AULENDORF (dpa/lsw) — Klima­scho­nend mit der Bahn unter­wegs? Bei Diesel­zü­gen war das bisher nur bedingt der Fall. Die Bahn will sich auch im Regio­nal­ver­kehr von dem fossi­len Kraft­stoff verab­schie­den — und fängt in Oberschwa­ben an.

In Oberschwa­ben ist seit Donners­tag der erste Regio­nal­zug der Deutschen Bahn mit Biosprit unter­wegs. Durch die Umstel­lung würden im Vergleich zum Einsatz von Diesel rund 90 Prozent der CO2-Emissio­nen einge­spart, teilten die Bahn und das baden-württem­ber­gi­sche Verkehrs­mi­nis­te­ri­um mit. 57 Züge sollen an der umgerüs­te­ten Tankstel­le im Bahnhof Aulen­dorf (Landkreis Ravens­burg) aufge­füllt werden und klima­scho­nen­der in der Region Donau-Ostalb unter­wegs sein. Nach und nach sollen alle Regio­nal­zü­ge der Bahn-Flotte bundes­weit auf Biokraft­stof­fe umgerüs­tet werden.

Baden-Württem­bergs Verkehrs­mi­nis­ter Winfried Hermann sagte am Donners­tag in Aulen­dorf, das Land arbei­te an einer Strate­gie, um vom Diesel wegzu­kom­men. «Dort, wo die Elektri­fi­zie­rung noch nicht möglich ist, setzen wir auf alter­na­ti­ve Kraft­stof­fe», sagte der Grünen-Politiker.

Bisher sind nach Angaben des Minis­te­ri­ums über rund 70 Prozent der Strecken im Land Oberlei­tun­gen gespannt. Viele Strecken ohne Fahrdraht liegen demnach im Südos­ten Baden-Württem­bergs. Die Umstel­lung auf Biosprit in der Region Oberschwa­ben fördert das Land bis zum kommen­den Jahr mit 400.000 Euro.

Dass ausge­rech­net dort, am vergleichs­wei­se kleinen Bahnhof Aulen­dorf, die bundes­weit erste Biosprit-Tankstel­le für einen Regio­nal­zug der Bahn in Betrieb genom­men wird, liegt laut einer Bahnspre­che­rin an den Zügen, die dort unter­wegs sind. Die Neige­tech­nik-Trieb­wa­gen und die etwas kleine­ren Regio-Shuttles könnten einfach mit Biosprit statt Diesel betankt werden — ohne dass größe­re Umrüs­tun­gen nötig wären.

Evelyn Palla, Vorstand Regio­nal­ver­kehr der Bahn, beton­te, die Umrüs­tung sei eine «Klima­schutz-Sofort­maß­nah­me». Der Biokraft­stoff solle «noch in diesem Jahr» an weite­ren Orten in ganz Deutsch­land einge­setzt werden. Bis zum Jahr 2040 will die Bahn Diesel­kraft­stof­fe vollstän­dig aus ihrer Flotte verban­nen. Im Fernver­kehr sollen schon bis zum Jahr 2025 alle Diesel­loks auf Biosprit umgerüs­tet werden.

So werden schon seit Juli die Sylt-Shuttles zwischen Niebüll auf dem schles­wig-holstei­ni­schen Festland und Wester­land auf Sylt mit nachhal­ti­ge­rem Kraft­stoff betankt. Auch im Güter­ver­kehr wird der Biosprit schon an drei Tankstel­len in Deutsch­land genutzt. Der Kraft­stoff wird nach Angaben der Bahn aus biolo­gi­schen Rest- und Abfall­stof­fen herge­stellt. Damit gebe es keine Konkur­renz zur Herstel­lung von Nahrungs- und Futtermitteln.

Bei dem Biosprit handelt es sich nach Angaben der Bahn um hydrier­te Pflan­zen­öle. Der Kraft­stoff sei derzeit zwar pro Liter etwa 30 Cent teurer als herkömm­li­cher Diesel. Die Regio­nal­zü­ge könnten damit aber klima­scho­nen­der weiter betrie­ben werden, bis sie ausran­giert werden müssen. Das spare Ressour­cen und diene der Nachhal­tig­keit, teilte die Bahn mit. Die für Biosprit umgerüs­te­te Tankstel­le in Aulen­dorf dürften auch andere Bahnun­ter­neh­men ohne Nachtei­le nutzen.