RAVENSBURG — Die Ravens­burg Towerstars haben sich am Sonntag­abend zurück in die Top‑4 der DEL2 gekämpft. Der überzeu­gen­de Auftritt in Selb, der schon nach dem zweiten Drittel in eine 7:0 Führung münde­te, wurde zu Beginn des Schluss­drit­tels jedoch von einer schwe­ren Verlet­zung eines Selber Spielers überschattet.

Die Vorga­ben für das letzte Spiel vor der 8‑tägigen IIHF-Länder­spiel­pau­se waren prinzi­pi­ell einfach gestrickt. Zum einen sollten weite­re Punkte den Anschluss an die Spitzen­grup­pe sichern, vor allem aber das allge­mei­ne Gefühl während der Pause positiv gestal­ten. Die Cracks von Coach Tim Kehler waren jedoch vorge­warnt, denn die Selber Wölfe hatten zwei Tage zuvor in Lands­hut zwei Punkte eingefahren.

Die ersten Minuten des Matches gehör­ten spiele­risch den selbst­be­wusst wirken­den Gastge­bern, die Towerstars Torhü­ter Jonas Langmann schon in den ersten 30 Sekun­den zweimal beschäf­tig­ten. Zum ersten Schuss auf das Selber Tor kam Robbie Czarnik nach knapp zwei Minuten, als er einen über die Bande gespiel­ten Pass direkt abnahm. Ebenfalls frei aus halblin­ker Positi­on schei­ter­te in der 7. Minute Max Hadra­schek. Er bekam von Marvin Feigl die Schei­be aufge­legt, der hinter dem Tor einen Zweikampf für sich entschied.

Die Chance unter­mau­er­te den Eindruck, dass die Towerstars nach fünfein­halb-stündi­ger Busfahrt den Rhyth­mus gefun­den hatten. Robin Drothen brach­te dies knapp eine Minute später auch auf die Anzei­gen­ta­fel. Er setzte sich energisch auf rechter Seite durch und drück­te den Puck durch die Schoner von Wölfe Keeper Micha­el Bitzer zum 0:1 über die Linie. Die Gastge­ber wirkten fortan geschockt und verzet­tel­ten sich oft schon beim Spiel­auf­bau. Den Towerstars kam das freilich entge­gen, ihnen lief das Spiel leicht von der Hand. Nick Latta konnte den sich eröff­nen­den Raum in der 11. Minute nutzen und mit einem halbho­hen Schuss über die Fanghand von Bitzer auf 0:2 erhöhen. 19 Sekun­den vor der ersten Pause traf Sam Herr mit einem Schuss in den rechten Winkel gar zum 0:3. Dass die Oberschwa­ben an diesem Abend effek­tiv zu Werke gingen, zeigte auch eine Phase zwischen der 12. und 14. Minute. Max Hadra­schek saß eine Straf­zeit ab, die Towerstars ließen hier aber nichts zu.

Zum Mittel­ab­schnitt wechsel­te der Selber Trainer Sergej Waßmil­ler seinen Torhü­ter, das war offen­sicht­lich auch ein Signal an die Wölfe-Mannschaft, engagier­ter ins Spiel zu gehen. Prompt hatten die Towerstars in der neutra­len Zone deutlich weniger Spiel­raum zu Entfal­tung. Sie stell­ten sich darauf aber alsbald ein, mit nachhal­ti­gem Erfolg. Fabian Dietz zeigte sich in der 29. Minute für das 0:4 verant­wort­lich. Als Vincent Hessler, Josh MacDo­nald und Luigi Calce gegne­ri­sche Straf­zei­ten jeweils für Tore und den Zwischen­stand von 0:7 sorgten, war die Partie durch.

Wie diese bei derar­ti­gen Spiel­stän­den oft genutz­te Phrase eine völlig andere Bedeu­tung bekam, zeigte sich knapp einein­halb Minuten nach Beginn des Schluss­drit­tels. Bei einem Anspiel­bul­ly brach der Selber Spieler Max Gimmel plötz­lich blutend zusam­men, musste notärzt­lich versorgt und umgehend in eine Klinik verbracht werden. Nach einer länge­ren Unter­bre­chung samt Beratung zwischen den Teams und der Liga-Leitung war klar, dass das Spiel trotz des Vorfalls nicht einfach abgebro­chen werden konnte.

Beide Clubs und die Schieds­rich­ter verstän­dig­ten sich darauf­hin zu einer beson­de­ren Geste, die der Situa­ti­on gerecht wurde. Der Puck wurde nur symbo­lisch einge­wor­fen und die verblei­ben­den 18 Minuten liefen ohne Spiel­ge­sche­hen von der Uhr — während die Spieler jeweils in ihren Zonen knieten. Der letzt­lich doch offizi­ell bestä­tig­te Endstand von 7:0 für die Towerstars wurde zur Neben­sa­che. Bemer­kens­wer­te Geste der Zuschau­er in der Selber Netzsch-Arena: Die Spieler beider Teams wurden für die Art der ungewöhn­li­chen Verstän­di­gung mit viel Beifall in die Kabine verabschiedet.