ROTTENBURG/BAD WALDSEE — Bischof Dr. Gebhard Fürst ehrte neun engagierte Frauen und Männer aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die sich aus ihrem Glauben heraus für andere Menschen einsetzen, mit der Martinusmedaille. Die Verleihung erfolgte am Sonntag, 13. November, im Anschluss an ein Pontifikalhochamt zu St. Martin mit Bischof Fürst im Rottenburger Dom.
„Heute müssen wir bitter erfahren, dass wieder Krieg in Europa herrscht“, sagte der Bischof in seiner Predigt und erinnerte daran, dass der heilige Martin von Tours Wegweiser für ein friedliches, humanes und geeintes Europa sei. Passend zur Verleihung der Martinusmedaille und zu St. Martin war der Ambo im Dom mit einem Teil des in diesem Jahr zum Katholikentag in Stuttgart eigens gefertigten weltgrößten Martinsmantel bedeckt. Lichtertüten, welche die Martinusgemeinschaft anlässlich ihrer Aktion „Licht teilen!“ wieder zu Zehntausenden bereitstellt, spendeten Helligkeit.
„Wenn wir den Schutzmantel der Nächstenliebe ausbreiten, wird Menschen wegen ihrer Herkunft, Hautfarbe, wegen eines Handicaps oder ihrer Religion nicht der kalte Wind der Verachtung entgegenschlagen“, sagte der Bischof mit Blick auf die bekannte Szene, in welcher der römische Offizier Martinus seinen Soldatenmantel mit einem frierenden Armen teilt. „Dann“, fuhr der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart fort, „haben autoritäre und totalitäre Despoten, dann haben Krieg und Gewalt, wie wir sie gerade in der Ukraine erleben, keinen Platz.“
46 Jahre sei es her, dass Bischof Georg Moser zum ersten Mal die Martinusmedaille an hochengagierte Gläubige aus der Diözese verliehen hat, erinnerte Bischof Fürst zu Beginn des anschließenden Festakts. Die Geehrten zeigten beispielhaft, wie christliche Solidarität heutzutage aussehen kann: „Hinschauen, wo die Not vor Ort groß ist, beurteilen, wie aus dem Glauben heraus eine Lösung aussehen kann und selbstlos und mit aller Kraft für den Nächsten handeln“, hielt Bischof Fürst fest und sprach den Wunsch aus, dass dieses Beispiel viele Nachahmer findet, sodass eine „Kultur der Barmherzigkeit“ entstehen kann.
Mit Rudi Heilig aus der Pfarrgemeinde Sankt Peter und Paul in Bad Waldsee-Reute werde ein Mann angesichts seines großen ehrenamtlichen Einsatzes für Menschen in Notlagen geehrt, sagte Bischof Fürst.
„Sie engagieren sich seit vielen Jahren in hohem Maße für das Gemeinwohl in Bad Waldsee, sowohl innerhalb ihrer Heimatgemeinde Sankt Peter und Paul und in der ganzen Seelsorgeeinheit als auch außerhalb in unterschiedlichen politischen und sozialen Funktionen, ganz im Sinne des heiligen Martins“, hielt Bischof Fürst fest. Rudi Heilig übernehme Fahrdienste bei der Sozialstation „Gute Beth“, deren Vorstand er lange war, für das Essen auf Rädern; er sei Schöffe beim Amtsgericht, leiste Besucherdienste, sei aktiv im Helferkreis Reute-Gaisbeuern involviert sowie Berichterstatter und Fotograf für die Schwäbische Zeitung.
In der Pfarrei sei er seit 1965 Lektor und 23 Jahre lang sei er Kirchengemeinderat gewesen. „Sie arbeiteten mit bei der Renovierung der Pfarrkirche, bei der Renovierung der Kirche St. Leonhard, bei der Entrümpelung des Pfarrhauses und beim Bau des Gemeindehauses. Außerdem waren Sie in früheren Jahren Leiter der Landjugend“, hielt der Bischof fest.
Diese vielfältigen Aktivitäten würden noch überstrahlt durch das Engagement von Rudi Heilig in der Suppenküche „Klosterstüble“ in Bad Waldsee. „Bis zu 25 Wochenstunden setzten Sie sich ehrenamtlich für die Suppenküche ein, vom Führen von Beratungsgesprächen über die Akquisition von Zuschüssen bis hin zum persönlichen Ausliefern von Mittagessen, als die Menschen in der Coronazeit nicht mehr in die Suppenküche kommen konnten“, erinnerte Bischof Fürst. Durch dieses Engagement in der Suppenküche sowie in der Kirchengemeinde, den Vereinen und in der Bürgerschaft als Gemeinde- und Ortschaftsrat habe Rudi Heilig auf vorbildliche Weise einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass Kirche an vielen Orten als Kirche für die Menschen sichtbar und wirksam sein kann.