RIEDLINGEN — Wie geht es weiter mit der Donau­bahn im westli­chen Landkreis? Kann ein gewünsch­ter Bahnhalt in Ertin­gen reali­siert werden? Wie lässt sich das Angebot auf dieser Schie­nen­stre­cke verbes­sern? „Zur Donau­bahn gibt es einige offene Fragen. Mit der Elektri­fi­zie­rung der Südbahn haben wir im Landkreis einen großen Sprung in ein neues Bahnzeit­al­ter gemacht. Demge­gen­über lag die Donau­bahn bisher im Verkehrs­schat­ten im Land. Vor diesem Hinter­grund ist es mir wichtig, einen regel­mä­ßi­gen Austausch mit dem Verkehrs­mi­nis­te­ri­um zu initi­ie­ren, um für die Bevöl­ke­rung des westli­chen Landkrei­ses Biber­ach eine besse­re Anbin­dung an den Schie­nen­ver­kehr hinzu­be­kom­men. Das heuti­ge Treffen soll dabei ein Start­schuss sein“, sagte Thomas Dörflin­ger, verkehrs­po­li­ti­scher Sprecher der CDU-Landtags­frak­ti­on und Abgeord­ne­ter für den Wahlkreis Biber­ach, als Initia­tor der Auftakt­ver­an­stal­tung unter dem Titel „Schie­nen­gip­fel – Perspek­ti­ven auf der Donaubahn“.

Nach Riedlin­gen ins Rathaus waren gekom­men: Berthold Frieß, Minis­te­ri­al­di­rek­tor im Verkehrs­mi­nis­te­ri­um, die Bürger­meis­ter aus Ertin­gen, Utten­wei­ler, Unlin­gen, Altheim und Kanzach, Peter Hirsch, Verkehrs­amts­lei­ter im Landrats­amt Biber­ach, Dr. Oliver Dümmler, Geschäfts­füh­rer des Vereins Regio-S-Bahn Donau-Iller, sowie CDU-Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­ter Josef Rief und CDU-Europa­ab­ge­ord­ne­ter Norbert Lins.

Gastge­ber und Riedlin­ger Bürger­meis­ter Marcus Schafft werte­te die Zusam­men­set­zung der Gesprächs­run­de als klares Zeichen der Unter­stüt­zung: „Der Leidens­druck in unserer Region ist hoch. Gerade deshalb danke ich Herrn Frieß für seine Anwesen­heit, mit der er zeigt, dass das Verkehrs­mi­nis­te­ri­um um die Bedeu­tung der Donau­bahn für uns im Westen weiß.“ Bisher habe die Donau­bahn im Landkreis Biber­ach mit dem Bahnhof Riedlin­gen ledig­lich einen Halt, der auf der Express­li­nie in nördli­cher Richtung aus Munder­kin­gen und südlich aus Herber­tin­gen im Stunden­takt angesteu­ert würde. Das führe vor allem in den Berufs­haupt­ver­kehrs­zei­ten zu hoher Auslas­tung der Züge. Auch die Taktung sei nicht attrak­tiv genug, damit die Menschen vom PKW auf die Schie­ne umstie­gen. Eine zukünf­ti­ge Verlän­ge­rung der paral­lel zum Express­ver­kehr auf der Donau­bahn einge­setz­ten Regio-S-Bahn bis mindes­tens Riedlin­gen könne hier beispiels­wei­se die dringend notwen­di­ge Entlas­tung und neue Perspek­ti­ven für Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer aus der Region schaf­fen, so Schafft.

„Ich habe verstan­den, dass die Schie­nen­stre­cke im westli­chen Landkreis Biber­ach mehr Aufmerk­sam­keit braucht“, begann Minis­te­ri­al­di­rek­tor Frieß seinen Vortrag. Mit der in der aktuel­len ÖPNV-Strate­gie des Landes veran­ker­ten Mobili­täts­ga­ran­tie beken­ne sich das Verkehrs­mi­nis­te­ri­um zu seiner Verant­wor­tung, den ÖPNV auch in der Fläche zu verbes­sern. Beson­ders im Hinblick auf beschlos­se­ne EU-Emissi­ons­re­duk­ti­ons­zie­le bestehe im Schie­nen­sek­tor großer Handlungsbedarf.

