LONDON (dpa) — Zweiein­halb Jahre Haft — so lautet das Urteil für Deutsch­lands einsti­gen Tennis­star Boris Becker nach mehre­ren Insol­venz­straf­ta­ten. In seinem Heimat­land findet er weiter Zuspruch.

Tennis-Legen­de Boris Becker erhält nach seiner Verur­tei­lung zu einer Gefäng­nis­stra­fe viel Anteil­nah­me von anderen Promi­nen­ten. «Für den Menschen Boris tut es mir leid», sagte etwa der frühe­re Fußball­ma­na­ger Reiner Calmund in der «Bild».

«Boris hat die härtes­ten Matches überstan­den. Ich wünsche ihm, dass er auch diese Zeit meistert.» Der Deutsche Tennis Bund (DTB) will weiter zu dem dreima­li­gen Wimble­don-Sieger halten: «Wir nehmen das Urteil mit Respekt und Bedau­ern zur Kennt­nis und wünschen ihm alles Gute für die nächs­te Zeit», sagte Verbands­prä­si­dent Dietl­off von Arnim am Freitag in München. «Wir stehen an seiner Seite.»

Zuvor war Becker von einem Gericht in London wegen mehre­rer Insol­venz­straf­ta­ten zu zweiein­halb Jahren Haft verur­teilt worden. Davon muss der 54-Jähri­ge die Hälfte absit­zen, bevor er den Rest auf Bewäh­rung in Freiheit verbrin­gen darf, wie Richte­rin Deborah Taylor am Southwark Crown Court entschied. Becker wurde am Freitag umgehend in Gewahr­sam genom­men. Er hat nun 28 Tage Zeit, um gegen das Urteil Rechts­mit­tel einzulegen.

«Boris Becker war unser aller Idol», sagte Modede­si­gner Harald Glööck­ler der «Bild». «Egal, ob man mit Tennis etwas anfan­gen konnte oder nicht, hat man sich damit beschäf­tigt. Er wurde regel­recht in den Himmel gehoben — und nun der Absturz ins Unend­li­che.» TV-Modera­to­rin Verona Pooth wünsch­te Becker ebenfalls viel Kraft.

«Boris Becker ist seit Jahrzehn­ten ein fester Bestand­teil der deutschen Tennis­fa­mi­lie. Seine Verdiens­te sind und bleiben einzig­ar­tig», erklär­te DTB-Präsi­dent von Arnim. Becker habe im Tennis natio­nal und inter­na­tio­nal Großes geleis­tet. «Zuletzt unter­stütz­te er den Deutschen Tennis Bund als Head of Men’s Tennis im Leistungs- und Jugend­sport­be­reich und erwies sich in dieser Zeit als große Berei­che­rung und Förde­rer unseres Sports.»

Der deutsche Tennis­spie­ler Oscar Otte, der beim ATP-Turnier in München am Freitag das Halbfi­na­le erreich­te, sagte, Beckers Verur­tei­lung sei schade und traurig — «weil es ist die Tennis-Legen­de in Deutsch­land und er hat Tennis-Deutsch­land zu Tennis-Deutsch­land gemacht mit seiner Leistung».

Becker wurde 2017 für zahlungs­un­fä­hig erklärt

Der deutsche Tennis­spie­ler Alexan­der Zverev sagte «t‑online» in München: «Boris war und ist sehr wichtig für das deutsche Tennis. Das ist traurig zu hören. Ich wünsche ihm das Beste.»

Becker, der in London lebt, wurde 2017 gericht­lich für zahlungs­un­fä­hig erklärt. Darauf­hin musste er den Insol­venz­ver­wal­tern sein Vermö­gen offen­le­gen — dabei ließ er aber nach Einschät­zung des Gerichts wichti­ge Teile aus.

Eine Jury sprach den Deutschen vor drei Wochen in 4 von 24 Ankla­ge­punk­ten schul­dig. Die Laien­rich­ter gelang­ten zu der Ansicht, dass Becker eine Immobi­lie in seinem Heimat­ort Leimen (Baden-Württem­berg) im Schätz­wert von rund 1,2 Millio­nen Euro verschlei­er­te, unerlaub­ter­wei­se insge­samt 427.000 Euro auf andere Konten überwies sowie Antei­le an einer Firma für künst­li­che Intel­li­genz im Wert von 78.600 Euro und eine Darle­hens­schuld in Höhe von 825.000 Euro verschwieg. Nun hatte Richte­rin Taylor das Wort und legte die Gefäng­nis­stra­fe fest.

Baden-Württem­bergs Finanz­mi­nis­ter Danyal Bayaz (Grüne) schrieb bei Twitter, über den Fall Boris Becker: «Rechts­staat­lich richtig und konse­quent». Zugleich ergänz­te er: «Sport­ge­schicht­lich eine Tragödie».

Becker war am Freitag wie bei jeder Sitzung in Beglei­tung seiner Partne­rin Lilian De Carval­ho Montei­ro erschie­nen; das Paar hielt Händchen, als es an zahlrei­chen Fotogra­fen und Kamera­leu­ten vorbei ins Gericht ging. Beckers ältes­ter Sohn Noah trug eine gepack­te Reise­ta­sche, die zu Becker in den Glaskas­ten gestellt wurde, in dem sich der Angeklag­te aufhal­ten musste.

Beckers Tochter Anna Ermako­va zeigte sich nach dem Urteil im Gespräch mit der «Bild»-Zeitung fassungs­los. «Ich bin wirklich in einem Schock, dass mein Vater zu zwei Jahren und sechs Monaten verur­teilt worden ist», sagte sie. «Ich werde ihn unter­stüt­zen, und ich werde ihn besuchen, wann immer ich kann. Ich hoffe, das wird dann ein bisschen helfen, die Zeit zu überstehen.»