LONDON (dpa) — Bis zuletzt klammer­te sich Johnson an die Macht fest. Doch nun ist der konser­va­ti­ve Politi­ker offen­bar am Ende seiner Karrie­re angelangt. Noch heute wird mit dem Rücktritt gerechnet.

Der briti­sche Premier­mi­nis­ter Boris Johnson will Medien­be­rich­ten zufol­ge von seinem Amt als Partei­chef der briti­schen Konser­va­ti­ven zurück­tre­ten. Er wäre damit in Kürze auch sein Amt als Regie­rungs­chef los, wie die BBC am Donners­tag unter Berufung auf Regie­rungs­krei­se berich­te­te. Der Regie­rungs­sitz 10 Downing Street erklär­te, Johnson wolle sich noch am Donners­tag an die Nation wenden.

Johnson war in den vergan­ge­nen Tagen massiv unter Druck geraten. Mehre­re Kabinetts­mit­glie­der waren zurück­ge­tre­ten. Zuletzt hatte ihn sogar der erst am Diens­tag ins Amt berufe­ne Finanz­mi­nis­ter Nadhim Zahawi zum Rücktritt aufgefordert.

Noch am Abend zuvor hatte ein enger Johnson-Vertrau­ter verkün­det, der Premier werde nicht aufge­ben. «Der Premier­mi­nis­ter ist in einer optimis­ti­schen Stimmung und wird weiter­kämp­fen», sagte Johnsons parla­men­ta­ri­sche Assis­tent James Duddridge dem Sender Sky News. Johnson habe bei der vergan­ge­nen Parla­ments­wahl das Mandat von 14 Millio­nen Wählern bekom­men und «so viel zu tun für das Land».

Doch am Donners­tag drehte sich der Wind. Johnson wolle noch bis zur Wahl eines Nachfol­gers als Regie­rungs­chef im Amt bleiben, berich­te­te der Nachrich­ten­sen­der Sky News unter Berufung auf Regierungskreise.

Ausge­löst wurde die jüngs­te Regie­rungs­kri­se in Westmins­ter durch eine Affäre um Johnsons Partei­kol­le­gen Chris Pincher, dem sexuel­le Beläs­ti­gung vorge­wor­fen wird. Zuvor war heraus­ge­kom­men, dass Johnson von den Anschul­di­gun­gen gegen Pincher wusste, bevor er ihn in ein wichti­ges Frakti­ons­amt hievte. Das hatte sein Sprecher zuvor jedoch mehrmals abgestritten.