«Wir hören aus etlichen Apothe­ken, dass Kunden nach Jodta­blet­ten zur Bevor­ra­tung fragen», sagte Spreche­rin Ursula Seller­berg von der Bundes­ver­ei­ni­gung Deutscher Apothe­ker­ver­bän­de (Abda). Sich in Deutsch­land nun mit Jod einzu­de­cken, um sich vor einer vermeint­li­chen Belas­tung aus einem ukrai­ni­schen Atomkraft­werk zu schüt­zen, sei aber «Panik­ma­che», beton­te Seller­berg. Auch das Bundes­amt für Strah­len­schutz schrieb via Twitter: «Wir empfeh­len es nicht, einen persön­li­chen Vorrat anzulegen.»

In der Nacht auf Freitag war auf dem Gelän­de von Europas größtem Atomkraft­werk in der Ukrai­ne nach Kämpfen ein Feuer ausge­bro­chen, das inzwi­schen gelöscht ist. Erhöh­te Radio­ak­ti­vi­tät sei angeb­lich nicht gemes­sen worden, hieß es. «Radio­lo­gi­sche Auswir­kun­gen auf Deutsch­land sind nach dem Stand der verfüg­ba­ren Infor­ma­tio­nen nicht zu befürch­ten», erklär­te das Bundes­amt für Strah­len­schutz (BfS) mit Stand Freitag­mor­gen (4. März) auf seiner Webseite.

Die Arznei­mit­tel­kom­mis­si­on der Deutschen Apothe­ker wie auch das Bundes­um­welt­mi­nis­te­ri­um raten vor einer selbst­stän­di­gen Jod-Einnah­me ab: Das gesund­heit­li­che Risiko sei erheb­lich, während die Einnah­me aktuell keinen Nutzen habe.

Es sei wichtig, zwischen zwei Arten von Jodprä­pa­ra­ten zu unter­schei­den, erklär­te Seller­berg: Auf der einen Seite gebe es hochdo­sier­te Tablet­ten, die bei einer mögli­chen Havarie eines Atomkraft­werks einge­nom­men werden könnten. Der Bund hält fast 190 Millio­nen dieser hochdo­sier­ten Jodta­blet­ten bevor­ra­tet, um diese bei Bedarf an die Bevöl­ke­rung auszugeben.

Sollte ein Ereig­nis eintre­ten, bei dem radio­ak­ti­ves Jod in der Luft zu erwar­ten ist, überneh­men die Katastro­phen­schutz­be­hör­den die Vertei­lung der Tablet­ten in den mögli­cher­wei­se betrof­fe­nen Gebie­ten. Die Einnah­me von Jodta­blet­ten schützt dabei ausschließ­lich vor der Aufnah­me von radio­ak­ti­vem Jod in die Schild­drü­se, nicht vor der Wirkung anderer radio­ak­ti­ver Stoffe.

Auf der anderen Seite stünden die niedrig­do­sier­ten Tablet­ten, die beispiels­wei­se langfris­tig bei Schild­drü­sen­stö­run­gen einge­nom­men würden und die es in jeder Apothe­ke gebe, so Seller­berg. Sie gab zu beden­ken, dass man von diesen im Fall eines Atomun­glücks theore­tisch eine riesi­ge Menge einneh­men müsse.