Das Verkehrs­mit­tel Auto herrscht weiter­hin über die deutschen Innen­städ­te. Das Rad ist auf dem Vormarsch. Doch was ist mit denen, die einfach nur zu Fuß gehen?

Nun sollen die eigenen Füße als Verkehrs­mit­tel künftig eine größe­re Rolle spielen. Da sind sich Bundes­ver­kehrs­mi­nis­ter Andre­as Scheu­er (CSU) und Landes­ver­kehrs­mi­nis­ter Winfried Hermann (Grüne), die in anderen Themen gern mal überkreuz liegen, einer Meinung. Auf dem Deutschen Fußver­kehrs­kon­gress der beiden Minis­te­ri­en, der teils im Stutt­gar­ter Stadt­pa­lais, aber vor allem online statt­fand, machen sich Scheu­er und Hermann am Mittwoch für den Fußver­kehr stark. Das Credo: Das Zufuß­ge­hen kommt zu kurz. «Fußgän­ger dürfen sich nicht als Verkehrs­teil­neh­mer letzter Klasse fühlen», sagt Scheu­er. Die Politik müsse den Fußver­kehr stärker in den Blick nehmen.

Zufuß­ge­hen sei gesund, umwelt­freund­lich und krisen­fest, sagt Scheu­er. Beson­ders in Corona-Zeiten seien mehr Wege zu Fuß gegan­gen worden. Scheu­er spricht von einem neuen Bewusst­sein, das entstan­den sei. Es sei überfäl­lig für die Politik, einen stärke­ren Blick auf den Fußver­kehr zu nehmen. Mit Strafen und Sicher­heits­kam­pa­gnen sei es nicht getan. Die Infra­struk­tur müsse angepasst werden. Der Bund unter­stüt­ze im Kampf gegen städte­bau­li­che Missstände.

Man lebe heute in der autoge­rech­ten Stadt, nicht weil sie gewünscht werde, sondern weil sie vor langer Zeit als Leitbild geschaf­fen worden sei, kriti­siert Hermann. «Heute leben wir gewis­ser­ma­ßen in Asphalt und Beton der Gestal­tung der frühe­ren Jahrzehn­te.» Das Ergeb­nis: Zu schma­le Fußwe­ge, autofreund­li­che Ampel­schal­tun­gen. Vor allem für Kinder und ältere Menschen gebe es viel Barrie­ren. «Fußgän­ger werden im Verkehr benach­tei­ligt», sagt Hermann. Vor hundert Jahren seien die Fußwe­ge viel breiter gewesen als heute. Heute fühle sich die Stadt zu Fuß an wie ein Hindernisparcours.

Hermann fordert mehr Engage­ment von den Kommu­nen — die müssten syste­ma­tisch mehr Räume für den Fußver­kehr schaf­fen. Aber viele «Autover­kehrs­men­schen» dominier­ten die Räte in den Kommu­nen, kriti­siert der grüne Verkehrs­mi­nis­ter. Deshalb würden sie häufig nicht so entschei­den wie die Bevöl­ke­rung das haben wolle.

In der Allianz der beiden Minis­ter für Schus­ters Rappen müssen am Mittwoch sogar die Radler einste­cken. Scheu­er weist darauf hin, dass nicht nur Autofah­rer, sondern auch Radfah­rer den Fußgän­gern zuneh­mend in die Quere kämen. Hermann, selbst begeis­ter­ter Radler, pflich­tet ihm sogar bei: Beim Radver­kehr passie­re nun, was auch beim Autover­kehr sicht­bar sei: «Man nimmt nicht genügend Rücksicht, man ist nicht vorsich­tig». Man müsse jetzt alles tun, damit sich auch die Radfah­rer an Regeln halten und nicht Fußgän­ger gefährden.