Die Impfbe­reit­schaft in Deutsch­land nimmt zu, es gibt auch Nachschub vom Herstel­ler Biontech. Dennoch bleibt der Corona-Impfstoff vorerst knapp. Sorgen macht die Virus-Mutati­on, die in Großbri­tan­ni­en grassiert.

Die Bundes­län­der sollen heute eine neue Liefe­rung des Corona-Impfstoffs von Biontech erhal­ten. Sie sollen insge­samt knapp 668.000 Impfdo­sen bekommen.

Die Liefe­rung soll direkt vom Herstel­ler Biontech an die 27 Anlie­fer­zen­tren der Länder gehen. Den größten Anteil erhält das bevöl­ke­rungs­reichs­te Bundes­land Nordrhein-Westfa­len mit 141.375 Dosen. Den kleins­ten Anteil bekommt Bremen mit 4875 Dosen. In dieser Größen­ord­nung war die Liefe­rung auch angekün­digt worden.

Seit dem Beginn der Impfkam­pa­gne Ende Dezem­ber ist das Mittel mindes­tens 417.060 Menschen gespritzt worden, wie das Robert Koch-Insti­tut am Donners­tag (Stand 11.00 Uhr) mitge­teilt hatte. 201.000 Menschen erhiel­ten den Impfstoff aus beruf­li­chen Gründen. Es kann sich dabei zum Beispiel um Ärztin­nen und Ärzte sowie Pflege­kräf­te mit sehr hohem Anste­ckungs­ri­si­ko und um Perso­nal in der Alten­pfle­ge handeln. Zudem wurde das Präpa­rat inzwi­schen mehr als 168.000 Bewoh­nern von Pflege­hei­men verabreicht.

Gestie­gen ist die Bereit­schaft zur Impfung, wie aus einer Umfra­ge von infra­test dimap für den ARD-Deutsch­land­trend hervor­geht. Demnach gaben Anfang der Woche 54 Prozent an, sich auf jeden Fall gegen das Corona­vi­rus impfen lassen zu wollen — das waren 17 Prozent­punk­te mehr als im Novem­ber 2020. Weite­re 21 Prozent sagten, sie wollten sich wahrschein­lich impfen lassen (minus 13 Prozent­punk­te). Die Impfbe­reit­schaft sei in allen Alters­grup­pen gewach­sen, insbe­son­de­re aber bei den Menschen unter 65 Jahren. Nach wie vor zeigten sich jünge­re Menschen gegen­über einer Corona-Impfung weniger offen als ältere.

Sachsens Gesund­heits­mi­nis­te­rin Petra Köpping (SPD) forder­te eine Änderung der Impfstra­te­gie. «Bisher erfolgt die Vertei­lung des Impfstof­fes nach der Einwoh­ner­zahl der Bundes­län­der. Ich glaube, dass auch andere Fakto­ren bei neuen Liefe­run­gen eine Rolle spielen sollten», sagte die Minis­te­rin laut Mittei­lung vom Donners­tag­abend. So müsse etwas ein hoher Anteil älterer Menschen berück­sich­tigt werden. In Sachsen lebten eine Milli­on Menschen, die älter als 65 Jahre seien. Das Bundes­land ist beson­ders stark von der Pande­mie betroffen.

Der SPD-Gesund­heits­exper­te Karl Lauter­bach zeigte sich besorgt über die Mutati­on. Sollte es sich auch hierzu­lan­de ausbrei­ten, müssten sich die Deutschen auf noch mehr Einschrän­kun­gen einstel­len, sagte er dem «Kölner Stadt-Anzei­ger». «Dann sind natür­lich viel drasti­sche­re Maßnah­men notwen­dig, um das Gleiche zu errei­chen. Wir haben alle Angst vor einer dritten Welle mit der neuen Mutati­on», sagte Lauterbach.

Der Frakti­ons­chef der Linken im Bundes­tag, Dietmar Bartsch, forder­te die Bundes­re­gie­rung auf, für mehr Impfstoff zu sorgen. «Impfen ist ein Wettlauf gegen die Zeit, nicht zuletzt wegen der Mutati­ons­ge­fah­ren», sagte Bartsch dem Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land (RND). «Die Bundes­re­gie­rung muss dringend das Ruder rumrei­ßen. Wir brauchen viel mehr Impfstoff im ersten Quartal.» Die Linken-Partei­che­fin Katja Kipping forder­te in der «Süddeut­schen Zeitung» (Freitag), der Staat sollte die Impfstoff­her­stel­ler zwingen, ihre Lizen­zen freizu­ge­ben, damit andere pharma­zeu­ti­sche Produk­ti­ons­stät­ten diesen Impfstoff auch erzeu­gen könnten.

Der Vorsit­zen­de des Weltärz­te­bun­des, Frank Ulrich Montgo­me­ry, kriti­sier­te das unter­schied­li­che Vorge­hen der Bundes­län­der bei der Verga­be von Impfter­mi­nen und monier­te eine «kaum wahrnehm­ba­re Impfkam­pa­gne, dass die Menschen Frust beim Thema Impfen haben.» «Sollte irgend­wo noch ein Tropfen Impfstoff übrig sein, würde ich mich sofort impfen lassen», sagte Montgo­me­ry der «Rheini­schen Post» (Freitag). Nicht nachvoll­zie­hen könne er die Skepsis beim Pflegepersonal.

Am Diens­tag hatten Bund und Länder eine Verlän­ge­rung des Lockdowns mit verschärf­ten Kontakt­be­schrän­kun­gen bis Ende Januar beschlos­sen. Die Bundes­län­der setzen die Maßnah­men nun um, als erstes Bundes­land hat Hamburg um Mitter­nacht eine verschärf­te Corona-Verord­nung in Kraft gesetzt.