MÜNCHEN (dpa/lby) — Wieso heißt es Ozapft is — und wie kommt man, ganz praktisch, aufs Oktober­fest­ge­län­de? Was ist ein Noagerl? Was ist gemeint, wenn jemand anban­deln will? Alles Wissens­wer­te zum Oktoberfest.

Nach zwei Jahren Corona-Pause wird erstmals wieder das Oktober­fest gefei­ert. Am Samstag ist Anstich — oder heißt das Ozapft? Wie groß darf die Tasche auf dem Festge­län­de sein, wo kann man parken? Vieles ist über die lange wiesn­lo­se Zeit in Verges­sen­heit geraten. Eine kleine Auffri­schung — und das Wichtigs­te zum neuen Thema Corona auf der Wiesn.

Der Überblick

Corona-Regeln: Die Wiesn findet wie alle Volks­fes­te ohne Aufla­gen statt. Erst in den öffent­li­chen Verkehrs­mit­teln muss wieder die Maske her.

Infek­ti­ons­ge­fahr: Medizi­ner rechnen durch das Fest mit einer neuen Corona-Welle. Die Infek­ti­ons­ge­fahr vor allem im Bierzelt sei hoch. Sie raten Menschen mit erhöh­tem Risiko, das Fest zu meiden — oder jeden­falls nicht im Zelt zu feiern. Festlei­ter Clemens Baumgärt­ner (CSU) mahnte im Bayeri­schen Rundfunk, wer sich nicht gesund fühle oder vulner­ablen Gruppen angehö­re, sollte «eher nicht hingehen».

Anstich: Um Punkt 12.00 Uhr sticht der Münchner
Oberbür­ger­meis­ter am ersten Wiesn-Samstag in der Anzapf­bo­xe im Schot­ten­ha­mel-Zelt das erste Fass an.

Ozapft is: Das ist der tradi­tio­nel­le Ruf des Stadt­ober­haupts, wenn das erste Bier aus dem 200-Liter-Fass rinnt. Damit ist das Fest eröffnet.

Bier: Vorsicht! Stärker als norma­les Bier. Es hat bei einer höheren Stamm­wür­ze 5,8 bis 6,4 Prozent Alkohol, norma­les Helles hat etwa 4,8 Prozent. Eine Maß enthält so viel Alkohol wie acht Schnäp­se, fünf Maß entsprä­chen einer Flasche Schnaps. Folgen: oft unschön.

Maß: Im Maß-Krug wie das Bier serviert. Die Maß — weiblich! — sollte einen Liter Bier enthal­ten, wobei Kontrol­leu­re auf der Wiesn ein Auge zudrü­cken. In der Eile ist es wegen des Schaums schwer, die Maß wirklich voll zu bekommen.

Noagerl: Der unappe­tit­li­che Rest in der Maß heißt Noagerl und teilt die Welt in drei Typen von Trinkern: Die, die auf den letzten Schluck verzich­ten, die, die ihn trinken, und die, die ihn gleich in die nächs­te Maß kippen.

Preise: Der Preis für einen Liter Festbier variiert zwischen 12,60 Euro und 13,80 Euro. Das ist ein Plus von 15,77 Prozent im Vergleich zur letzten Wiesn 2019. Bei den Speisen soll es nicht ganz so viel sein. Die explo­die­ren­den Gas- und Strom­kos­ten werden aber nicht auf die Gäste durch­schla­gen, es gelten festge­leg­te Energie-Preise.

Bierzelt: Meist voll. Gute Chancen auf einen Platz gibt es mittags. Die reser­vier­ba­ren Plätze sind fast überall weg. Vorsicht bei Inter­net-Angebo­ten: Dort werden Reser­vie­run­gen zu astro­no­mi­schen Preisen gehan­delt, mit vierstel­li­gen Beträ­gen für einen Tisch. Wirte wehrten sich teils gericht­lich erfolg­reich gegen die Zweitverkäufe.

