LONDON/WINDSOR (dpa) — Zum Begräb­nis von Eliza­beth II. sind Kaiser, Könige und Präsi­den­ten aus der ganzen Welt angereist. Hundert­tau­sen­de Schau­lus­ti­ge säumen die Straßen Londons.

Vor dem Staats­be­gräb­nis für Königin Eliza­beth II. herrscht am Montag in Großbri­tan­ni­en der Ausnah­me­zu­stand. Fast überall blieben Schulen und Univer­si­tä­ten sowie Geschäf­te und Pubs geschlos­sen. Auf den Straßen Londons werden Hundert­tau­sen­de Menschen erwar­tet, die einen Blick auf den Leichen­zug erhaschen wollen. An der Trauer­fei­er in der Westmins­ter Abbey (12.00 Uhr MESZ) nehmen Staats- und Regie­rungs­chefs, gekrön­te Häupter und Würden­trä­ger aus aller Welt teil. Polizei, Geheim­diens­te und Anti-Terror-Einhei­ten koordi­nie­ren die wohl größte Sicher­heits­ope­ra­ti­on, die London je erlebt hat.

Ein Polizei­spre­cher erklär­te, die Aufga­be sei «enorm komplex» und mit nichts in der Geschich­te der Stadt vergleich­bar — nicht einmal mit dem Platin-Jubilä­um der Queen in diesem Juni oder den Olympi­schen Spielen im Jahr 2012. Unter anderem waren kilome­ter­lan­ge Barrie­ren, der Einsatz von Überwa­chungs­droh­nen, Motor­ra­des­kor­ten und Pferde- und Hunde­staf­feln geplant. Mehr als 10.000 Polizis­ten sollen für Ordnung sorgen. Auf den Dächern werden Scharf­schüt­zen positioniert.

In Vorbe­rei­tung auf den Leichen­zug zur Westmins­ter Abbey war am frühen Morgen die Westmins­ter Hall mit dem Sarg der Monar­chin für die Öffent­lich­keit geschlos­sen worden. Noch in der Nacht und bis zum frühen Montag­mor­gen waren viele Menschen in das ältes­te Gebäu­de des briti­schen Parla­ments geströmt, um der Queen die letzte Ehre zu erwei­sen. Die Warte­schlan­ge war aller­dings schon am Sonntag­abend für neu Ankom­men­de geschlos­sen worden.

Viele Zelte an der Prozessionsstrecke

Der Sarg, auf dem die Königs­kro­ne, Zepter und Reichs­ap­fel ruhen, war seit Mittwoch in der Westmins­ter Hall aufge­bahrt. Viele Tausend Menschen hatten sich seither in die kilome­ter­lan­ge Schlan­ge einge­reiht und viele Stunden Warte­zeit auf sich genom­men, um ihren Respekt zu zollen. Viele sprachen anschlie­ßend von einer großen Stille in der Halle.

Um 11.44 Uhr (MESZ) wird der Sarg in einer Prozes­si­on auf einer von 98 Marine­sol­da­ten gezoge­nen Lafet­te — einem für Kanonen bestim­men Wagen — in die nahe Westmins­ter Abbey gebracht. König Charles III., seine drei Geschwis­ter, sowie seine Söhne Prinz William und Prinz Harry sollen erneut dem Sarg zu Fuß das letzte Geleit geben. Hundert­tau­sen­de Menschen werden auf den Straßen erwar­tet. Viele sicher­ten sich schon am Vortag mit Zelten, Schlaf­sä­cken und Camping­stüh­len ausge­rüs­tet einen Platz an der Prozes­si­ons­stre­cke. Später wird der Sarg zur Beerdi­gung nach Schloss Windsor gebracht.

Für die, die nicht anrei­sen konnten, wird die Trauer­fei­er in landes­weit 125 Kinos und vielen Kirchen übertra­gen. Auch wurden an öffent­li­chen Orten Leinwän­de aufge­baut. Etwa in Nordir­land soll das Event in Parks und öffent­li­chen Gebäu­den gezeigt werden.

Der König zeigte sich in einer Mittei­lung am Abend «zutiefst berührt» von den vielen Botschaf­ten der Anteil­nah­me. Der 73-Jähri­ge bedank­te sich bei den «unzäh­li­gen Menschen, die solch eine Stütze und Trost für meine Familie und mich in dieser Zeit der Trauer waren». Am Abend vor dem Begräb­nis verbrei­te­te der Bucking­ham Palace ein bisher unver­öf­fent­lich­tes Foto der gestor­be­nen Monar­chin. Darauf ist Eliza­beth II. strah­lend lächelnd in einem hellblau­en Kleid und mit ihrem Perlen­schmuck zu sehen. Das Foto wurde im Mai kurz vor dem Platin-Jubilä­um in Schloss Windsor aufgenommen.

«Das ist das Begräb­nis des Jahrhunderts»

Zu den etwa 2000 Trauer­gäs­ten in der Westmins­ter Abbey gehören US-Präsi­dent Joe Biden, Frank­reichs Staats­prä­si­dent Emmanu­el Macron, Bundes­prä­si­dent Frank-Walter Stein­mei­er und der japani­sche Kaiser Naruhi­to mit ihren jewei­li­gen Partne­rin­nen. Auch der schwe­di­sche König Carl Gustaf und Königin Silvia sowie der spani­sche König Felipe und Königin Letizia zollten bereits am Sarg ihren Respekt.

Die BBC zitier­te einen auslän­di­schen Diplo­ma­ten mit den Worten: «Das ist das Begräb­nis des Jahrhun­derts». Auch Bundes­prä­si­dent Frank-Walter Stein­mei­er sprach von einem «Jahrhun­dert­ereig­nis». «Man war es über 70 Jahre gewohnt, sich hinter dieser Königin zu versam­meln, und jetzt spüren alle: Da fehlt etwas, und das fehlt eben nicht nur in Großbri­tan­ni­en und in London, sondern es fehlt weltweit», sagte Stein­mei­er im ZDF-«heute journal».