WASHINGTON (dpa) — Noch immer gibt es kaum Infor­ma­tio­nen zu den Flugkör­pern, die seit Freitag über Nordame­ri­ka abgeschos­sen wurden. US-Präsi­dent Biden schweigt weiter und erntet dafür Kritik.

Im Rätsel­ra­ten um die uniden­ti­fi­zier­ten Flugob­jek­te über Nordame­ri­ka steigt der Druck auf US-Präsi­dent Joe Biden. Der Präsi­dent solle trans­pa­ren­ter sein, forder­ten gestern Politi­ker aus beiden politi­schen Lagern.

Bisher äußer­te sich Biden noch nicht zu den drei Flugob­jek­ten, die zwischen Freitag und Sonntag über dem Luftraum der USA und Kanadas abgeschos­sen worden waren. Statt­des­sen sagte der Sprecher des Natio­na­len Sicher­heits­rats, John Kirby, es gebe keinen Hinweis darauf, dass die Flugkör­per zu Spiona­ge­zwe­cken unter­wegs gewesen seien. Woher die Objek­te stamm­ten und warum sie am Himmel waren, wisse man jedoch noch nicht.

Demokra­ten und Republi­ka­ner wollen mehr Transparenz

Senato­ren beider politi­scher Lager erhiel­ten gestern hinter verschlos­se­nen Türen weite­re Infor­ma­tio­nen zu den Vorgän­gen. Danach forder­ten sowohl Republi­ka­ner als auch Demokra­ten Präsi­dent Biden zu mehr Trans­pa­renz auf. Der demokra­ti­sche Senator Richard Blumen­thal sagte nach dem Briefing, er verste­he die Vorfäl­le jetzt besser, aber die Bevöl­ke­rung müsse mehr darüber erfah­ren. Er sei aber nicht besorgt, dass die USA bedroht würden.

Der republi­ka­ni­sche Senator Tom Cotton sagte, die Ameri­ka­ner hätten ein Recht darauf, zu wissen, warum Biden die Flugob­jek­te habe abschie­ßen lassen.

Nachdem das US-Militär am 4. Febru­ar einen mutmaß­li­chen chine­si­schen Spiona­ge­bal­lon abgeschos­sen hatte, holte es seit Freitag drei weite­re bisher nicht identi­fi­zier­te Flugob­jek­te vom Himmel. Eines wurde über Alaska abgeschos­sen, eines über Kanada und eines über dem Huron­see, der zu den Großen Seen im Norden der USA an der Grenze zu Kanada gehört. Seitdem wird über die Flugob­jek­te spekuliert.

Aufschluss darüber erhofft sich das US-Militär von ihren Überres­ten. Man setze alles daran, die Trümmer zu bergen, sagte Kirby. Die Suche gestal­te sich wegen des schlech­ten Wetters und des unweg­sa­men Terrains als schwie­rig. In einem Fall lägen die Trümmer am Grund des Huron­sees. Der riesi­ge Binnen­see ist an einer Stelle knapp 230 Meter tief.

Vorwür­fe gegen China

Mehr Infor­ma­tio­nen hat die Regie­rung dagegen über den abgeschos­se­nen chine­si­schen Überwa­chungs­bal­lon. Suchtrupps ist es gelun­gen, erste Teile des Ballons vom Meeres­grund an die Oberflä­che zu bringen. «Wir lernen von den Trümmern, die wir gerade vom Grund des Atlan­tiks hochzie­hen», sagte Kirby. Er erneu­er­te seine Vorwür­fe gegen China: «Es handelt sich um eine konzer­tier­te Aktion der Chine­sen, diese spezi­el­le Art von Platt­form zur Überwa­chung und zur Sammlung von Infor­ma­tio­nen zu nutzen.»

Der Minder­hei­ten­füh­rer im Senat, der Republi­ka­ner Mitch McCon­nell, forder­te vom Präsi­den­ten ein entschie­de­ne­res Auftre­ten hinsicht­lich Bedro­hun­gen von außen. Biden habe nicht nur zu den Vorfäl­len vom Wochen­en­de bisher nichts gesagt, auch den mutmaß­li­chen chine­si­schen Spiona­ge­bal­lon habe der Präsi­dent bei seiner Rede zur Lage der Nation vergan­ge­ne Woche nur beiläu­fig erwähnt. Das ameri­ka­ni­sche Volk verdie­ne es, vom Präsi­den­ten hierzu mehr zu erfahren.

Spricht Blinken mit chine­si­schem Amtskollegen?

Der Ballon-Zwischen­fall hatte die ohnehin schon angespann­ten Bezie­hun­gen zwischen den USA und China noch weiter verschlech­tert. US-Außen­mi­nis­ter Blinken hatte eine geplan­te Reise nach Peking wegen des Auftau­chen des Luftschiffs kurzfris­tig abgesagt. Eigent­lich war der Besuch dazu gedacht, die Wogen zwischen den beiden Großmäch­ten zu glätten. Dazu kam es nicht.

Eine Gelegen­heit hierfür könnte sich aber bald bieten. Vor der anste­hen­den Münch­ner Sicher­heits­kon­fe­renz machten Gerüch­te über ein mögli­ches Treffen zwischen Chinas obers­tem Außen­po­li­ti­ker Wang Yi und US-Außen­mi­nis­ter Blinken am Rande der Konfe­renz die Runde. China bestä­tig­te eine solche Zusam­men­kunft nicht. Zuvor hatten US-Medien berich­tet, dass Blinken ein Treffen in Erwägung ziehe.