TUTTLINGEN — Das Klini­kum Landkreis Tuttlin­gen stellt die Weichen auf Zukunft: Nachdem die Bewäl­ti­gung der Pande­mie die Bedeu­tung des Klini­kums für die Versor­gung der Bevöl­ke­rung im Landkreis verdeut­lich hat, plant das Klini­kum mit der Errich­tung eines Betten­hau­ses und einem Funkti­ons­bau für die langfris­ti­ge Siche­rung der wohnort­na­hen Versor­gungs­be­dar­fe eine zeitge­mä­ße Infra­struk­tur. Nach Abschluss der dann noch anste­hen­den, letzten Sanie­rungs­ar­bei­ten im Bestand ist das Klini­kum auf die bestehen­den Heraus­for­de­run­gen an eine moder­ne Medizin und den demogra­phi­schen Wandel gut vorbereitet.

Zwei neue Gebäude 
Mehre­re Alter­na­ti­ven zur bauli­chen Umset­zung wurden vom Büro wörner traxler richter archi­tek­ten und dem Klini­kum ausge­ar­bei­tet — für den Aufsichts­rat des Klini­kums war die Entschei­dung klar: Der Bau zweier Gebäu­de, dem Betten­haus E und einem Funkti­ons­bau F zur Unter­brin­gung eines zentra­len OPs, einer Inten­siv­sta­ti­on und Steril­gut­ver­sor­gung ist die beste Lösung. So können zum einen die erheb­li­chen Risiken von Sanie­rungs­ar­bei­ten bei laufen­dem Betrieb auch mit Blick auf die Patien­ten vermie­den werden und zum anderen ermög­li­chen die so freiwer­den­den Flächen dem Klini­kum, sich zukunfts­si­cher aufzu­stel­len: Den wachsen­den Bedar­fen an diagnos­ti­schen und inter­ven­tio­nel­len Leistun­gen der Inneren Medizin kann durch sanier­te und erwei­ter­te Flächen im A‑Bau beispiels­wei­se Rechnung getra­gen werden. 

Konkre­te Planun­gen für die Neubauten
Das neue Betten­haus E wird auf drei Stock­wer­ken 100 Betten im Wesent­li­chen im Zwei-Bett-Zimmer­stan­dard unter­brin­gen. Das Baufeld ermög­licht ausrei­chen­de Abstand­flä­chen zum Bestand bei gleich­zei­tig funktio­na­ler Anbin­dung an den Bestand über einen ein- oder zweige­schos­si­gen Verbin­dungs­gang. Der Kubus mit Licht­hof schafft auf den Statio­nen ein gerade für ältere Menschen angeneh­me­res Raumge­fühl, als dies bei langge­streck­ten Bauten der Fall ist.
Der OP wird mit fünf Opera­ti­ons­räu­men und einem Eingriffs­raum den derzei­ti­gen und künfti­gen Bedar­fen gerecht. Einer dieser Opera­ti­ons­räu­me wird für Notfäl­le immer zeitnah frei sein, was angesichts eines Anteils von ca. 27% an allen Eingrif­fen für die Versor­gungs­si­cher­heit erfor­der­lich ist. Der Bereich des Eingriffs­raums wird vom übrigen OP abtrenn­bar sein, so dass hier auch Patien­ten mit Infek­tio­nen sicher behan­delt werden können. Die neue Inten­siv­sta­ti­on wird acht Beatmungs­plät­ze und weite­re acht Überwa­chungs­plät­ze vorhal­ten, von denen ein Teil tempo­rär für die Durch­füh­rung von Beatmun­gen aufge­rüs­tet werden können. Damit kann diese Säule der Notfall­ver­sor­gung beispiels­wei­se für Patien­ten mit Schlag­an­fäl­len oder unkla­ren Brust­schmer­zen gestärkt werden. Die Steril­gut­ver­sor­gung, welche benutz­te OP-Instru­men­te wieder­auf­be­rei­tet, wird wie bisher auf die Bedar­fe der Klinik ausge­rich­tet sein — wobei eine Moder­ni­sie­rung zur Verbes­se­rung der Abläu­fe und Sicher­stel­lung der Quali­tät in diesem hochsen­si­blen Bereich führt. 

