MAINZ (dpa) — Das «heute journal» berei­tet Claus Kleber einen feier­li­chen Abschied. Kolle­gin Gundu­la Gause lobt: «Du gehst, damit geht eine Ära zu Ende.» Der Modera­tor richtet zum Schluss einen ernsten Appell ans Publikum.

«So, mehr wird’s nicht. 2977 Mal. Heute zum letzten. Guten Abend.» Der ZDF-Anchor­man Claus Kleber hat am Donners­tag­abend nach fast 20 Jahren Abschied vom «heute journal» genommen.

Der 66-Jähri­ge wirkte sicht­lich bewegt und kämpf­te teilwei­se mit seiner Stimme, als er ein selbst­be­mal­tes Pappschild mit der Zahl 2977 in die Kamera hielt. Seine letzte Modera­ti­on endete mit einem langen Appell.

Kleber zog zunächst eine düste­re Bilanz: «Wer sich hier jeden Tag einen Reim auf die Nachrich­ten macht, der kann nicht anders als mit Sorgen nach vorne schau­en», so der Journa­list, der einen dunkel­blau­en Anzug und eine bordeaux­far­be­ne Krawat­te trug. «Die Pande­mie lässt viel Leid zurück, aber sie wird vorüber­ge­hen. Anderes nicht. Was an der ukrai­ni­schen Grenze passiert und im Balti­kum irgend­wann passie­ren könnte, die harte Linie von China. Die Demon­ta­ge der Demokra­tie in Ameri­ka, die sich immer weiter frisst. Und die europäi­sche Idee, die ihren Schwung verlo­ren hat — wie auch manches bei uns.»

Plädoy­er für furcht­lo­sen Journalismus

Kleber fuhr fort: «Das müsste alles nicht sein. Wir Menschen haben das Wissen, die Technik, die histo­ri­sche Erfah­rung, um das alles zu meistern. Zum ersten Mal sind unsere Werkzeu­ge so mächtig wie unsere Proble­me. Das kann was werden. Aber ohne eine engagier­te, infor­mier­te Öffent­lich­keit wird es nichts. Und deshalb muss es Redak­tio­nen geben, wie die Menschen hinter dieser Sendung, leiden­schaft­li­che Profis, die jeden Morgen antre­ten können mit dem einzi­gen Ziel, die bestmög­li­che Sendung zu machen. Furcht­los, ohne Quoten-Druck und abgeschirmt gegen politi­sche Strip­pen­zie­her. Ein tolles Team — und es ist da.»

Der Modera­tor fuhr fort: «Aber das nützt nix, wenn wir Sie nicht überzeu­gen können. Das hier ist alles ein bisschen Video-Zirkus, wenn Sie sich nicht die Zeit und die Mühe nehmen, sich mit unserer Arbeit zu beschäf­ti­gen. Engagiert und kritisch. Mit dem Vertrau­en, das wir uns hier jeden Tag verdie­nen müssen.»

Kleber schloss: «Ab und zu ändern sich die Nasen, die hier vorne stehen. Jetzt zum Beispiel. Gundu­la bleibt, ich gehe, Chris­ti­an Sievers kommt. Alles gut.» Er verab­schie­de­te sich mit «Good Night and Good Luck und ein Gutes Neues Jahr. Vor allem vielen Dank.»

Das Zuschau­er­inter­es­se an Klebers Abschied war enorm. Ab 21.44 Uhr verfolg­ten 6,21 Millio­nen Menschen die Sendung (22,0 Prozent Markt­an­teil). Es war der höchs­te Wert am Donnerstagabend.

Als letzte Szene, die die ZDF-Kamera einfing, klatsch­te er sich mit seiner Kolle­gin Gundu­la Gause ab. Gause hatte sich bei ihm zuvor herzlich bedankt: «Wir werden Dich vermis­sen und ich ganz beson­ders. Und jetzt muss ich Dir noch was sagen, das Du nicht hören willst, aber es muss gesagt werden: Du gehst, damit geht eine Ära zu Ende.»

Kleber hat in knapp zwei Jahrzehn­ten das «heute journal» laut ZDF «nachhal­tig geprägt — seit 2003 als Haupt­mo­de­ra­tor und bis 2009 auch als Redak­ti­ons­lei­ter». Als Nachfol­ger von Claus Kleber wurde bereits Chris­ti­an Sievers verkün­det. In der neuen Rolle wird Sievers seinen ersten «heute journal»-Auftritt am 10. Januar im ZDF absolvieren.