Ein Kopfball­tor und «viel Herzblut» reichen den Bayern im Pariser Prinzen­park nicht. Der Königsklassen‑K.o. gegen Neymar und Co. hat mehre­re Gründe. Der Trainer formu­liert einen letzten Saisonauftrag.

PARIS (dpa) — Das Ende der langen Traum­rei­se durch Europa setzte allen im Tross des FC Bayern mächtig zu. Bosse, Spieler und auch der Trainer­stab um den ausge­brems­ten Titel­samm­ler Hansi Flick verlie­ßen den Pariser Prinzen­park arg frustriert.

«Direkt nach dem Spiel muss ich erstmal das Ausschei­den verdau­en, das steht einem auch zu», sagte der mit Zukunfts­fra­gen konfron­tier­te Flick fast flehend vor der Fahrt zum Teamho­tel nach einem 1:0‑Sieg, der sich für den entthron­ten Titel­ver­tei­di­ger nicht nur wie eine Nieder­la­ge anfühl­te, sondern nach dem unnöti­gen 2:3 gegen Paris Saint-Germain im Hinspiel wegen der weniger erziel­ten Auswärts­to­re in der Gesamt­ad­di­ti­on auch eine war.

«Die Enttäu­schung ist groß. Wir haben viel Herzblut reinge­steckt aber ein Tor zu wenig erzielt», stöhn­te Vize-Kapitän Thomas Müller. Ein 2:0 hätte gereicht. Das Kopfball­tor von Lewan­dow­ski-Vertre­ter Eric Maxim Choupo-Moting kurz vor der Pause langte nicht, um das Halbfi­nal­ti­cket gegen Manches­ter City oder Borus­sia Dortmund doch noch zu buchen. Die Hypothek des Chancen­wu­chers in der ersten Partie war letzend­lich zu groß, ebenso das perso­nel­le Handicap.

«Gerade in der wichtigs­ten Phase der Saison, nämlich April, Mai, haben wir Lewan­dow­ski, Gnabry, Goretz­ka, Süle nicht zur Verfü­gung», bemerk­te Flick, «Spieler, die uns weiter­ge­hol­fen hätten.» Gegen die Besten der Welt, wie es der im Hinspiel zweimal erfolg­rei­che Kylian Mbappé und der am Diens­tag­abend heraus­ra­gen­de, aber an Latte, Pfosten und Manuel Neuer schei­tern­de Neymar sind, war das mitentscheidend.

«Das Leben geht weiter», sagte Flick. Und vor allem gehen die Debat­ten um ihn weiter, um sein Spannungs­ver­hält­nis zu Sport­vor­stand Hasan Saliha­mid­zic und seine womög­lich schon im Sommer vorzei­tig enden­de Bayern-Zeit. Und das in nun nochmals verschärf­ter Form. Das verdeut­lich­te ein fast fünf Minuten dauern­der Flick-Monolog bei Sky, dem etliche Nachfra­gen in der anschlie­ßen­den Presse­kon­fe­renz folgten.

Flick deute­te manches an, sprach sogar über mögli­che Vortei­le des Bundes­trai­ner-Postens, der einen anderen Lebens­rhyth­mus ermög­licht. Aber als Abschieds­re­de hielt er das für fehlin­ter­pre­tiert: «Das steht einem auch zu, dass man nicht 30 Minuten nach dem Spiel seine ganzen Gedan­ken bei sich hat und über die Zukunft sprechen will.»

Einen Gesprächs­ter­min mit dem designier­ten Vorstands­chef Oliver Kahn zum Thema Zukunft bestä­tig­te er nicht. Klar ist vorläu­fig nur eines: Flick, dessen Vertrag in München noch zwei Jahre läuft, will weiter als Trainer arbei­ten, ob bei Bayern oder als heiß gehan­del­ter Nachfol­ger von Bundes­trai­ner Joachim Löw. «Ich hänge an dem Trainer-Job, und deswe­gen kann ich mir auch nichts anderes vorstel­len als diesen Beruf», sagte der Mann, der in dieser Saison nach dem frühen Pokal-Aus und dem viel schmerz­li­che­ren Champions-League‑K.o. nur noch ein Single-Titel-Trainer werden kann.

Die neunte deutsche Meister­schaft am Stück rief Flick auch sofort als letzten Auftrag für sich und sein Team aus. Fünf Punkte beträgt sechs Spiel­ta­ge vor Schluss der Vorsprung auf RB Leipzig. «Jetzt schau­en wir, dass wir in der Bundes­li­ga das zu Ende bringen, die Meister­schaft holen. Das ist unser Minimal­ziel jetzt, mehr können wir leider diese Saison nicht mehr machen.» Und nächs­te Saison? Das muss sich in den kommen­den Wochen weisen. In Paris kam Endzeit­stim­mung um Flick auf.