TROSSINGEN — Minis­ter Franz Unter­stel­ler und Unter­neh­mer Norbert Rethmann eröff­nen neue ReFood-Nieder­las­sung in Trossin­gen  Am 16. Oktober hat ReFood die Eröff­nung seiner neuen Nieder­las­sung in Trossin­gen nachge­holt. Den Betrieb hat der Stand­ort bereits am 15. Juni aufge­nom­men. Durch die Corona-Pande­mie verzö­ger­te sich jedoch die Eröffnungsveranstaltung. 

Die Entsor­gung von Speise­res­ten und überla­ger­ten Lebens­mit­teln und ihre Verwer­tung zu nachhal­ti­ger Energie finden nun auch in Trossin­gen statt. Mit dem neu eröff­ne­ten zweiten Stand­ort in Baden-Württem­berg verfolgt ReFood als Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men auch weiter­hin ein ökolo­gisch wie ökono­misch sinnvol­les Konzept. Bei der nachge­hol­ten Eröff­nung der Nieder­las­sung am 16. Oktober waren unter anderem der Landes­mi­nis­ter für Umwelt, Klima und Energie­wirt­schaft, Franz Unter­stel­ler, der Tuttlin­ger Landrat Stefan Bär, Trossin­gens Bürger­meis­ter Dr. Clemens Maier sowie der Ehren­auf­sichts­rats­vor­sit­zen­de der RETHMANN-Gruppe, Norbert Rethmann, vor Ort.

Im Hinblick auf das ReFood-Geschäfts­mo­dell hob Landes­um­welt­mi­nis­ter Unter­stel­ler spezi­ell den Nachhal­tig­keits­aspekt hervor: „In Deutsch­land, wie in den meisten Indus­trie­na­tio­nen, fallen viele Lebens­mit­tel­res­te an. Den unver­meid­ba­ren Teil dieser Reste noch weiter zu verwer­ten und so nachhal­tig Energie zu erzeu­gen und die Umwelt zu schonen – das ist unsere Verant­wor­tung und der wird man hier mit beson­ders innova­ti­ven Lösun­gen gerecht.“

Der Ehren­auf­sichts­rats­vor­sit­zen­de der RETHMANN-Gruppe, Norbert Rethmann, dankte dem Bürger­meis­ter und dem Gemein­de­rat für die aktive Unter­stüt­zung: „Die Koope­ra­ti­on mit den zustän­di­gen Behör­den ist reibungs­los und konstruk­tiv verlau­fen. Dieser neue Stand­ort stellt einen wichti­gen wirtschaft­li­chen Faktor in der Region dar, insbe­son­de­re vor dem Hinter­grund der wachsen­den Bedeu­tung von nachhal­ti­ger Verwertung.“

In Trossin­gen ist ReFood zunächst mit 20 Mitar­bei­tern gestar­tet und wird den Perso­nal­be­stand zukünf­tig auf 40 Mitar­bei­ter erhöhen. Die mittel­fris­ti­ge Planung sieht einen Fuhrpark von 20 Lkw vor, die in einem Umkreis von 80 bis 100 Kilome­tern in der Boden­see-Südschwarz­wald-Dreilän­der­eck-Region Speise­res­te und ehema­li­ge Lebens­mit­tel einsam­meln. Zu den Kunden zählen u.a. Gastro­no­mie­be­trie­be, Kranken­häu­ser und Lebensmittelhandelsketten.

Der Stand­ort in Trossin­gen ermög­licht dabei einen neuar­ti­gen Verar­bei­tungs­pro­zess: In zwei verschie­de­nen Verar­bei­tungs­li­ni­en werden verpack­te und unver­pack­te Materia­li­en separat behan­delt. Die verpack­ten Materia­li­en werden durch das sogenann­te Paddle-Depacker-System entpackt. So kann gewähr­leis­tet werden, dass bereits zu Beginn des Prozes­ses Störstof­fe separiert werden. Nach der Entpa­ckung und Zerklei­ne­rung vor Ort dienen die organi­schen Reststof­fe als wertvol­le Biomas­se. Auf dieser Basis entsteht nachhal­ti­ge Energie in Form von Strom und Wärme. So erzeugt ReFood deutsch­land­weit ein Energie­vo­lu­men, welches dem Verbrauch von 90.000 Haushal­ten entspricht. Nach der Nutzung in der Biogas­an­la­ge enthält die verblei­ben­de Biomas­se, nun auch Gärrest genannt, noch Nährstof­fe wie Phosphor und Stick­stoff. Dieser Gärrest wird als organi­scher Dünger in der Landwirt­schaft einge­setzt und schließt damit den Nährstoff­kreis­lauf auf ideale Weise.

ReFood-Geschäfts­füh­rer Franz-Bernhard Thier beton­te die Innova­ti­on der zwei Verar­bei­tungs­li­ni­en in Trossin­gen: „Dies ist ein neues Verfah­ren, um Störstof­fe noch besser zu separie­ren. Ziel muss dabei sein, Stör- und insbe­son­de­re Kunst­stof­fe so abzutren­nen, dass der gesam­te Prozess nachhal­tig und umwelt­freund­lich ist.“

Um den weite­ren Ausbau der umwelt­scho­nen­den Bioen­er­gie zu unter­stüt­zen, fordert ReFood auch politi­sche Unter­stüt­zung im Rahmen der Überfüh­rung der europäi­schen „Renewa­ble Energy Direc­ti­ve“ in deutsches Recht. Durch die Anrech­nung von CO2-Gutschrif­ten für Biome­than aus Speise­res­ten auf die Biokraft­stoff­quo­te kann der Anreiz geschaf­fen werden, Küchen- und Speise­res­te nachhal­tig zu verwer­ten und auf diese Weise bis zu 500.000 Tonnen CO2 zu vermei­den.  Franz-Bernhard Thier macht deutlich: „Durch die nachhal­ti­ge Verwer­tung von Speise­res­ten steigt die CO2-Einspa­rung von Biome­than aus diesen organi­schen Resten gegen­über fossi­len Kraft­stof­fen von 88 % auf 139 %. Die Politik muss diese Poten­zia­le in der Biokraft­stoff­quo­te berücksichtigen.”