STUTTGART (dpa/lsw) — Als «Niveau­t­al­ker» wurde er bekannt. Leise und fast schüch­tern, aber stets neugie­rig tritt Wieland Backes heute noch auf. Kurz vor seinem 75. Geburts­tag geht er nun mit einer Nachricht über seine Krank­heit an die Öffent­lich­keit. Und gibt sich kämpferisch.

Der langjäh­ri­ge Modera­tor der SWR-Sendung «Nacht­ca­fé», Wieland Backes, hat öffent­lich über seine Parkin­son-Erkran­kung gespro­chen. «Es geht mir gut», sagte der 74-Jähri­ge wenige Tage vor seinem Geburts­tag. Er habe bereits im Jahr 2013 von seiner Erkran­kung erfah­ren, zunächst aber nur seine Familie und enge Freun­de infor­miert, sagte er der «Stutt­gar­ter Zeitung» (Donners­tag). «Ich will nicht auf die Krank­heit reduziert werden» ergänz­te er, räumte aber ein: «Als Medien­mensch muss man den Punkt erken­nen, an dem man an die Öffent­lich­keit gehen muss.» In einem neuen Buch mit dem Titel «Ich war ein schüch­ter­nes Kind vom Lande» schaut der gebür­ti­ge Öster­rei­cher auf sein Leben zurück (ab 18. September).

Von der Diagno­se will sich Backes so wenig wie möglich beein­flus­sen lassen. «Ich denke nicht daran, mir von der Krank­heit das Leben verder­ben zu lassen. Man reagiert auf die Situa­ti­on, wenn sie da ist», sagt er der «Stutt­gar­ter Zeitung». «Jeder, der nicht Parkin­son hat, ist im Alter ja auch perma­nent gefähr­det. Bei mir ist es halt der Parkinson.»

Backes wuchs in der Nähe von Backnang nahe Stutt­gart auf. Er studier­te Chemie und Geogra­fie an der Uni Stutt­gart und schrieb seine Doktor­ar­beit über die Lebens­be­din­gun­gen in Ballungs­räu­men. Als «letzter Niveau­t­al­ker» wurde er vor allem während seiner «Nachtcafé»-Jahre bezeich­net. Stets ruhig, behut­sam, charmant — in «warmher­zi­ger Atmosphä­re», wie er sagt — und neugie­rig gelang es ihm, seinen Gästen teils intims­te Erleb­nis­se zu entlocken.

Mitte 2014 führte er nach knapp 28 Jahren ein letztes Mal durch die Talk-Sendung. Fünf Jahre später verab­schie­de­te er sich auch als Gastge­ber der wöchent­li­chen Ratesen­dung «Ich trage einen großen Namen» im SWR-Fernse­hen und beende­te seine TV-Karrie­re. In den vergan­ge­nen Jahren hatte sich Backes unter anderem für die Initia­ti­ve «Aufbruch Stutt­gart» engagiert. Sie spielt eine Rolle bei der Debat­te um die Gestal­tung der teils beton­las­ti­gen Stutt­gar­ter Innen­stadt und sorgte rund um die Sanie­rung der Oper für Schlagzeilen.

Morbus Parkin­son ist eine bislang unheil­ba­re Nerven­krank­heit, die unter anderem Zittern und Gleich­ge­wichts­stö­run­gen auslöst. Ursache für die Krank­heit ist das Abster­ben von Nerven­zel­len im Gehirn. Nach der Alzhei­mer-Krank­heit ist Parkin­son die zweit­häu­figs­te neuro­de­ge­nera­ti­ve Erkran­kung. Sie trifft vor allem ältere Menschen.