Planun­gen für die Nachnut­zung freiwer­den­der Flächen
Aus Sicht des Landkrei­ses als Träger ist die Zukunfts­si­cher­heit mit Blick auf die Flächen­be­dar­fe ein sehr starkes Argument für die Lösung zweier Neubau­ten. Die zusätz­lich gewon­ne­nen Flächen bewegen sich dabei in einer modera­ten Größen­ord­nung, der Typus einer kompak­ten Klinik mit kurzen Wegen bleibt erhal­ten. Gleich­zei­tig können im Rahmen anste­hen­der Sanie­run­gen im Bestand durch neue Anord­nun­gen von Funkti­ons­ein­hei­ten Betriebs­ab­läu­fe verbes­sert und Flächen­an­sät­ze an aktuel­le Erfor­der­nis­se angepasst werden. Die Klinik ist damit auf ein modera­tes Wachs­tum einge­stellt, welches beispiels­wei­se mit Blick auf die Geria­trie erwar­tet wird. Nach der Fertig­stel­lung der Neubau­ten, werden die Räumlich­kei­ten des alten Funkti­ons­ge­bäu­des saniert und es kann unter anderem das bereits erwähn­te Diagnos­tik- und Thera­pie­zen­trum der Inneren Medizin umgesetzt werden. 

Kosten und Förderung
Nach derzei­ti­ger Kosten­schät­zung (Basis Preis­stand Q1 2020) werden für das Betten­haus und den Funkti­ons­neu­bau insge­samt ca. 60 Mio. € aufzu­wen­den sein. Die Kosten für den Funkti­ons­neu­bau F sind im Vergleich zur ursprüng­li­chen Sanie­rungs­lö­sung nicht sehr viel höher, da diese mit einer Entker­nung und Neuauf­bau der dafür vorge­se­he­nen Flächen einher­ge­gan­gen wäre. Für die Sanie­rung der freiwer­den­den Flächen werden die Kosten nach aktuel­lem Stand bei noch nicht abgeschlos­se­ner Planung auf ca. 10 Mio. € geschätzt. Für die Baumaß­nah­men wird eine Förde­rung beim Sozial­mi­nis­te­ri­um beantragt. Erste Gesprä­che haben die grund­sätz­li­che Förder­fä­hig­keit bestä­tigt, wobei die konkre­te Förder­quo­te erst anhand der noch zu erstel­len­den Entwurfs­pla­nun­gen festge­legt werden kann. Für den Landkreis ist dies eine enorme Inves­ti­ti­on in die Siche­rung der Gesund­heits­ver­sor­gung, die aber im Vergleich mit den Kosten bauli­cher Entwick­lun­gen an anderen Klinik­stand­or­ten als sehr wirtschaft­lich erscheint. 

Zeitli­cher Rahmen
Am 22. Juli wird der Kreis­tag über die einstim­mi­ge Empfeh­lung des Aufsichts­ra­tes beraten und abstim­men. Bis Ende des Jahres werden weiter­füh­ren­de Überle­gun­gen zur bauli­chen Umset­zung und eine darauf abgestimm­te Verga­be­stra­te­gie von der Klinik und den beraten­den Vertrags­part­nern entwi­ckelt. Daraus wird sich dann ein erster Zeitplan bis zur vollstän­di­gen Umset­zung der Maßnah­men ergeben. Paral­lel werden die konkre­ten Planun­gen und die Abstim­mung mit dem Sozial­mi­nis­te­ri­um weiter­ge­führt. Insge­samt ist es das Ziel des Klini­kums, die Vorha­ben in einem engen Zeitplan zu reali­sie­ren, da insbe­son­de­re die Funkti­ons­be­rei­che im Bestand dring­lich zu erset­zen sind. Auch die angespro­che­nen Entwick­lun­gen, die im Rahmen der Nachnut­zung freiwer­den­der Flächen umgesetzt werden sollen, sollen zeitnah ermög­licht werden.

Bauvor­be­rei­tung — Parkhaus am Klinikum
Der konkre­te Baube­ginn des Betten­hau­ses wird davon abhän­gen, dass das Thema Parken am Klini­kum gelöst ist: Auf Grund der Baulo­gis­tik werden nämlich Flächen im Bereich des bestehen­den Besucher­park­plat­zes benötigt. Um Engpäs­se vor allem in der Baupha­se zu vermei­den, wird ein Parkhaus geplant, welches vor Beginn der Baumaß­nah­men fertig­ge­stellt werden soll. Zudem wurde ein Bedarf von 150 Stell­plät­zen zusätz­lich zu den Vorhan­de­nen im Rahmen eines Verkehrs­gut­ach­tens in 2019 ermit­telt. Auch diese sind in dem Parkhaus mit insge­samt 300 Stell­plät­zen, welches auf einem Teil der Fläche des derzei­ti­gen Besucher­park­plat­zes errich­tet wird, berück­sich­tigt. Das Parkhaus wird sich durch seinen Betrieb refinanzieren.