Betriebs­be­such bei der Dress­ler Metall­ver­ar­bei­tung GmbH in Lange­nenslin­gen zeigt neben der Krise altbe­kann­te Herausforderungen.

ULM — Die Bürokra­tie macht den Handwerks­be­trie­ben auch in der Krise noch zu schaf­fen. Einige Betrie­be haben aber trotz Auftrags­ein­brü­chen noch genug zu tun und benöti­gen dafür Fachkräf­te. Deshalb setzten sie auch weiter­hin auf Ausbil­dung. Das hat sich beim Betriebs­be­such bei der Dress­ler Metall­ver­ar­bei­tung GmbH in Lange­nenslin­gen im Landkreis Biber­ach gezeigt. Regel­mä­ßig sind der Präsi­dent der Handwerks­kam­mer Ulm, Joachim Krimmer, und Haupt­ge­schäfts­füh­rer Dr. Tobias Mehlich zusam­men mit Vertre­tern der regio­na­len Politik zu Gast bei einem Handwerks­be­trieb. So hat Präsi­dent Krimmer kürzlich mit SPD-Politi­ker und Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­ter Martin Gerster die Dress­ler GmbH besucht. Uwe Dress­ler und seine Neffen Andre­as und Dominik leiten den Famili­en­be­trieb, der 1956 gegrün­det wurde. Mit ihrem Team fertigt die Fa. Dress­ler metal­li­sche Präzi­si­ons­bau­tei­le nach Kunden­wunsch, beispiels­wei­se für Mobil­hy­drau­lik, Kompo­nen­ten für Kraft- und Nutzfahr­zeu­ge sowie Getrie­be und Magnet­tech­nik. Von Klein- bis Mittel­se­ri­en fertigt der Betrieb durch Zerspa­nungs­ver­fah­ren wie Drehen, Fräsen, Verzah­nen, Schlei­fen sowie Härten und Beschich­ten einbau­fer­ti­ge Teile. Wegen wegge­bro­che­nen Aufträ­gen auch infol­ge der Corona-Krise verzeich­net der Betrieb derzeit ein 20-prozen­ti­ges Umsatz­mi­nus. Dress­ler: „Wir sind gerade weg von dem hohen Termin­druck und der Vollaus­las­tung.“ Laut der Konjunk­tur­um­fra­ge zum 3. Quartal 2020 unter den Handwerks­be­trie­ben im Kammer­ge­biet haben rund 67 Prozent der Betrie­be im Landkreis Biber­ach derzeit eine Auslas­tung von 80 Prozent oder höher.

„Aufla­gen im Bauwe­sen verteu­ern und bremsen“, sind sich Dress­ler und Krimmer einig. Die Handwerks­kam­mer wünscht sich für die Handwerks­be­trie­be und auch die Verbrau­cher eine Pause von Belas­tun­gen und Bürokra­tie-Hürden. Für Dress­ler ist das „Prinzip Gießkan­ne“ in Zusam­men­hang mit der Vertei­lung von Geldern schwer nachvoll­zieh­bar. Krimmer betont, dass das Handwerk bei der vorge­se­he­nen Grund­steu­er­re­form das Flächen­mo­dell favori­sie­re. Diese Varian­te schließt automa­ti­sche Steuer­erhö­hun­gen aufgrund von Schwan­kun­gen der Boden­richt­wer­te aus und ist bürokra­tie­är­mer, weil regel­mä­ßi­ge Neube­wer­tun­gen nicht nötig wären. Krimmer ergänzt: „Die Betrie­be brauchen jetzt unbüro­kra­ti­sche steuer­po­li­ti­sche Maßnah­men, die dazu beitra­gen, ihre Liqui­di­tät zu erhalten.“

Die Kapazi­täts­gren­ze der Betrie­be zeigt sich neben der Bürokra­tie auch im Fachkräf­te­be­darf. In der Konjunk­tur­um­fra­ge zum 3. Quartal 2020 haben 80 Prozent der Betrie­be im Landkreis Biber­ach angege­ben, ihre Beschäf­tig­ten­an­zahl halten zu wollen. Auch die Dress­lers sind auf etwa dem selben Niveau wie die vergan­ge­nen Jahre: Rund 240 Mitar­bei­ter und derzeit 15 Auszu­bil­den­de. Der Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­te Gerster betont in diesem Zusam­men­hang: „Unser deutsches duales Ausbil­dungs­sys­tem ist Grund­la­ge für den Erfolg eines Betrie­bes mit quali­fi­zier­ten Fachkräf­ten.“ Uwe Dress­ler setzt bewusst auf Ausbil­dung: „Wir bilden unsere Fachkräf­te selber aus. Denn wir wissen: Es gibt viele, die geschickt sind und gerne mit Kopf und Hand arbei­ten wollen. Mit der Ausbil­dung im Unter­neh­men haben die jungen Menschen eine hohe Identi­fi­ka­ti­on mit dem Betrieb. Wir bieten ihnen eine Perspek­ti­ve und sie sind für uns eine tragen­de Säule im Unter­neh­men.“ Im Landkreis Biber­ach haben sich bis zum 31. August 2020 rund 340 junge Menschen für eine Ausbil­dung im Handwerk entschie­den. Im Vorjah­res­zeit­raum waren es fast 400 Auszu­bil­den­de. In den Handwerks­be­trie­ben im Landkreis Biber­ach sind weiter­hin 200 Lehrstel­len unbesetzt. „Auch zukünf­tig ist das Handwerk system­re­le­vant und wird gebraucht. Denn es gibt genug zu tun, auch nach der Krise. Das Engage­ment unserer Ausbil­dungs­be­trie­be lohnt sich also auch weiter­hin, um sich für die Zukunft aufzu­stel­len. Wir im Handwerk sind krisen­si­che­re Arbeit­ge­ber“, betont Krimmer.