BERLIN (dpa) — Vier Wochen vor der Bundes­tags­wahl zeich­net sich keine Trend­wen­de bei den miesen Umfra­ge­wer­ten für die Union und ihren Kanzler­kan­di­da­ten Armin Laschet ab.

Kurz vor dem ersten TV-Triell der Kanzler­kan­di­da­ten von Union, SPD und Grünen hat eine weite­re Umfra­ge den Aufwärts­trend der SPD im Bundes­tags­wahl­kampf bestätigt.

Laut ZDF-«Politbarometer» gewinnt die SPD von Kanzler­kan­di­dat Olaf Scholz im Vergleich zu vor zwei Wochen drei Prozent­punk­te. Wenn am nächs­ten Sonntag Bundes­tags­wahl wäre, käme die SPD laut Projek­ti­on auf 22 Prozent. Die CDU könnte ebenfalls mit 22 Prozent (minus 4 Punkte) rechnen. Die Grünen liegen bei 20 Prozent, ein Gewinn von einem Prozent­punkt im Vergleich zur vorhe­ri­gen Umfrage.

In der Union wird angesichts der desas­trö­sen Werte immer hefti­ger über Konse­quen­zen für die Wahlkam­pa­gne von Kanzler­kan­di­dat Armin Laschet (CDU) disku­tiert. Laschet, Scholz und die Grünen-Kanzler­kan­di­da­tin Annale­na Baerbock treffen an diesem Sonntag­abend (29. August, 20.10 Uhr bis 22.00 Uhr) bei den priva­ten Sendern RTL und ntv beim ersten von drei sogenann­ten TV-Triel­len aufein­an­der. Vor allem Laschet steht unter Druck — er will bei der Bundes­tags­wahl am 26. Septem­ber nach der 16 Jahre langen Ära von Angela Merkel für die Union das Kanzler­amt verteidigen.

Laut «Polit­ba­ro­me­ter» bleibt die AfD unver­än­dert bei elf Prozent, die Linke verliert einen Punkt und kommt nun auf sechs Prozent. Die FDP fällt einen Prozent­punkt auf zehn Prozent. Die Forschungs­grup­pe Wahlen befrag­te von Diens­tag bis Donners­tag 1300 zufäl­lig ausge­wähl­te Wahlberechtigte.

Scholz mit deutli­chem Vorsprung vor Laschet

Die Meinungs­for­scher sehen einen deutli­chen Vorsprung von Scholz vor Laschet bei der Frage, wen die Wahlbe­rech­tig­ten für kanzler­fä­hig halten. Nur noch 25 Prozent (minus 2) halten Laschet für geeig­net (nicht geeig­net: 71 Prozent). Mit 22 Prozent noch etwas gerin­ger (minus 1) ist der Anteil der Befrag­ten, die Baerbock als geeig­net ansehen (nicht geeig­net: 74 Prozent). 65 Prozent (plus 6) trauen dagegen Scholz das Amt des Bundes­kanz­lers zu (nicht geeig­net: 30 Prozent).

Auch in mehre­ren Umfra­gen anderer Meinungs­for­schungs­in­sti­tu­te hatte die SPD jüngst zugelegt. Eine am Donners­tag veröf­fent­lich­te Kantar-Umfra­ge im Auftrag von «Focus» ergab ebenfalls ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Union und SPD. Eine Erhebung von YouGov und das Trend­ba­ro­me­ter des Insti­tuts Forsa für RTL und n‑tv sahen die Sozial­de­mo­kra­ten zuletzt sogar vorn.

Wahlum­fra­gen sind generell immer mit Unsicher­hei­ten behaf­tet. Unter anderem erschwe­ren nachlas­sen­de Partei­b­in­dun­gen und immer kurzfris­ti­ge­re Wahlent­schei­dun­gen den Meinungs­for­schungs­in­sti­tu­ten die Gewich­tung der erhobe­nen Daten. Grund­sätz­lich spiegeln Umfra­gen nur das Meinungs­bild zum Zeitpunkt der Befra­gung wider und sind keine Progno­sen auf den Wahlausgang.

Minis­ter­prä­si­dent Hans fordert Regierungsteam

Saar-Minis­ter­prä­si­dent Tobias Hans (CDU) forder­te Laschet auf, ein Team mögli­cher Minis­ter zu präsen­tie­ren. «Wir müssen endlich zeigen, wofür die Union steht und mit wem wir neben dem Kanzler­kan­di­da­ten die Zukunft des Landes prägen wollen», sagte er der «Rheini­schen Post». Es gebe in der heuti­gen Minis­ter­rie­ge und der Frakti­ons­spit­ze «viele fähige Köpfe», denen man Verant­wor­tung für das Land zutraue.

Der CDU-Wirtschafts- und Finanz­ex­per­te Fried­rich Merz sagte dagegen bei «Bild Live» zu diesen Forde­run­gen, Laschet habe sich entschlos­sen, das nicht zu tun. Zur Äußerung von Hans sagte er: «Ich bewer­te die Forde­rung nicht, denn ich kenne das Ergeb­nis. Insofern beschäf­ti­ge ich mich mit der Frage nicht.» Bei dem Triell gehe es darum, klare Positio­nen einzu­neh­men. «Wir dürfen uns nicht ständig Themen von anderen vorge­ben lassen, sondern wir müssen eigene Themen beset­zen.» Merz erwar­tet nicht, dass Scholz oder Baerbock eine Koali­ti­on mit der Linken ausschlie­ßen werden. Er sagte: «In beiden Partei­en gibt es starke linke Flügel. Beide können es sich gar nicht leisten, gegen ihre inner­par­tei­li­chen Linken das auszuschließen.

Söder ruft Union zu mehr Anstren­gun­gen auf

CSU-Chef Markus Söder sagte in einem Inter­view für die ARD-Dokumen­ta­ti­on «Wege zur Macht — Deutsch­lands Entschei­dungs­jahr» von Autor Stephan Lamby auf die Frage, ob er sich vorstel­len könne, dass die Union Partner einer von Scholz geführ­ten Bundes­re­gie­rung werde: «Wenn die SPD vor der Union liegt, dann war’s das mit der Union in einer Regie­rung. Weil die SPD etwas anderes will. Wir müssen in dem Fall schon auf Sieg setzen und nicht auf irgend­ei­nen Platz.» Söder rief die Union erneut zu mehr Anstren­gun­gen im Wahlkampf auf: «Man muss schon nochmal Zähne zeigen, eine Schip­pe zulegen.»