Anfang Dezem­ber will die CDU eigent­lich einen neuen Partei­chef wählen. Doch der Partei­tag wird wegen der Corona-Lage in der geplan­ten Form immer unwahr­schein­li­cher. Am Montag soll eine Entschei­dung über ein Ausweich­sze­na­rio fallen.

Auch der saarlän­di­sche Minis­ter­prä­si­dent Tobias Hans (CDU) sprach sich vor dem Hinter­grund der deutlich steigen­den Corona-Infek­ti­ons­zah­len klar gegen eine Präsenz­ver­an­stal­tung aus. Bundes­wirt­schafts­mi­nis­ter Peter Altmai­er (CDU) zeigte sich ebenfalls skeptisch. Disku­tiert wird nun verstärkt über eine Art Insel­lö­sung — einen dezen­tra­len Partei­tag mit wenigen Menschen an mehre­ren Orten.

Es sei bei der derzei­ti­gen Corona-Infek­ti­ons­la­ge nicht vermit­tel­bar, dass Tausend Delegier­te zu einem Treffen nach Baden-Württem­berg reisten, sagte Hans der «Rheini­schen Post». «Dies wäre ein verhee­ren­des Signal — auch mit Blick auf die Einschrän­kun­gen, die wir unseren Bürge­rin­nen und Bürgern coronabe­dingt im Alltag zumuten.» Altmai­er sagte den Zeitun­gen der Funke-Medien­grup­pe, die Entschei­dung, ob ein Partei­tag statt­fin­den solle, könne sich «nur an einer Frage ausrich­ten: dem Pande­mie­ge­sche­hen in Deutsch­land». Im Augen­blick seien die Zahlen «viel zu hoch», erklär­te er. «Nirgend­wo in der Republik finden größe­re Veran­stal­tun­gen statt.»

An diesem Montag will die CDU-Spitze in Sitzun­gen von Präsi­di­um und Vorstand über Alter­na­ti­ven für den Partei­tag entschei­den. Eigent­lich wollte die Bundes-CDU schon im Frühjahr über die Nachfol­ge von Partei­che­fin Annegret Kramp-Karren­bau­er entschei­den, musste aber schon diesen Partei­tag wegen Corona verschie­ben. Als Kandi­da­ten mit den besten Erfolgs­aus­sich­ten bei der Wahl gelten NRW-Minis­ter­prä­si­dent Armin Laschet, Ex-Unions­frak­ti­ons­chef Fried­rich Merz sowie der Außen­po­li­ti­ker Norbert Röttgen.

Laut dem RTL/ntv-«Trendbarometer» würden sich 45 Prozent der CDU-Mitglie­der für Merz, 24 Prozent für Laschet und 13 Prozent für Röttgen entschei­den, wenn sie selbst wählen könnten.

In der CDU wird nun erwogen den Partei­tag auf mehre­re Stand­or­te zu vertei­len, mit gegen­sei­ti­ger Zuschal­tung per Video. Vorbild könnte nach dpa-Infor­ma­tio­nen eine entspre­chen­de Planung für den nieder­säch­si­schen CDU-Landes­par­tei­tag am 7. Novem­ber sein. Hans sagte, die Spitze des Adenau­er-Hauses prüfe derzeit zu Recht eine solche Lösung. «Wer die CDU im Jahr 2021 führen möchte, der muss auch mit einem solchen Format klarkom­men», sagte er. Die Rechts­si­cher­heit müsse dabei sicher­ge­stellt werden. «Das wird etwas kosten, aber das müssen wir uns leisten.» Die CDU solle in der Pande­mie ein Vorbild sein.

Nicht ganz ausge­schlos­sen wurde zuletzt auch eine Verschie­bung des Partei­tags ins kommen­de Jahr. Aller­dings wurde in der CDU auch betont, die Wahrschein­lich­keit sei gering, dass sich die Corona-Lage bis zum kommen­den Frühjahr norma­li­sie­re. Mit einer Verschie­bung auf 2021 wäre für die Vorsit­zen­den­wahl also womög­lich nichts gewonnen.

Beim Thema Kanzler­kan­di­da­tur in der Union sieht Altmai­er unter­des­sen keinen Zeitdruck. «Es gibt keiner­lei Notwen­dig­keit, die Nominie­rung unseres Kanzler­kan­di­da­ten überstürzt vorzu­neh­men», sagte er den Funke-Zeitun­gen. «Wir sollten uns in den nächs­ten Monaten auf das konzen­trie­ren, was Vorrang hat: Gesund­heit und wirtschaft­li­cher Aufschwung. Die Entschei­dung über die Kanzler­kan­di­da­tur kommt im April oder Mai noch früh genug.»

Über den Zeitpunkt herrscht in der Union Uneinig­keit. Einige dringen auf eine schnel­le Entschei­dung rund um die derzeit noch für Dezem­ber geplan­te Kür des neuen CDU-Vorsit­zen­den, aber auch über Januar 2021 wurde schon disku­tiert, CSU-Chef Markus Söder hat den März ins Spiel gebracht. Der bayeri­sche Minis­ter­prä­si­dent hat derzeit die besten Umfra­ge­wer­te der infra­ge kommen­den Kandidaten.