STUTTGART (dpa/lsw) — Biergar­ten oder Couch: Wo kann man die Fußball-EM in der Pande­mie schau­en? Vieles, was bei den vergan­ge­nen großen Fußball-Turnie­ren Norma­li­tät war, wird bei der diesjäh­ri­gen Europa­meis­ter­schaft anders sein.

Die Corona-Pande­mie macht’s unmög­lich: Public-Viewing-Veran­stal­tun­gen im klassi­schen Sinne wird es während der Fußball-Europa­meis­ter­schaft in Baden-Württem­berg nicht geben. «Öffent­li­che TV-Übertra­gun­gen etwa in einem Biergar­ten werden jedoch analog zu Kultur­ver­an­stal­tun­gen behan­delt, sind also unter den jewei­li­gen Aufla­gen der Corona-Verord­nung möglich», sagte ein Sprecher des Gesund­heits­mi­nis­te­ri­ums in Stuttgart.

So dürften Gastro­no­men Fußball­über­tra­gun­gen zeigen. Es müssten dabei die für die Gaststät­ten gelten­den Regelun­gen beach­tet werden — also etwa die Begren­zung der Gäste­zahl oder die allge­mei­nen Abstands- und Hygie­ne­re­geln. «Je nach Inzidenz gelten die drei «G»: genesen, getes­tet oder geimpft.» Bei Inziden­zen unter 35 könne bei Veran­stal­tun­gen, die ausschließ­lich im Freien statt­fin­den, auf den Test‑, Impf- oder Genese­nen­nach­weis verzich­tet werden.

Der Tübin­ger Viren­ex­per­te und Reise­me­di­zi­ner Peter Krems­ner hat wegen der Fußball-EM keine Beden­ken. «Draußen kann man sich viel weniger gut anste­cken als drinnen.» Die Inziden­zen gingen zurück und seien niedrig. «Die Tendenz ist ganz klar sinkend». Die aller­meis­ten älteren Menschen seien geimpft und auch jünge­re immer mehr. «Die Menschen sind gewarnt. Es gibt keine Krank­heit auf der Welt, die so gut in unseren Köpfen ist, wie Covid-19. Jeder weiß, wo man sich anste­cken und wie man sich schüt­zen kann.»

Denkbar sind laut dem Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um auch mit einem Kino oder Freiluft­ki­no vergleich­ba­re Organi­sa­ti­ons­for­men unter entspre­chen­der Anwen­dung der Regelun­gen zu den Kultur­ver­an­stal­tun­gen. So müsse der Veran­stal­ter zum Beispiel durch Ordner insbe­son­de­re die Einhal­tung der Abstän­de zwischen den Teilneh­mern sicher­stel­len. «Soweit dies durch kontrol­lier­ten und kontrol­lier­ba­ren Einlass zu dem Event, feste Sitzplät­ze unter Wahrung der Abstän­de, Daten­er­he­bung und Masken­pflicht — Ausnah­me: im Freien am Sitzplatz — umrahmt wird, kann grund­sätz­lich von einem zuläs­si­gen Event zum gemein­sa­men Fußball­schau­en im Rahmen der Corona-Verord­nung ausge­gan­gen werden», sagte ein Behördensprecher.

Laut Innen­mi­nis­ter Thomas Strobl (CDU) rechnet die Polizei mit Autokor­sos und Jubel­fei­ern. Die Polizei werde auch diesmal in enger Zusam­men­ar­beit mit den örtli­chen Sicher­heits­part­nern und Kommu­nen auf die Einhal­tung bewähr­ter Sicher­heits­stan­dards achten. Die Regelun­gen der Corona-Verord­nung würden überwacht; es werde Kontrol­len geben.

Der Infek­ti­ons­schutz müsse weiter­hin an erster Stelle stehen, erklär­te Strobl. Deshalb könnten zum Beispiel keine unbegrenz­ten Public-Viewing-Veran­stal­tun­gen, wie man sie aus frühe­ren Zeiten gewohnt sei, statt­fin­den. «Wir werden schon nach dem Auftakt­spiel Türkei gegen Itali­en sehen, wo die Reise hingeht und wie eng die Polizei entspre­chen­de Veran­stal­tun­gen beglei­ten muss. Dieses Spiel wird der erste Gradmes­ser sein.»

Bei allem Verständ­nis für die Begeis­te­rung und Freude der Fans — gewalt­sa­me Ausein­an­der­set­zun­gen, Angrif­fe oder gar Ausschrei­tun­gen und Sachbe­schä­di­gun­gen würden nicht gedul­det, sagte Strobl.

Beispiels­wei­se in Stutt­gart soll in der Veran­stal­tungs­stät­te Römer­kas­tell das erste Spiel der deutschen Mannschaft gegen Frank­reich am 15. Juni im Open-Air-Kino zu sehen sein. Die Teilnah­me ist kosten­los, man muss sich aber zuvor anmel­den. Zuschau­en darf hier nur, wer geimpft, genesen oder getes­tet ist.

Die Fußball-EM (11. Juni bis 11. Juli) wird in zwölf verschie­de­nen Ländern Europas ausge­tra­gen. Der Spiel­ort München ist der einzi­ge vorge­se­he­ne Austra­gungs­ort in Deutsch­land. Dort sollen alle drei Vorrun­den­spie­le der deutschen Natio­nal­mann­schaft sowie ein Viertel­fi­na­le ausge­tra­gen werden. Die EM sollte bereits vor einem Jahr statt­fin­den und ein Fußball­fest mit Fanrei­sen quer durch Europa werden, doch die Corona-Pande­mie machte dies unmöglich.