BAD WALDSEE — Einen gelin­gen­den Weg zwischen Natur­schutz, notwen­di­gen Baumfäl­lun­gen und einem optisch aufge­räum­ten Park zu finden – vor dieser Heraus­for­de­rung steht die Stadt Bad Waldsee bei der Pflege des Schloss­parks. Aufgrund des Eschen­triebster­bens mussten in den vergan­ge­nen acht Jahren fast alle Eschen gefällt werden. Auch die Buchen sind überal­tert und leiden an einem Pilz. Jetzt gilt es, den Schloss­park zukunfts­fä­hig zu machen. Dadurch wird er sich in den nächs­ten Jahren stark verändern.

Ziel ist es, dem bei vielen Bürgern und Gästen sehr belieb­ten Gelän­de wieder das Antlitz einer Parkan­la­ge zu geben. Das wollen Stadt und Eigen­tü­mer zum Beispiel durch geeig­ne­te, klima­re­sis­ten­te Baumar­ten, die solitär wachsen, errei­chen. Mit vielen verschie­de­nen Baumar­ten sowie mit Blumen­wie­sen und Blühstrei­fen soll zudem die Biodi­ver­si­tät noch größer werden. Dem Natur­schutz dienen sollen auch der Erhalt und die Neupflan­zung von Vogel­nähr­ge­höl­zen. „Der Schloss­park soll für Menschen und Tiere – ganz beson­ders für die Vögel – wieder ein attrak­ti­ver Ort werden, an dem man sich gerne aufhält“, sagt Stadt­förs­ter Martin Nuber.

Bis es soweit ist, dauert es aber noch eine gewis­se Zeit. Immer wieder wird die Stadt­ver­wal­tung derzeit auf den optischen Zustand des Gelän­des angespro­chen, da dort durch die zahlreich gefäll­ten Bäume an manchen Stellen ein unauf­ge­räum­tes Erschei­nungs­bild herrscht. Die Fällun­gen waren überwie­gend aufgrund des Eschen­triebster­bens notwen­dig gewor­den (siehe dazu auch den nachste­hen­den Info-Erklärtext). 

Bereits vor zehn Jahren hatten sich erste Sympto­me an den Bäumen gezeigt. Schon damals musste man davon ausge­hen, dass 98 Prozent der Eschen wegen dieser Krank­heit gefällt werden müssen. Damals entschied man sich, nicht alle Eschen gleich­zei­tig zu fällen, sondern nur dieje­ni­gen, die eine Gefahr darstell­ten. Das gestie­ge­ne Gesamt­ri­si­ko in der vergan­ge­nen Fäll-Saison zwang die Verant­wort­li­chen jedoch zu einer Planän­de­rung: Man entschied nun, ausge­wähl­te Flächen komplett zu räumen.
Das verwert­ba­re Holz wurde an Inter­es­sen­ten aus der Bevöl­ke­rung verkauft. Die verblie­be­nen Reste wurden im Rahmen eines Flächen­lo­ses ebenfalls abgege­ben. Wer ein Flächen­los gekauft hat, kann die Fläche bis Ende April 2021 aufräu­men. Im Anschluss daran beginnt die Stadt mit Pflegearbeiten.

Für 2022 sind weite­re Pflan­zun­gen in den entstan­de­nen Lücken vorge­se­hen. Auf großer Fläche wird aber versucht, mit der vorhan­de­nen Natur­ver­jün­gung zu arbei­ten. Hier ist ebenfalls geplant, neben einhei­mi­schen Baumar­ten auch sogenann­te Klima­wan­del­ge­höl­ze zu pflanzen.

Auch der Eigen­tü­mer wünscht sich den Schloss­park mehr als Parkan­la­ge und weniger als Wald oder gar als Forst. Das bedeu­tet, dass auch weiter­hin neben Eichen, Linden und Erlen beson­de­re Raritä­ten wie Mammut­baum, Sumpf­zy­pres­sen, Atlas­ze­der, Tulpen­baum, Pekanu­ss gepflanzt werden.

