STUTTGART (dpa/lsw) — Die baden-württem­ber­gi­sche Apothe­ker­schaft wehrt sich gegen die breite Kritik aus den Reihen der Hausärz­te an den am Diens­tag gestar­te­ten Corona-Impfun­gen. «Ich kann die Ärzte­schaft verste­hen, dass sie dies mit Argwohn sieht, doch wollen wir ihr nichts wegneh­men», sagte der Präsi­dent der Landes­apo­the­ker­kam­mer Baden-Württem­berg, Martin Braun, den «Stutt­gar­ter Nachrich­ten» und der «Stutt­gar­ter Zeitung» (Freitag). Vielmehr böte man einen niedrig­schwel­li­gen Zugang zur Impfung und ergän­ze das bestehen­de Impfan­ge­bot der Ärzte­schaft. Wegen der Flaute an der Impffront herrsche gerade kein großer Run auf die Impfun­gen in den Apothe­ken. «So ist die massi­ve Kritik für mich nicht nachvoll­zieh­bar – wir müssen zusam­men­ar­bei­ten, nicht gegeneinander.»

Im Südwes­ten haben sich bisher 60 von insge­samt 13 500 Apothe­kern mit einem Impfan­ge­bot auf dem Webpor­tal der Kammer regis­triert. 965 lassen sich schulen, 457 haben die Schulung schon abgeschlos­sen, berich­te­ten die beiden Blätter weiter. Auch die Präsi­den­tin des Landes­apo­the­ker­ver­ban­des, Tatja­na Zambo, versteht die Kritik «nur bedingt», wie sie sagte. «Wir möchten Kapazi­täts­gren­zen erwei­tern und die Ärzte­schaft ergän­zen.» Sie sehe eine Chance, Kunden etwa zur Booster­imp­fung zu motivie­ren. «Da können wir ein Impfan­ge­bot machen, das die Ärzte eben nicht machen», sagte Zambo. Die Apothe­ken würden auch erst bei einer weite­ren Auffri­schungs­imp­fung gefor­dert sein. Aber selbst dann erwar­tet sie nicht, «dass die Apothe­ken in ganz großem Stil impfen». Dafür hätten sie zu wenig Personal.

Auch Kritik an den Zusatz­ein­nah­men etwa durch Impfzer­ti­fi­ka­te, Tests und Masken weist die Kammer zurück. «Die Apothe­ken hatten einen höheren Umsatz, aber ich bezweif­le, dass sich die Ertrags­la­ge dadurch signi­fi­kant gebes­sert hat», sagte Braun. «Es sind Einmal­ef­fek­te, die nicht nachhal­tig sein werden für die Zukunft, sodass das Apothe­kenster­ben aus meiner Sicht genau­so weiter­ge­hen dürfte.» Nach Angaben der Kammer gab es Ende 2021 nur noch 1695 Haupt­apo­the­ken und 645 Filial­apo­the­ken im Südwes­ten. Ende 2019, vor der Pande­mie, waren es 1798 Haupt- und 616 Filialapotheken.