RAVENSBURG – Nicht immer ist ein guter Start leicht, meistens aber umso wichti­ger: Das gilt auch beim Thema Bildung. Das Bundes­pro­gramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ will Kindern früh eine langfris­ti­ge Perspek­ti­ve für Kinder­gar­ten und Schule bieten. 

Beson­ders bildungs­fer­ne Famili­en oder Famili­en mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund können profi­tie­ren. Angeli­ka Siller ist als pädago­gi­sche Fachkraft im Raum Ravens­burg für den DRK-Kreis­ver­band Ravens­burg zustän­dig. Das Programm wurde aktuell um zwei Jahre bis 2022 verlän­gert. Gut so, findet Siller, denn die Wirkung solcher Projek­te ist erst langfris­tig zu erkennen. 

Hinter­grund mit vielen Facetten
Die Vesper­do­se gefüllt mit süßem oder wenig gesun­dem Essen, das Verhal­ten außer­ge­wöhn­lich auffäl­lig: Anzei­chen für Erzie­he­rin­nen in der Kita, ein Kind und schluss­end­lich seine Familie genau­er in den Blick zu nehmen und womög­lich Rat einzu­ho­len. „Ich bin die neutra­le Person, sie sich an diesem Punkt einbrin­gen kann“, sagt Angeli­ka Siller, pädago­gi­sche Fachkraft im Rahmen des Bundes­pro­gramms. Ihre Einzel­fall­hil­fe ist indivi­du­ell für Kinder von null bis sechs Jahre zugeschnit­ten. Ihre Beratung für die Familie kann umfas­send sein: nicht nur zur Ernäh­rung, sondern auch zu Frühför­de­rung, bezüg­lich Kinder­ärz­ten, Förder­an­ge­bo­ten, spezi­el­len Schulen oder beson­de­ren Hilfen, wenn Behin­de­run­gen drohen. „Wenn es sein muss, helfe ich bei schwie­ri­gen Anträ­gen.“ Etwa die Hälfte der Famili­en, die sie unter­stützt, haben Migra­ti­ons­hin­ter­grund. Hier hilft ihr die Ausbil­dung zum Coach für Kultur­kom­mu­ni­ka­ti­on. Andere Famili­en sind von Armut betrof­fen, unter ihnen auch häufig Alleinerziehende. 

Kontakt­auf­nah­me als Türöffner
Der Kontakt zu den Famili­en kann sich über ihre Kolle­gin­nen und Kolle­gen von der Flücht­lings­hil­fe ergeben, die ihre Büros Tür an Tür mit Angeli­ka Siller in der Kuppel­n­au­stra­ße haben. Die Übersied­lung ihres Büro von der Villa Kunter­bunt in der Herren­stra­ße in Ravens­burg sieht sie als Vorteil: „Die Hürde für Famili­en aus dem Sozial­raum ist dadurch niedri­ger,“ sagt sie. Für die Kinder­ta­ges­ein­rich­tung des DRK-Kreis­ver­ban­des steht sie aber weiter­hin beratend zur Verfü­gung, ebenso wie für andere Kitas und Famili­en aus dem städti­schen Einzugs­ge­biet, die sich direkt an sie wenden können. In engem Austausch ist die Fachfrau mit den anderen drei „Brücken­baue­rin­nen“, die in den Städten Bad Waldsee, Isny, Wangen tätig sind, sowie Melanie Dittus, der verant­wort­li­chen Koordi­nie­rungs­stel­le am Landrats­amt Ravensburg.

Wirkung kommt mit Langfristigkeit
Angeli­ka Siller kennt inzwi­schen manche Famili­en seit Beginn des Programms im Herbst 2017. Seit Projekt­start hat sie 18 Famili­en mit 25 Kindern beglei­tet. Ihre Aufga­ben sind aber weitaus umfas­sen­der. Sie beglei­te­te zehn Menschen, die pädago­gi­sche Ausbil­dun­gen machten, sieben Frauen, die sich mit ihrem Lehre­rin­nen­be­ruf aus ihrem Heimat­land für den deutschen Arbeits­markt nachqua­li­fi­zier­ten. Ein syrischer Lehrer etwa, den sie bei seiner Anpas­sungs­aus­bil­dung zum Erzie­her beglei­te­te, fungiert ihr inzwi­schen bei Bedarf als Dolmet­scher und sensi­bi­li­siert sie zu inter­kul­tu­rel­len Themen.

Von Beratung bis Sprachkurs
Mehre­re hundert einma­li­ge persön­li­che Beratungs­ge­sprä­che kommen hinzu, aber auch die Beratung von Partnern im Netzwerk und von pädago­gi­schen Fachkräf­ten in inter­kul­tu­rel­ler Kompe­tenz, ein Sprach­kurs für Migran­tin­nen. Weil persön­li­che Besuche im priva­ten Umfeld coronabe­dingt kaum möglich sind, ist das Mobil­te­le­fon derzeit Angeli­ka Sillers wichtigs­tes Werkzeug: Unter anderem hält sie mit einem regel­mä­ßi­gen Newslet­ter Kontakt zu den Famili­en. Es gilt die geschaf­fe­ne Vertrau­ens­ba­sis langfris­tig zu erhal­ten, um möglichst jedem einzel­nen Kind einen guten Start auf seinem persön­li­chen Bildungs­weg zu bereiten.