STUTTGART (dpa) — Film- und Drehar­bei­ten sind wegen Corona einge­schränkt oder ganz zum Erlie­gen gekom­men. Einer der wenigen Zweige, die in der Unter­hal­tungs­bran­che derzeit keine Proble­me hat, ist der Animationsfilm.

Wegen der Corona­vi­rus-Pande­mie wird das Inter­na­tio­na­le Trick­film­fes­ti­val (ITFS) in Stutt­gart zwar auch in diesem Jahr nur online und per Mausklick übertra­gen. Auf die Lage in der Branche hat das Virus aber keinen größe­ren Einfluss.

«Unser Eindruck, der sich aus Gesprä­chen und Meetings in der Branche ergibt, ist der, dass der Großteil der Anima­ti­ons- und Gamesstu­di­os in der Region und weltweit sehr gut ausge­las­tet zu sein scheint», sagte der künst­le­ri­sche ITFS-Geschäfts­füh­rers Ulrich Wegen­ast vor dem Auftakt des Festi­vals. Einige Studi­os suchten sogar hände­rin­gend Mitar­bei­ter, Auftrags­bü­cher seien sehr gut gefüllt.

«Die Corona-Krise hat der Anima­ti­ons- und Games­bran­che im Gegen­satz zu anderen Branchen nicht gescha­det», sagte Wegen­ast, der für die ITFS-Veran­stal­te­rin Film- und Medien­fes­ti­val gGmbH arbei­tet. Sie sei techno­lo­gisch und durch weltweit koope­rie­ren­de Netzwer­ke bestens aufge­stellt. Die Arbeit für einen großen Anima­ti­ons­film könne auf viele Studi­os und Dienst­leis­ter aufge­teilt werden, jeder trage seinen Teil zum Gesamt­pro­jekt bei.

«Ein Studio hat sich auf die Anima­ti­on von Charak­te­ren spezia­li­siert, ein anderes auf die umgeben­de Landschaft, ein drittes gestal­tet die Oberflä­chen und Struk­tu­ren, ein viertes sorgt für den korrek­ten Bewegungs­ab­lauf und so weiter», sagte Wegen­ast. Ausge­klü­gel­te Software­pro­gram­me, Daten­ban­ken und die enge Zusam­men­ar­beit bräch­ten diese Zweige zusammen.

Das Trick­film-Festi­val sollte ursprüng­lich vom 4. bis zum 9. Mai live statt­fin­den. Nun wird es eine «digita­le Versi­on» der Veran­stal­tung im selben Zeitraum geben. Wettbe­werbs­bei­trä­ge sollen unter anderem als Stream abruf­bar sein. Auf den verschie­de­nen Platt­for­men stehen insge­samt mehr als 400 Filme auf dem Programm, darun­ter etwa 20 Langfil­me. Dazu zählen im frei verfüg­ba­ren Live-Stream die animier­te Verfil­mung von Mozarts «Zauber­flö­te» sowie «Heidi» und «Die Biene Maja». Gezeigt werden zudem zahlrei­che Deutsch­land­pre­mie­ren wie der Puppen­trick­film «Strike» aus Großbri­tan­ni­en oder «Petit Vampi­re» aus Belgien/Frankreich sowie der oscar­no­mi­nier­te Klassi­ker «Das große Rennen von Belleville».

Die Veran­stal­ter zeigen sich bislang zufrie­den mit dem Vorver­kauf, sie nennen aber keine konkre­ten Zahlen. Die Verkäu­fe vom Vorjahr würden wahrschein­lich übertrof­fen, teilten sie auf Anfra­ge mit. Nach der Online-Versi­on im vergan­ge­nen Jahr werde man zwar erneut die Begeg­nung und den persön­li­chen Austausch am Ort vermis­sen, sagte Wegen­ast. «Aber durch die Online-Editi­on des Festi­vals errei­chen wir auch Menschen, die bisher nicht zum Festi­val kommen konnten, sei es aufgrund der Entfer­nung, finan­zi­el­ler oder sonsti­ger Barrie­ren.» Die Anima­ti­ons­kul­tur werde auf diesem Weg nach Hause vor den Bildschirm gebracht.