ILMENAU (dpa) — Nur hauchdünn sprintet Radprofi Phil Bauhaus am Sieg der zweiten Etappe der Deutschland Tour der Radprofis vorbei. Das Rote Trikot bleibt zumindest auf deutschen Schultern.
Es waren nur wenige Zentimeter, die Phil Bauhaus zum ersehnten Coup vor heimischem Publikum fehlten.
Nach 180,6 Kilometern von Sangerhausen nach Ilmenau musste sich der 27 Jahre alte Radprofi aus Bocholt auf der zweiten Etappe der Deutschland Tour nur hauchdünn dem norwegischen Routinier Alexander Kristoff geschlagen geben, der seine Rennmaschine einen Wimpernschlag früher über den Zielstrich drückte und Bauhaus sowie Vortagessieger Pascal Ackermann das Nachsehen gab.
«Heute kann ich nicht so böse sein. Es war ein schweres Rennen, eine schwere Runde. Ich habe gute Beine, aber die letzten 100 Meter bin ich komplett eingegangen. Wir haben ein starkes Rennen gefahren, aber am Ende war nicht mehr drin», bilanzierte Bauhaus.
Ackermann: «Keine guten Beine»
Bereits am Vortag hatte sich der 27-Jährige bei der Auftaktetappe hinter Ackermann mit Platz zwei zufrieden geben müssen. Dieser verteidigte immerhin das Rote Trikot des Gesamtführenden. «Ich kann froh sein, dass ich noch den dritten Platz geholt habe. Ich hatte überhaupt keine guten Beine. Es war einfach nur kalt und ein zäher Tag. Ich bin froh, dass ich noch im Trikot bin», sagte Ackermann.
Bestimmt wurde das zum größten Teil verregnete und von Wind begleitete Teilstück von Sachsen-Anhalt nach Thüringen von einer fünfköpfigen Ausreißergruppe, die sich nach rund 45 Kilometern gebildet hatte. Jannis Peter vertrat als Fahrer des Nationalteams um John Degenkolb als deutscher Vertreter in der Gruppe. Mit dem einstigen Vuelta-Etappen- und Paris-Nizza-Gesamtsieger Marc Soler befand sich auch ein durchaus prominenter Name der internationalen Radsportwelt im Kreis der Ausreißer.
Doch auch die Erfahrung des zukünftigen UAE-Teamkollegen von Ackermann konnte nicht verhindern, dass es sieben Kilometer vor dem Ziel zum Zusammenschluss kam. So kam es letztlich zum Sprint eine rund 30-köpfigen Spitzengruppe in der Goethe- und Universitätsstadt am Rande des Thüringer Waldes — mit dem besseren Ende für den viermaligen Tour-de-France-Etappensieger Kristoff.
Rick Zabel ausgestiegen
Beendet ist das Rennen nach einem Sturz auf einer Kopfsteinpflasterpassage indes für Rick Zabel, Teamkollege von Sprint-Routinier André Greipel und dem vierfachen Tour-Sieger Chris Froome. «Ich habe es nach dem Sturz noch einmal probiert, musste aber einsehen, dass ich den Lenker nicht mehr richtig festhalten konnte. Ich gehe aber davon aus, dass es nur Prellungen sind», sagte Zabel der ARD kurz vor dem Röntgen im Krankenhaus in Ilmenau. Greipel kam bei dem Sturz im Hauptfeld auch zu Fall, konnte die Etappe aber fortsetzen und beenden.
Diskussionen hatte die Etappe im Vorfeld der Rundfahrt erzeugt, da sie ursprünglich nahe der Gedenkstätte Buchenwald über die von KZ-Häftlingen gebaute «Blutstraße» führen sollte — sogar eine Bergwertung war hier geplant. Nach öffentlicher Kritik wurde die Streckenführung jedoch geändert.
Das dritte Teilstück der viertägigen Rundfahrt führt am Samstag über 193,9 Kilometer von Ilmenau nach Erlangen. Der Gesamtsieger wird am Sonntag in Nürnberg gekürt, wo das Rennen nach insgesamt 720,5 Kilometern zu Ende geht.
Von Christoph Sicars, dpa