„Wir wollen das ÖPNV-Angebot in Baden-Württem­berg deutlich ausbau­en und die Attrak­ti­vi­tät der Schie­ne weiter­hin konse­quent steigern“, führte Frieß aus. Für die Abschnit­te der Donau­bahn seien bereits Machbar­keits­stu­di­en bei der DB Netz AG in Auftrag gegeben, die poten­ti­el­le Varian­ten zur Fortent­wick­lung des Fahrplan­an­ge­bots und die Erschlie­ßung weite­rer Bahnhö­fe prüfen sollten. Ein Halt der Regio-S-Bahn in Riedlin­gen sei bereits begut­ach­tet und umsetz­bar, so Fries. Voraus­set­zung sei aller­dings ein Ausbau der Schie­nen­in­fra­struk­tur im Rahmen des Projekts Regio-S-Bahn Donau-Iller. Mit weite­ren Bahnhal­ten der S‑Bahn-Linie, wie zum Beispiel in Ertin­gen / Neufra, beschäf­ti­ge man sich aktuell inten­siv. Hier müsse man noch entspre­chen­de Gutach­ten aus den Studi­en abwar­ten, um aus verschie­de­nen Varian­ten die ökono­misch und fahrplan­struk­tu­rell sinnvolls­te Lösung zu finden. Bei der Reali­sie­rung und der Taktver­dich­tung für zusätz­li­cher Halte sei auch die Mitver­ant­wor­tung der Region gefragt.

Unter techni­schen Gesichts­punk­ten könne Frieß bereits jetzt zusagen, dass die aktuell einge­setz­ten Diesel­trieb­wa­gen mit Neige­tech­nik bis 2027 durch moder­ne­re und klima­freund­li­che­re Züge ersetzt werden sollen. Zu klären sei hier aber noch, inwie­fern batte­rie­be­trie­be­ne oder wasser­stoff­be­tank­te Züge zum Einsatz kommen könnten. Während ein Schie­nen­fahr­zeug im Batte­rie­be­trieb mit Lademög­lich­keit höhere Unter­halts­kos­ten verur­sa­che, wären wasser­stoff­be­trie­be­ne Züge in der Anschaf­fung teurer. Auch hier soll ein derzeit laufen­des Gutach­ten weite­re, entschei­dungs­för­dern­de Erkennt­nis­se bringen.

Für Regio-S-Bahn Geschäfts­füh­rer Dümmler waren das insge­samt positi­ve Signa­le aus dem Minis­te­ri­um: „Das Land denkt hier in die richti­ge Richtung und hat den Apell aus der Region verstan­den.“ Verkehrs­amts­lei­ter Peter Hirsch sah das ebenso: „Mit diesen neuen Erkennt­nis­sen bin ich zufrie­den und freue mich, dass nun auch das Land den Fokus auf das bei uns im Landkreis äußerst brennen­de Thema der Donau­bahn richtet. Wir, der Landkreis und beson­ders unser Landrat Dr. Heiko Schmid haben uns schon immer engagiert für Verbes­se­run­gen auf der Donau­bahn einge­setzt. An der Unter­stüt­zung des Biber­acher Landkrei­ses wird es bei Umset­zung der in Aussicht gestell­ten Maßnah­men jeden­falls nicht scheitern.“

Die Anregung des Biber­acher CDU-Wahlkreis­ab­ge­ord­ne­ten Thomas Dörflin­ger, den Austausch zu inten­si­vie­ren und regel­mä­ßig statt­fin­den zu lassen, nahm Minis­te­ri­al­di­rek­tor Frieß auf: „Mit unserer heuti­gen Veran­stal­tung verbin­de ich den Auftakt einer Gesprächs­run­de, in der wir kommu­nal- und landes­po­li­tisch geschlos­sen an Lösungs­stra­te­gien arbei­ten, um für die Gemein­den des westli­chen Landkreis Biber­ach ein gutes und verläss­li­ches Zugan­ge­bot hinzu­be­kom­men.“ So sollen in einem Folge­ter­min die dann vorlie­gen­den Ergeb­nis­se aus den Studi­en bespro­chen und auf dieser Basis weite­re Maßnah­men einge­lei­tet werden. Bereits jetzt scheint klar: Auf der Donau­bahn wird sich etwas tun!