Mike Tyson hat einen der härtes­ten Schlä­ge der Box-Geschich­te. Roy Jones junior zählt zu den Besten, die es je gab. Nun kämpfen beide erstmals gegen­ein­an­der — sind aber jenseits der 50. K.o. schla­gen dürfen sich die Box-Opas eigent­lich auch nicht.

Und vor allem Tyson hält sich vor seinem Comeback 15 Jahre nach seinem letzten Auftritt im Ring nicht zurück. «Ich mag im Leben hier und da verlie­ren, aber nicht im Ring am 28. Novem­ber», tönte er zuletzt auf seinem Insta­gram-Kanal. Er werde seinen drei Jahre jünge­ren Gegner k.o. schlagen.

Wie ernst man diese Ankün­di­gung und den ganzen Abend aber nehmen kann, bei dem im Vorpro­gramm im leeren Staples Center ohne Zuschau­er auch ein ehema­li­ger NBA-Basket­bal­ler gegen einen Youtube-Star antritt, ist fraglich. Denn im Prinzip dürfen weder Tyson noch Jones junior richtig draufhauen.

Neben den acht auf zwei Minuten verkürz­ten Runden, dicke­ren und schwe­re­ren Handschu­hen sowie dem Alter der beiden ehema­li­gen Top-Sport­ler wirkt eine Vorga­be der Califor­nia State Athle­tic Commis­si­on (CSAC) schon vor der ersten Runde wie ein Stopp­schild: Beiden Boxern ist laut überein­stim­men­den US-Medien­be­rich­ten verbo­ten, den anderen k.o. zu schla­gen. Sollte ein Boxer eine Platz­wun­de oder eine andere Verlet­zung erlei­den, werde der Kampf abgebro­chen, zitier­te der Sender CBS CSAC-Geschäfts­füh­rer Andy Foster, der ein «hartes Sparring» sehen will.

Offizi­el­le Punkt­rich­ter gibt es nicht, der Verband WBC hat aber drei ehema­li­ge Kämpfer benannt, die einen inoffi­zi­el­len Sieger des Show-Kampfes bestim­men sollen. Derje­ni­ge bekommt dann auch symbo­lisch einen Gürtel.

Wie man nun ausge­rech­net «Iron Mike» Tyson, der einst Evander Holyfield aus Wut einen Teil des Ohres abbiss, dazu bringen will, in der Hitze eines Kampfes zurück­hal­tend zu bleiben? Das fragt sich wohl auch Jones, den viele Exper­ten zu seinen besten Zeiten als den technisch besse­ren Boxer sahen. «Wer steigt mit Mike Tyson in den Ring und glaubt, das ist nur Show?», fragte Jones junior zuletzt. Dazu passt, wie so oft, der alte Tyson-Satz: «Jeder hat einen Plan, bis er eins auf die Fresse bekommt.»

Auch der ehema­li­ge deutsche Schwer­ge­wichts­bo­xer Axel Schulz glaubt nicht an einen Langwei­ler für die Fernseh­zu­schau­er. «Die beiden werden es sich schon ordent­lich geben. Mein Tipp ist, dass Tyson in der sechs­ten oder siebten Runde durch K.o. gewinnt. Mit seiner Physis wird er Jones einfach irgend­wann erdrü­cken», sagte der 52 Jahre alte Schulz der Deutschen Presse-Agentur.

In den Neunzi­gern, als beide Boxer in Topform waren, wünsch­ten sich viele Fans dieses Duell. Jones hat in seiner Karrie­re 47 seiner 66 Siege durch K.o. geholt und Weltmeis­ter­gür­tel vom Mittel­ge­wicht bis zum Schwer­ge­wicht gewon­nen. Tyson holte 1986 als 20-Jähri­ger den WM-Titel im Schwer­ge­wicht und war damit jünger als jeder vor ihm. Seine Schlag­kraft ist noch immer legen­där. Aller­dings waren die größten Kämpfe in seiner Karrie­re alles Nieder­la­gen. Gegen Holyfield etwa verlor er zweimal. Danach fiel er mit Proble­men im Privat­le­ben und seiner Rolle im Kinofilm Hango­ver auf.

Die seit Monaten kursie­ren­den Fotos und Videos von Tyson beim Training zeigen aber, dass er mit 54 so fit und gesund aussieht wie seit Jahren nicht mehr. Das Überge­wicht ist komplett abtrai­niert, die Oberar­me sind schon beim bloßen Anblick Furcht einflö­ßend. Wie das alles im Ring wirkt, das will Jones junior nun selbst heraus­fin­den: «Das Geld inter­es­siert mich nicht. Ich will wissen, wie es sich anfühlt, dem großen Mike Tyson gegenüberzustehen.»