Öffnungs­zeit: Kompli­ziert. Ab 9.00 Uhr dürfen Gäste aufs Festge­län­de. Die Zelte öffnen am Wochen­en­de und feier­tags um 9.00 Uhr und unter der Woche 10.00 Uhr bis 23.30 Uhr. Der Ausschank endet unter­schied­lich. Fahrge­schäf­te begin­nen nach dem Eröff­nungs­tag ab 9.00 Uhr und sind in der Regel bis 23.30 Uhr offen. Am Freitag, an den Samsta­gen und am dritten Sonntag schlie­ßen sie um Mitter­nacht. Die Oidn Wiesn hat andere Zeiten: Sie ist von 10.00 bis 22.30 Uhr offen.

Gepäck: Am besten zuhau­se lassen. Gepäck­auf­be­wah­rung ist an den Eingän­gen aber möglich. Erlaubt sind Taschen und Rucksä­cke mit einem Volumen bis drei Liter. Die Festlei­tung sprach der Anschau­lich­keit halber stets von drei Milch­tü­ten — was für die meisten Gäste nicht wirklich Sinn machen dürfte, wer nimmt schon drei Liter Milch mit auf die Wiesn, wo es doch Bier gibt.

Autofah­ren und Parken: Aussichts­los. Deshalb Park & Ride an einem ferner gelege­nen S- oder U‑Bahnhof am Stadt­rand. Im weite­ren Umkreis um das Festge­län­de gibt es einen Sperr­ring, in den nur Anwoh­ner mit dem Auto einfah­ren können.

Züge, S- und U‑Bahn: Die Deutsche Bahn und die Münch­ner Verkehrs­ge­sell­schaft stocken ihr Angebot auf. Die Deutsche Bahn hat 470 zusätz­li­che Fahrten von Nahver­kehr- und S‑Bahnzügen geplant. Die U‑Bahnen fahren im Sonder-Takt alle 2,5 bis 3,3 Minuten. Und die Rolltrep­pen an der U‑Bahnstation There­si­en­wie­se geben Gas: Sie rollen mit 0,68 Metern pro Sekun­de statt mit 0,5 Metern.

Camping: Ein Hotspot ist während des Festes der Camping­platz in Thalkir­chen. Verschie­de­ne Veran­stal­ter haben dort Hunder­te Zelte aufge­stellt, buchbar teils mit Schlaf­sack und (Kater-?)Frühstück — Party pur.

Camper: In Wohnmo­bi­len kommen etwa viele Italie­ner gern, sie parkten früher gern nah am Festge­län­de — und suchten nach dem Wiesn­be­such ihr Wohnmo­bil verge­bens: Abgeschleppt. Inzwi­schen gibt es für Wohnmo­bi­le einen Parkplatz in Riem am Messe­ge­län­de. In die Stadt kommen die Gäste mit S- und U‑Bahn.

Italie­ner-Wochen­en­de: Das mittle­re der drei Wiesn-Wochen­en­den gilt tradi­tio­nell als besucher­stark — und Tausen­de italie­ni­sche Gäste tragen ihren Teil dazu bei.

Dirndl: Gibt es billig rund ums Festge­län­de. Mit Landhaus­mo­de hatte der Trach­ten­hype begon­nen. Minidirndl, Christ­baum-Stil mit Glitzer — alles erlaubt, dabei handelt es sich aber um nicht um echte Tracht.

Derndl: Keine beson­de­re Abart des Dirndls, sondern der Person, die das Dirndl trägt: Derndl ist bairisch und heißt frei übersetzt Mädel.

Anban­deln: Bairi­sches Synonym für Flirten. Das wieder­um gehört zur Wiesn wie Brezn, Bier und Blasmusik.

Gspusi: Klappt es mit dem Flirten, hat man — für mindestens
einen Abend — ein Gspusi.

Lebku­chen­herz: Typisches Mitbring­sel. Gerne mit Schrift­zug Spatzl, Mausi, Prinz, Held — oder einer schlich­ter «Gruß vom Oktoberfest».

Sicher­heit: Das Festge­län­de ist einge­zäunt. Ordner kontrol­lie­ren Besucher an den Eingän­gen strich­pro­ben­ar­tig. Rund 600 Polizei­be­am­te sind im Einsatz, dazu Taschen­dieb­fahn­der aus verschie­de­nen Ländern. Auf dem Gelän­de sind gut 50 Video­ka­me­ras, die mehrfach beitru­gen, Diebstäh­le und sexuel­le Übergrif­fe zu verhindern.

Von Sabine Dobel und Britta Schul­te­jans, dpa