WASHINGTON (dpa) — Der US-Präsi­dent spricht von einem weite­ren schwe­ren Schlag für die «Kriegs­ma­schi­ne­rie Putins». Auch Großbri­tan­ni­en will bis Ende dieses Jahres auf Öl aus Russland verzichten.

Als Reakti­on auf den russi­schen Angriffs­krieg gegen die Ukrai­ne erlas­sen die USA ein Import­ver­bot für Öl aus Russland.

«Das bedeu­tet, dass russi­sches Öl in US-Häfen nicht mehr angenom­men wird und die Ameri­ka­ner der Kriegs­ma­schi­ne­rie Putins einen weite­ren schwe­ren Schlag verset­zen werden», sagt US-Präsi­dent Joe Biden bei einem kurzfris­tig anberaum­ten Auftritt im Weißen Haus. Unklar blieb zunächst, ab wann das Import­ver­bot gilt.

Biden sagte, die Maßnah­me sei mit europäi­schen Verbün­de­ten abgestimmt. Man wisse aber, «dass viele unserer europäi­schen Verbün­de­ten und Partner mögli­cher­wei­se nicht in der Lage sind, sich uns anzuschlie­ßen», fügte er hinzu. «Wir können also diesen Schritt unter­neh­men, wenn andere es nicht können. Aber wir arbei­ten eng mit Europa und unseren Partnern zusam­men, um eine langfris­ti­ge Strate­gie zu entwi­ckeln, die auch ihre Abhän­gig­keit von russi­scher Energie verringert.»

Das Import­ver­bot erstreckt sich nach Bidens Worten auch auf andere russi­sche Energie­trä­ger wie beispiels­wei­se Gas. Ihr Gas produ­zie­ren die USA aber weitge­hend selbst, bei den Impor­ten spielt Russland keine Rolle.

Großbri­tan­ni­en: Verzicht auf russi­sches Öl bis Jahresende

Auch Großbri­tan­ni­en will bis Ende dieses Jahres kein Öl mehr aus Russland impor­tie­ren. «Diese Übergangs­pha­se wird dem Markt, Unter­neh­men und Liefer­ket­ten mehr als genug Zeit geben, um russi­sche Impor­te zu erset­zen», schreibt der briti­sche Wirtschafts­mi­nis­ter Kwasi Kwart­eng auf Twitter. Der Anteil des russi­schen Öls an der briti­schen Nachfra­ge mache derzeit acht Prozent aus.

Gasim­por­te aus Russland sind zunächst nicht betrof­fen. Kwart­eng kündig­te jedoch an, auch hier Möglich­kei­ten für einen Ausstieg zu prüfen. Der Anteil von russi­schem Gas mache nur vier Prozent der briti­schen Versor­gung aus, so Kwart­eng weiter.

Habeck lehnt Embar­go für Deutsch­land ab

Bundes­wirt­schafts­mi­nis­ter Robert Habeck hatte im Falle eines westli­chen Embar­gos russi­scher Energie­lie­fe­run­gen vor schwe­ren Schäden für Deutsch­land gewarnt. «Wir reden dann über eine schwe­re Wirtschafts­kri­se in Deutsch­land und damit in Europa», sagte der Grünen-Politi­ker RTL/ntv. Er beton­te, die Situa­ti­on sei nicht vergleich­bar mit den USA. «Das wissen auch die Amerikaner.»

Europäi­sche Staaten wie Deutsch­land sind erheb­lich stärker auf russi­sche Energie­im­por­te angewie­sen als die USA. Im vergan­ge­nen Jahr war Russland nach Angaben der US-Energie­in­for­ma­ti­ons­be­hör­de (EIA) das dritt­wich­tigs­te Land für Einfuh­ren von Rohöl und Erdöl­pro­duk­te für die USA — hinter Kanada und Mexiko. Die Einfuh­ren aus Russland mit einem Volumen von 672.000 Barrel (je 159 Liter) pro Tag machten knapp acht Prozent aller US-Impor­te in dieser Katego­rie aus.

Der Anteil russi­scher Impor­te an den Rohöl­ein­fuh­ren nach Deutsch­land liegt nach Angaben des Bundes­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums bei rund 35 Prozent.

Auch in den USA berei­ten die Sprit­prei­se Sorgen

Wegen des Kriegs in der Ukrai­ne war der Druck auf die US-Regie­rung auch aus dem Kongress gewach­sen, zu bereits verhäng­ten Straf­maß­nah­men ein Einfuhr­ver­bot für russi­sches Öl hinzu­zu­fü­gen. Aller­dings berei­ten auch der US-Regie­rung die Benzin­prei­se Sorgen, deren Anstieg durch den Krieg verstärkt wurde.

Am vergan­ge­nen Sonntag war der Preis für eine Gallo­ne (knapp 3,8 Liter) Normal­ben­zin im landes­wei­ten Durch­schnitt erstmals seit 2008 auf mehr als vier Dollar (3,68 Euro) gestiegen.

Welche Rolle Russland beim Öl spielt

Deutsch­land lag 2020 beim Mineral­öl­ver­brauch mit 93,7 Millio­nen Tonnen auf Rang 10, insge­samt war es sechst­größ­ter Impor­teur weltweit. Bekannt ist schon, dass 2021 mehr als ein Drittel der deutschen Ölein­fuh­ren aus Russland stamm­te. Im Vorjahr war Russland zweit­größ­ter Ölexpor­teur der Welt: Die rund 232 Millio­nen Tonnen entspra­chen in etwa zwei Dritteln der Menge, die Weltmarkt­füh­rer Saudi-Arabi­en inter­na­tio­nal verkaufte.

Eine Tonne entspricht in etwa sieben Barrel. Die Umrech­nung für Rohöl ist jedoch nicht eindeu­tig, da die Dichte je nach Ölsor­te etwas schwankt.

Bei den weltwei­ten Erdöl­res­sour­cen lag Russland nach Daten der Bundes­an­stalt für Geowis­sen­schaf­ten und Rohstof­fe (BGR) im Jahr 2020 mit knapp 85 Milli­ar­den Tonnen auf Rang zwei hinter den USA (118 Milli­ar­den Tonnen. In der Förde­rung von 2015 bis 2020 hatten die Verei­nig­ten Staaten mit 17,9 Prozent den größten Anteil, auch hier kam danach Russland mit 12,3 Prozent — vor dem Schwer­ge­wicht Saudi-Arabi­en (12,0 Prozent).