WIEN (dpa) — Mehr als 200 Mitar­bei­ter sind im von Russland einge­nom­me­nen AKW Tscher­no­byl seit fast zwei Wochen nonstop im Dienst. Die Inter­na­tio­na­le Atomener­gie­be­hör­de spricht von «mögli­chen Sicherheitsrisiken».

Das ehema­li­ge ukrai­ni­sche Atomkraft­werk Tscher­no­byl ist seit der Einnah­me durch russi­sche Einhei­ten zuneh­mend von der Außen­welt abgeschnitten.

Die Inter­na­tio­na­le Atomener­gie­be­hör­de (IAEA) berich­te­te, dass rund 210 Techni­ker und lokale Sicher­heits­mit­ar­bei­ter seit fast zwei Wochen ununter­bro­chen in dem AKW im Dienst seien, weil unter russi­scher Kontrol­le kein Schicht­wech­sel durch­ge­führt worden sei. Sie hätten zwar Wasser und Nahrung, aber ihre Lage verschlech­te­re sich immer mehr.

Außer­dem habe die IAEA keine Verbin­dung mehr zu ihren Überwa­chungs­ge­rä­ten, die sicher­stel­len, dass in Tscher­no­byl alles Nukle­ar­ma­te­ri­al an seinem Platz ist.

IAEA-Chef Grossi: «Tief besorgt»

«Ich bin tief besorgt wegen der schwie­ri­gen und belas­ten­den Lage der Mitar­bei­ter im Atomkraft­werk Tscher­no­byl, und wegen der mögli­chen Sicher­heits­ri­si­ken, die damit zusam­men­hän­gen», sagte IAEA-Chef Rafael Grossi.

In Tscher­no­byl kam es 1986 zu einem verhee­ren­den Atomun­fall. Noch heute werden dort radio­ak­ti­ve Abfäl­le gelagert. Grossi hat vorge­schla­gen, auf dem AKW-Gelän­de oder an einem anderen Ort mit russi­schen und ukrai­ni­schen Vertre­tern Sicher­heits­ga­ran­tien für ukrai­ni­sche Atoman­la­gen auszuhandeln.

Bislang sind auch ein weite­res AKW und einige andere Einrich­tun­gen mit Bestän­den von Nukle­ar-Materi­al von der russi­schen Invasi­on betrof­fen. Es ist jedoch zu keinem Austritt von radio­ak­ti­vem Materi­al gekommen.