BAD WALDSEE – Am Samstag war auf dem Gelän­de des Ruder­ver­eins Waldsee der Pink Paddling Aktions­tag. Gemein­sa­mes Paddeln nach Brust­krebs und das als Rehabi­li­ta­ti­ons­sport im Rahmen des Aufent­halts in den Waldseer Klini­ken und auch für Betrof­fe­ne vor Ort.

„Etwa jede 8. Frau, im Jahr sind das 75.000 Frauen, bekom­men die Diagno­se, sie haben Brust­krebs. Für die meisten von Ihnen war es ein Schock. Die gute Nachricht, dass die Medizin heute mit indivi­du­el­len Thera­pie­kon­zep­ten in 87% der Fälle eine Heilung erzie­len kann. Wie mit einem Autopi­lo­ten werden die empfoh­le­nen Thera­pie­maß­nah­men, wie Opera­tio­nen, in einigen Fällen Chemo­the­ra­pie und Bestrah­lung durch­lebt, um anschlie­ßend in einer Rehabi­li­ta­ti­ons­maß­nah­me Körper und Geist zu erholen“, so Dr. M. Elisa­beth Rabanus von den Städti­schen Rehakliniken.

Seit über 20 Jahren können Frauen nach Brust­krebs-Erkran­kun­gen, ihre Rehabi­li­ta­ti­ons­maß­nah­me hier in Bad Waldsee in den Städti­schen Rehakli­ni­ken verbrin­gen und ganz beson­ders aus Tübin­gen kommen sehr häufig Frauen. Frau Tetzlaff, als ehema­li­ge Brust­krebs­pa­ti­en­tin war 2009 in Bad Waldsee zur Rehabi­li­ta­ti­on und ist zum Aktions­tag mit der Frauen­selbst­hil­fe Krebs und zwei Drachen­boo­ten nach Bad Waldsee gekommen.

„Es geht darum, den Arm hochzu­be­kom­men, eine Stech­pad­del­be­we­gung vorzu­neh­men und das ist aktive Lymph­drai­na­ge. Wir machen gemein­sam Übungen zum Aufwär­men und während einem norma­len Paddel-Zyklus von 1 ½ Stunden werden auf dem Wasser noch Gedächt­nis­trai­ning, Wahrneh­mungs­übun­gen und Entspan­nungs­übun­gen im Boot durch­ge­führt“, so Tetzlaff. Es wird also nicht nur körper­li­ches Training umgesetzt und Muskeln aktiviert, sondern es findet ein ganzheit­li­ches Training auf dem Wasser statt, was sowohl die Beweg­lich­keit, die Hirnleis­tung als auch den sozia­len Kontakt einschließt.

Prof. Dr. Hahn von der Frauen­kli­nik der Univer­si­tät Tübin­gen erläu­ter­te, dass Paddeln im Drachen­boot als Rehabi­li­ta­ti­ons­sport nach Brust­krebs weltweit unter dem Namen Pink Paddling verbrei­tet ist. Erstmals kam ein kanadi­scher Sport­me­di­zi­ner, McKen­zie 1996 in Vancou­ver auf die Idee, Frauen gemein­sam in ein Boot zu setzen und in Deutsch­land gibt es inzwi­schen ca. 25 Verei­ne, die Pink Paddling anbieten.

Frau Dr. Seller, ebenfalls von der Univer­si­täts­kli­nik Tübin­gen hat Ihre Promo­ti­ons­ar­beit zum Thema Rehabi­li­ta­ti­ons­sport im Drachen­boot bei Patien­ten nach Brust­krebs “Auswir­kun­gen auf das brust­krebs­be­zo­ge­ne Lymph­ödem sowie die gesund­heits­be­zo­ge­ne Lebens­qua­li­tät” geschrie­ben, d. h. nach wissen­schaft­li­chen Krite­ri­en geschaut, ob es eine medizi­ni­sche Evidenz für das Paddeln im Drachen­boot gibt. Ihre Ergeb­nis­se waren eindeu­tig, dass man mit mehr Aktivi­tät, Sport und Bewegung eine wesent­lich schnel­le­re Besse­rung errei­chen kann als nur mit Erholung, Passi­vi­tät und Schonung.

Als Schirm­herr der Veran­stal­tung war Oberbür­ger­meis­ter Matthi­as Henne zum Boots­haus gekom­men. Aufmerk­sam gemacht wurde er durch die Betrof­fe­ne Frau Löffler-Bertl, der tatkräf­ti­gen Unter­stüt­zung ihres Mannes und der evange­li­schen Kirchen­ge­mein­de in Bad Waldsee.

Dieter Seebold, Vorstand des Ruder­ver­eins Bad Waldsee unter­stütz­te das Projekt von Anfang an tatkräf­tig. “Wir können heute hier auf dem Gelän­de den Start­schuss für Pink Paddling geben und wir haben es auch übernom­men, mit der Stadt Bad Waldsee und den Städti­schen Rehakli­ni­ken und vielen Unter­stüt­zern ein Drachen­boot für Bad Waldsee zu kaufen und uns darum zu kümmern“, so Seebold.

Pink Paddling ist also ein weite­res Allein­stel­lungs­merk­mal der Gesund­heits- und Sport-Stadt Bad Waldsee und das passt auch perfekt zum Waldseer Stadtsee.

Der Pink Paddling Aktions­tag wurde mit großem Inter­es­se wahrge­nom­men. Das Boots­haus­ge­län­de war sehr gut besucht, inter­es­sier­te konnten Schnup­per­fahr­ten mit dem Drachen­boot machen und das sommer­li­che Wetter, die vorzüg­li­che Bewir­tung des Ruder­ver­eins und die musika­li­sche Beglei­tung der Stadt­ka­pel­le runde­ten die Veran­stal­tung perfekt ab.

Bilder: Oliver Hofmann