Video­auf­nah­men von misshan­del­ten Milch­kü­hen erschüt­ter­ten im Juli 2019 viele Menschen. Fünf Betrie­be sollen gegen den Tierschutz versto­ßen haben. In zwei Fällen gibt es inzwi­schen eine Anklage.

Die Staats­an­walt­schaft hat die Betrei­ber eines der größten Milch­vieh­be­trie­be in Bayern wegen Verstö­ßen gegen das Tierschutz­ge­setz angeklagt. Die beiden Landwir­te aus dem Raum Bad Grönen­bach und vier ihrer leiten­den Angestell­ten sollen zwischen März und Oktober 2019 mehrmals Rinder misshan­delt und vernach­läs­sigt haben, wie die Ankla­ge­be­hör­de am Freitag in Memmin­gen mitteil­te. Das Landge­richt Memmin­gen wird voraus­sicht­lich im Frühjahr 2021 darüber entschei­den, ob es zum Prozess kommt.

Die sechs Angeklag­ten sollen unter anderem 58 kranke Rinder nicht von Tierärz­ten haben behan­deln lassen. Fünf von ihnen sollen zudem mehrmals Rindern beim Trans­port mit einem Radla­der erheb­li­che Schmer­zen und Leiden zugefügt haben. Bei einer Verur­tei­lung könnten ihnen Geldstra­fen oder bis zu drei Jahre Haft drohen.

Das Landge­richt muss zuvor aber noch entschei­den, ob es die Ankla­ge zulässt — was noch dauern wird. Die Vertei­di­gung habe schon mitge­teil­te, dass sie eine länge­re Zeit für eine Stellung­nah­me brauchen werde, sagte ein Sprechers des Landgerichts.

Video­auf­nah­men, die aus dem Großbe­trieb stammen sollen, hatten im Juli 2019 den sogenann­ten Allgäu­er Tierschutz-Skandal ausge­löst. Zu sehen war dort unter anderem, wie Kühe getre­ten und geschla­gen oder mit einem Traktor durch einen Stall geschleift werden. Insge­samt fünf Betrie­be aus dem Allgäu gerie­ten darauf­hin wegen Verstö­ßen größe­ren Ausma­ßes in den Fokus von Kontroll­be­hör­den und Ermittlern.

Anfang August hatte die Staats­an­walt­schaft bereits Ankla­ge gegen zwei Rinder­hal­ter aus Bad Grönen­bach, einen Vater und seinen Sohn, erhoben, die im Verdacht stehen, 54 kranken Rindern eine Behand­lung vorent­hal­ten zu haben. Diese führten drei Höfe in den Landkrei­sen Unter­all­gäu, Oberall­gäu und in der Stadt Kempten, haben den Betrieb inzwi­schen aber einge­stellt. In dem Fall werde das Landge­richt ebenfalls im Frühjahr entschei­den, ob es das Verfah­ren eröff­ne, sagte der Gerichtssprecher.