BAD WALDSEE — Während die Corona-Schutz­ver­ord­nun­gen in den Einrich­tun­gen der Langzeit­pfle­ge mit dem geänder­ten Infek­ti­ons­schutz­ge­setz weiter­hin umgesetzt werden müssen, ist deren Refinan­zie­rung in Teilen ausge­lau­fen. Träger, wie die St. Elisa­beth-Stiftung, befürch­ten, dass Zusatz­auf­ga­ben dauer­haft vom Einrich­tungs­per­so­nal gestemmt werden müssen. Auf mehr Bürokra­tie folgt weniger Perso­nal und damit weniger Zeit für die Versor­gung von Pflegebedürftigen. 

Am 8. Septem­ber 2022 stimmt der Bundes­tag über das geänder­te Infek­ti­ons­schutz­ge­setz ab. Einrich­tun­gen der Langzeit­pfle­ge müssen weiter­hin zeitin­ten­si­ve Maßnah­men zum Infek­ti­ons­schutz, wie Einlass­kon­trol­len, Zerti­fi­kats­kon­trol­len und Dokumen­ta­ti­on der Vorgän­ge, umset­zen. Bis Juni 2022 konnten Pflege­ein­rich­tun­gen die Aufwen­dun­gen, die durch die Umset­zung der Corona­maß­nah­men entstan­den, sowie coronabe­ding­te Minder­ein­nah­men über den Pflege­ret­tungs­schirm geltend machen. Das ist durch das Auslau­fen des Rettungs­schirms nicht mehr möglich. 

Zusätz­li­che Aufga­ben erschwe­ren ohnehin prekä­re Personalsituation

Andrea Thiele, Vorstän­din der St. Elisa­beth-Stiftung, sagt: „Während Corona in der Mitte der Gesell­schaft keine Rolle mehr zu spielen scheint, ist die Pande­mie in der Pflege nach wie vor deutlich spürbar und noch lange nicht vorbei. Unsere Mitar­bei­ten­den arbei­ten seit zweiein­halb Jahren über ihr Limit hinaus. Die Vorga­ben durch das ab Oktober gelten­de geänder­te Infek­ti­ons­schutz­ge­setz erzeu­gen einmal mehr Bürokra­tie und belas­ten unsere Mitar­bei­ten­den. Wir fordern eine Entlas­tung der Pflege durch die dauer­haf­te und siche­re Refinan­zie­rung von Corona-Schutz­maß­nah­men. Es braucht außer­dem eine gesamt­ge­sell­schaft­li­che und politisch geför­der­te Solida­ri­tät. Der notwen­di­ge Schutz vulnerabler Perso­nen ist nicht allein Aufga­be der Langzeitpflege.“ 

Besuche vor der Tür

Als Zeichen gegen die Überlas­tung der Langzeit­pfle­ge lässt die St. Elisa­beth-Stiftung am 07.09.2022 im Wohnpark am Schloss (Bad Waldsee) und im Wohnpark St. Josef (Altshau­sen) Besuche von 16 Uhr bis 17 Uhr draußen statt­fin­den. Gemein­sam mit den Angehö­ri­gen weist die Stiftung auf die prekä­re Perso­nal­si­tua­ti­on im Bereich der Alten­hil­fe und der Einglie­de­rungs­hil­fe hin.

In einem offenen Brief fordert die St. Elisa­beth-Stiftung vom Bund eine Verrin­ge­rung der Bürokra­tie und eine dauer­haf­te und siche­re Refinan­zie­rung der coronabe­ding­ten Mehraufwendungen.