Eine Beson­der­heit stellt der Erlen­bruch – vom Schloss kommend rechts bis zum Schloss­see führend – dar. In diesem Bereich „ruht die Axt“. Das bedeu­tet: Es werden nur gefähr­li­che Bäume unmit­tel­bar am Weg gefällt. Bei diesem Bereich handelt es sich um ein bedeu­ten­des Vogel­schutz­ge­biet und einen selte­nen Waldtyp. Ab der Saison 2021/2022 sollen weite­re Fällun­gen im Schloss­park so weit wie möglich vermie­den werden. Gefähr­li­che Bäume werden, wenn möglich, auf die Länge eines Torsos zurück gebaut und für die Vögel im Bestand belas­sen. Alte und abster­ben­de Bäume sind für den Natur­schutz sehr wichtig, denn sie sind wahre Hotspots des Lebens.

Im Sinne der Sicher­heit genie­ßen nicht nur die Eschen Aufmerk­sam­keit, sondern auch die überal­ter­ten Buchen im Park. Etliche Exempla­re weisen schon deutli­che Schäden und Schwä­chun­gen auf. Fünf Buchen mussten bereits entnom­men werden. Zum Teil waren hier aufgrund von Pilzbe­fall (Schwe­fel­por­ling) sogar Notfäl­lun­gen mitten in der Vegeta­ti­ons­pe­ri­ode notwendig.

Hinter dem „Wohnpark am Schloss“ hat die Stadt­ver­wal­tung bereits vor Jahren eine Blumen­wie­se angelegt. In Zusam­men­ar­beit zwischen der Stadt, dem Bund für Umwelt und Natur­schutz Deutsch­land (BUND) und dem Deutschen Alpen­ver­ein (DAV) ist ein Wildbie­nen­haus entstan­den. In den bereits verjüng­ten Teilen der Parkan­la­ge haben bereits zwei Pflege­maß­nah­men statt­ge­fun­den. Pflan­zun­gen wurden so gut wie jedes Jahr paral­lel zum Holzein­schlag vorge­nom­men. So wurde die Fläche rechts vor der Brücke mit Eiche und Flatter­ul­me bepflanzt. Der BUND betreut seit vielen Jahren schon zahlrei­che Vogel­brut­käs­ten. Die Stadt Bad Waldsee unter­stützt diese Aktion in Form der Liefe­rung von neuen Bruthöhlen.

Schloss­park
Eigen­tü­mer des Schloss­parks ist der Fürst von Waldburg-Wolfegg und Waldsee. Die Stadt Bad Waldsee hat den Park gepach­tet. Bürger und Gäste nutzen ihn gleicher­ma­ßen als Erholungs­ort oder als Fuß- und Radweg­ver­bin­dung zwischen Stein­ach und der Innen­stadt. Für die Pflege der Anlagen und der Wege ist die Stadt verant­wort­lich und stimmt diese stets mit dem Eigen­tü­mer ab.

Eschentriebsterben

Auslö­ser des Eschen­triebster­bens ist ein Pilz, der die Triebe der Eschen zum Abster­ben bringt. Die Folge ist eine geschä­dig­te und reduzier­te Baumkro­ne, wodurch der Baum seine Vitali­tät und Abwehr­kraft verliert. 

Sogenann­te antago­nis­ti­sche Pilze wie der Halli­ma­sch, die Spezia­lis­ten für verrot­ten­des Holz sind, können in der Folge die geschwäch­ten Eschen befal­len. An den noch stehen­den Eschen löst der Pilz die Wurzeln sowie die Stamm­ba­sis auf. Die Bäume verlie­ren ihre Stand­fes­tig­keit und können ohne Vorwar­nung und beson­de­ren Anlass plötz­lich umstürzen.