WEINGARTEN — Nach einem jahre­lan­gen Diskus­si­ons­pro­zess ist im Kirchen­ge­mein­de­rat St. Martin nun die Entschei­dung gefal­len. Ab dem Blutfrei­tag 2021 kann jede Blutrei­ter­grup­pe selbst bestim­men, ob Frauen gemein­sam mit den Männern am Tag nach Chris­ti Himmel­fahrt durch die Stadt und die umlie­gen­den Fluren reiten.

Im Zentrum stehen weiter­hin das persön­li­che Glaubens­zeug­nis und die Einheit von Mensch und Tier als Geschöp­fe Gottes im gewohnt feier­li­chen Erschei­nungs­bild. Damit werde die Tradi­ti­on der Reiter­pro­zes­si­on gewahrt, betont die Kirchen­ge­mein­de als Träge­rin der Wallfahrt.

Jetzt der richti­ge Zeitpunkt

Die Zeichen der Zeit zu erken­nen und Konse­quen­zen für die Zukunft des Blutritts zu ziehen, das war die letzten Jahre immer wieder Thema im Kirchen­ge­mein­de­rat. Vor Veröf­fent­li­chung einer Entschei­dung zur Öffnung für Frauen wollten die Kirchen­ge­mein­de, die Vertre­ter von Blutfrei­tags­ge­mein­schaft und Blutrei­ter­grup­pe Weingar­ten sowie der Festord­ner in Regio­nal­ver­samm­lun­gen die neue Regelung im Gespräch den einzel­nen Blutrei­ter­grup­pen vorstellen.

Diese Treffen sind nun coronabe­dingt aufs Frühjahr verscho­ben. Da das persön­li­che Zusam­men­kom­men vor Weihnach­ten nicht mehr möglich ist, erhiel­ten nun die einzel­nen Blutrei­ter­grup­pen die Infor­ma­tio­nen in einem ausführ­li­chen Brief.

Darin halten die Verant­wort­li­chen in Weingar­ten nach dem sehr abgespeck­ten “Blutritt­le” in diesem Jahr den Einschnitt durch die Pande­mie für den richti­gen Zeitpunkt, diese grund­sätz­li­che Öffnung anzuge­hen. Nun sollen die einzel­nen Blutrei­ter­grup­pen Zeit haben, die eigene Entschei­dung reifen zu lassen. Es kann künftig also zu einem Neben­ein­an­der von rein männli­chen und gemischt­ge­schlecht­li­chen Gruppen kommen — mögli­cher­wei­se auch ein Modell für andere Refor­men in der katho­li­schen Kirche.

Die Botschaft Chris­ti verbindet

Die Verant­wort­li­chen in Weingar­ten hoffen, dass gerade die Vereh­rung des Heili­gen Blutes und die Botschaft Chris­ti am Kreuz, die den Kern der Reiter­pro­zes­si­on bilden, unter­schied­li­che Positio­nen verbin­den  und zu geist­li­cher Weite beitra­gen. Dies soll die Beibe­hal­tung des optischen Eindrucks erleich­tern. Wie etwa bei den litur­gi­schen Gewän­dern von Minis­tran­tin­nen und Minis­tran­ten üblich, ist die Kleider­ord­nung mit Frack und Zylin­der, weißem Hemd oder Bluse, schwar­zen Lackschu­hen und weißen Handschu­hen für Blutrei­te­rin­nen und Blutrei­ter einheitlich.

Nun hoffen Dekan Ekkehard Schmid sowie Felix Habis­reu­tin­ger als Sprecher der Festord­ner, die den Brief stell­ver­tre­tend unter­zeich­ne­ten, dass der Bluttritt im nächs­ten Jahr von der Entwick­lung der Pande­mie her am 14. Mai wie gewohnt und doch anders als bisher statt­fin­den kann.