Im Südwes­ten sind die Menschen tradi­tio­nell zöger­lich bei Organ­spen­den. Das schlägt sich auch in den Zahlen der Deutschen Stiftung Organ­trans­plan­ta­ti­on nieder.

Die Bereit­schaft der Bevöl­ke­rung, nach festge­stell­tem Hirntod Organe zu spenden, ist im Jahr 2020 in Baden-Württem­berg im Länder­ver­gleich am gerings­ten gewesen. Im Südwes­ten lag die Zahl der Organ­spen­der auf eine Milli­on Einwoh­ner bei 9,6, wie die Deutsche Stiftung Organ­trans­plan­ta­ti­on (DSO) am Donners­tag in Frank­furt mitteil­te. Ähnlich gering waren die Zahlen in Nordrhein-Westfa­len (9,7) und Bayern (10).

Hinge­gen waren die Werte in Ostdeutsch­land weit höher und erreich­ten in der Region Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thürin­gen 15,5. Im Jahr 2019 waren im Südwes­ten noch 10,6 Organ­spen­der auf eine Milli­on Einwoh­ner gekom­men. Die absolu­te Zahl der Organ­spen­der betrug im vergan­ge­nen Jahr 107.

Wie in den meisten Bundes­län­dern ist auch zwischen Main und Boden­see die absolu­te Zahl der gespen­de­ten Organe gesun­ken — von 376 im Jahr 2019 auf im vergan­ge­nen Jahr 341. Es wurden auch mit 364 Organen zwischen Januar und Oktober 2020 zehn Prozent weniger als im Vorjah­res­zeit­raum übertragen.

Die DSO wertet die deutsch­land­wei­ten Ergeb­nis­se für 2020 positiv. Denn trotz Corona-Pande­mie habe es bisher keinen Einbruch bei den Organ­spen­den gegeben. «Im Gegen­satz zu vielen Nachbar­län­dern sind wir sehr gut durch die erste Welle gekom­men», sagte der Medizi­ni­sche DSO-Vorstand Axel Rahmel der Deutschen Presse-Agentur. Ob das auch für die zweite Welle gilt, hänge vor allem von den Inten­siv-Kapazi­tä­ten ab. Im vergan­ge­nen Jahr wurden 913 Organ­spen­der gezählt — 19 weniger als 2019. Sie spende­ten mit 2941 Organen 54 weniger als im Vorjahr.

Rahmel beton­te, in vielen Ländern habe es einen drama­ti­schen Einbruch gegeben. In Spani­en etwa seien die Spender­zah­len während der ersten Welle um rund 70 Prozent zurück­ge­gan­gen. Wegen der vielen Covid-19-Fälle und überlas­te­ter Inten­siv­sta­tio­nen hätten Medizi­ner einfach keine Kapazi­tä­ten für dieses «heraus­for­dern­de Thema» gehabt.

Dass das in Deutsch­land bisher nicht so war, lag Rahmel zufol­ge vor allem an zwei Fakto­ren: Weil es mehr Kapazi­tä­ten auf Inten­siv­sta­tio­nen gebe, hätten Medizi­ner weiter­hin ausrei­chend Zeit gehabt, mögli­che Organ­spen­der zu identi­fi­zie­ren, mit Angehö­ri­gen zu sprechen oder überhaupt zu trans­plan­tie­ren. Und man habe frühzei­tig viel getes­tet; damit habe man auch Sorgen zerstreut, Spender könnten infiziert sein und das Virus an die Empfän­ger weitergeben.