben zufol­ge hatten sich mehr als 1000 Menschen in dem Theater befun­den. Der Vorfall sei eine «weite­re Tragö­die» in der Stadt, schrieb Bürger­meis­ter Wadim Bojchen­ko in der Nacht auf seinem Telegram-Kanal. Der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj sagte in einer Video­bot­schaft, die Menschen hätten dort Schutz vor Beschuss gesucht. Nun sei das Gebäu­de zerstört. Man habe noch keine Infor­ma­tio­nen zu Todesopfern.

Noch keine Infor­ma­tio­nen zu Todesopfern

«Hefti­ger russi­scher Angriff auf das Drama-Theater, wo sich Hunder­te unschul­di­ger Zivilis­ten versteckt haben», schrieb der ukrai­ni­sche Außen­mi­nis­ter Dmytro Kuleba am Mittwoch­abend auf Twitter.

Russlands Vertei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um wieder­um behaup­te­te, am Mittwoch gar keine Luftan­grif­fe gegen Boden­zie­le in Mariu­pol ausge­führt zu haben und machte das ukrai­ni­sche natio­na­lis­ti­sche Regiment Asow für die Attacke verant­wort­lich. Menschen sollen verschüt­tet worden sein, zunächst gab es keine Angaben zu Opfern.

Der zentra­le Bau und der Eingang zum Schutz­kel­ler in dem Gebäu­de seien zerstört worden, schrieb die Stadt­ver­wal­tung. «Es ist noch immer unmög­lich, das Ausmaß dieser furcht­ba­ren und unmensch­li­chen Tat zu erfas­sen.» Videos im Inter­net zeigen Schutt, Trümmer und dichte Rauch­wol­ken. Moskau wieder­um warf den ukrai­ni­schen Solda­ten vor, das Gebäu­de zuerst vermint und angegrif­fen zu haben. Die Angaben beider Seiten ließen sich zunächst nicht unabhän­gig überprüfen.

Auch Schwimm­bad soll bombar­diert worden sein

Neben dem Theater soll ukrai­ni­schen Angaben zufol­ge noch ein weite­rer Ort bombar­diert worden sein, an dem sich Zivilis­ten aufhiel­ten. Getrof­fen worden sei ein Schwimm­bad, in dem Frauen mit Kindern sowie Schwan­ge­re Schutz gesucht hätten, melde­te die Agentur Unian unter Berufung auf den Chef der Militär­ver­wal­tung des Gebiets Donezk, Pawlo Kyryl­en­ko. Menschen seien verschüt­tet worden, sagte Kyryl­en­ko demnach. Auch für diesen Angriff machte die ukrai­ni­sche Seite russi­sche Solda­ten verantwortlich.

Mariu­pol ist seit Wochen von russi­schen Truppen einge­schlos­sen und wird von mehre­ren Seiten aus beschos­sen. Hundert­tau­sen­de Menschen sollen unter katastro­pha­len Bedin­gun­gen in der Stadt am Asowschen Meer einge­schlos­sen sein.