BIBERACH — Zur gerade im Museum Biber­ach laufen­den Sonder­aus­stel­lung „Ankom­men 1945–1960“ ist nun ein umfang­rei­ches Begleit­buch erschie­nen. Auf mehr als 230 Seiten legt Museums­lei­ter Frank Brune­cker den aktuel­len Kennt­nis­stand zum Thema Flücht­lin­ge und Vertrie­be­ne in der Nachkriegs­zeit in Biber­ach dar.

Zusätz­lich zur histo­ri­schen Einlei­tung zeich­nen 21 ausführ­li­che Zeitzeu­gen­por­träts ein persön­li­ches Bild der vielen Flücht­lin­ge und Vertrie­be­nen, die nach dem zweiten Weltkrieg aus Schle­si­en, Ostpreu­ßen, Pommern, Deutsch­böh­men und den donau­schwä­bi­schen Gebie­ten nach Oberschwa­ben gekom­men sind. Die Klein­stadt Biber­ach nahm zwischen 1945 und 1960 fast 6000 Flücht­lin­ge und Vertrie­be­ne auf. Bei 21 000 Einwoh­nern im Jahr 1960 war das fast ein Drittel der Bevöl­ke­rung. Wie haben die Menschen das geschafft? Und wie haben die Ankom­men­den ihre neue, oft kalte Heimat erlebt?

Der Autor Frank Brune­cker betont, dass der fulmi­nan­te wirtschaft­li­che Aufschwung, den Biber­ach ab der Mitte der 1950er Jahre erlebt hat, ohne die Arbeits­kraft dieser vielen Neubür­ger so nicht möglich gewesen wäre. Unter ihnen waren oft hochqua­li­fi­zier­te, auf jeden Fall hochmo­ti­vier­te Menschen, die sich ein neues Zuhau­se aufbau­en wollten. Sie bekamen Lohn und Brot beson­ders beim aufstre­ben­den Pharma­un­ter­neh­men Thomae (heute Boehrin­ger Ingel­heim) oder im schnell wachsen­den Liebherr-Kranwerk sowie in einer Reihe weite­rer Biber­acher Unter­neh­men. Nur so war der schnel­le Wohnungs­bau in der Stadt finan­zier­bar. Bis 1960 wurden in nicht einmal 15 Jahren mehr als 3000 Wohnun­gen in Biber­ach gebaut.

Das Thema der Vertrei­bung der Deutschen war bundes­weit lange ein Tabu. Noch nie haben die Flücht­lin­ge und Vertrie­be­nen von damals in Biber­ach öffent­lich Gehör gefun­den. Ihre oft drama­ti­schen Flucht- und Vertrei­bungs­er­fah­run­gen wurden noch nie zu einem städti­schen Thema. Museums­lei­ter Frank Brune­cker versucht eine späte Korrek­tur. Mehr als 100 Abbil­dun­gen in diesem Begleit­buch „Ankom­men 1945–1960“ illus­trie­ren ein bis dato recht unbekann­tes stadt­ge­schicht­li­ches Kapitel. 

Das Buch ist zum Preis von 16,80 Euro im Museums­shop erhält­lich. Die Ausstel­lung „Ankom­men 1945–1960“ wird noch bis zum 16. Oktober gezeigt.