Eine Corona-Impfung in Deutsch­land rückt näher. Biontech und Pfizer wollen, dass ihr Präpa­rat in der EU zugelas­sen wird. Ihr Antrag muss nun noch geprüft werden — genau wie der des US-Konzerns Moderna.

Die Mainzer Firma Biontech und der US-Pharma­rie­se Pfizer haben bei der Europäi­schen Arznei­mit­tel-Agentur (Ema) die Zulas­sung ihres Corona-Impfstoffs in der EU beantragt

Der Antrag auf eine beding­te Markt­zu­las­sung sei am Montag einge­reicht worden, teilten Biontech und Pfizer am Diens­tag mit. Am Montag hatte auch der US-Konzern Moder­na bei der Ema einen entspre­chen­den Antrag für seinen Impfstoff gestellt.

Die Ema muss die Anträ­ge nun prüfen. Wie lange das dauert, war zunächst unklar. Sollte die Behör­de eine beding­te Zulas­sung empfeh­len, könnte der Impfstoff noch im Dezem­ber einge­setzt werden, teilte Biontech mit. Die endgül­ti­ge Entschei­dung trifft die EU-Kommis­si­on, die in der Regel der Ema-Empfeh­lung folgt.

Biontech hatte angekün­digt, unmit­tel­bar nach der Zulas­sung mit der Auslie­fe­rung der ersten Impfstof­fe begin­nen zu können. Biontech/Pfizer und Moder­na haben auch bei der US-Arznei­mit­tel­be­hör­de FDA Anträ­ge auf eine Notfall­zu­las­sung gestellt.

Für den Biontech/P­fi­zer-Impfstoff mit der Bezeich­nung BNT162b2 ergaben umfang­rei­che Testrei­hen nach Angaben der Unter­neh­men eine Wirksam­keit, die einen 95-prozen­ti­gen Schutz vor der Krank­heit Covid-19 bietet. Das Vakzin funktio­nie­re über alle Alters­grup­pen und andere demogra­fi­sche Unter­schie­de hinweg ähnlich gut und zeige praktisch keine ernsten Neben­wir­kun­gen, teilten die Firmen nach Abschluss letzter Analy­sen mit. Der Impfschutz bei Menschen, die über 65 Jahre alt sind, liege bei über 94 Prozent.

Diese positi­ven Ergeb­nis­se bezie­hen sich auf den Schutz vor einer Covid-19-Erkran­kung. Inwie­fern der Impfstoff auch vor der Infek­ti­on und einer mögli­chen Weiter­ga­be des Virus schützt, ist noch nicht klar.

Der Impfstoff von Biontech/Pfizer ist dem Präpa­rat von Moder­na in der Wirkwei­se und auch in seiner Wirksam­keit vergleichs­wei­se ähnlich. Für beide Vakzi­ne läuft bereits ein sogenann­tes Rolling-Review-Verfah­ren bei der Ema, das den Zulas­sungs­pro­zess beschleu­ni­gen soll. Dabei können Herstel­ler schon vor dem komplet­ten Zulas­sungs­an­trag einzel­ne Teile zu Quali­tät, Unbedenk­lich­keit und Wirksam­keit eines Präpa­rats einreichen.

Die Impfstoff­do­sen sollen laut Biontech «fair» verteilt werden. Es werde nicht «ein Land alles erhal­ten», hatte das Unter­neh­men angekün­digt. Deutsch­land und die EU haben bereits einen Rahmen­ver­trag über den Kauf von bis zu 300 Millio­nen Dosen des Impfstoffs abgeschlos­sen. Auf der Grund­la­ge von Liefer­pro­gno­sen geht Biontech davon aus, dass noch in diesem Jahr weltweit bis zu 50 Millio­nen Impfstoff­do­sen ausge­lie­fert und im nächs­ten Jahr bis zu 1,3 Milli­ar­den Dosen herge­stellt werden können. Die Impfung erfolgt in zwei Dosen.

«Als Unter­neh­men mit Sitz im Herzen Europas ist der heuti­ge Meilen­stein für uns immens wichtig, da wir uns weiter­hin darum bemühen, eine weltwei­te Vertei­lung nach der poten­zi­el­len Zulas­sung von BNT162b2 zu ermög­li­chen», sagte Biontech-Vorstands­chef und Mitgrün­der Ugur Sahin. «Wir wollen weiter­hin mit den Zulas­sungs­be­hör­den weltweit zusam­men­ar­bei­ten, um im Falle einer Zulas­sung die schnel­le globa­le Vertei­lung unseres Impfstoffs zu ermög­li­chen. Hiermit möchten wir zu den globa­len Bemühun­gen bei der Bekämp­fung des Virus beitra­gen, um wieder zu einem Normal­zu­stand zurückzukehren.»

Den Angaben zufol­ge haben Biontech und Pfizer auch bei der briti­schen Aufsicht­be­hör­de MHRA einen Zulas­sungs­an­trag einge­reicht. Rollie­ren­de Verfah­ren gebe es zudem unter anderem in Austra­li­en, Kanada und Japan. Weite­re Anträ­ge weltweit seien geplant.

Vergan­ge­ne Woche hatte EU-Kommis­si­ons­che­fin Ursula von der Leyen mitge­teilt, mit Moder­na sei ein Rahmen­ver­trag über bis zu 160 Millio­nen Impfstoff-Dosen abgeschlos­sen worden. Demnach sollen zunächst 80 Millio­nen Dosen gelie­fert werden, mit der Option auf 80 Millio­nen weite­re Einhei­ten. In der EU könnte das Mittel nach Angaben von Moder­na bereits im Dezem­ber ausge­lie­fert werden, sofern es eine Zulas­sung erhält.

Das Präpa­rat von Pfizer und Biontech ist wie das von Moder­na ein sogenann­ter RNA-Impfstoff. Es enthält geneti­sche Infor­ma­tio­nen des Erregers, aus denen der Körper dann ein Virus­ei­weiß herstellt. Ziel der Impfung ist es, das Immun­sys­tem zur Bildung von Antikör­pern anzure­gen, um die Viren abzufan­gen. Noch gibt es keinen zugelas­se­nen Impfstoff dieser Art.

Zwar haben schon Länder wie Russland, China und kürzlich erst Bahrain Impfstof­fe mit Einschrän­kun­gen freige­ge­ben und impfen damit bereits Teile der Bevöl­ke­rung. Aber wie gut diese Impfun­gen tatsäch­lich schüt­zen und welche Neben­wir­kun­gen sie haben können, ist derzeit weitge­hend offen.