Völlig überra­schend ist der SPD-Politi­ker Thomas Opper­mann gestor­ben. Der Bundes­tags­vi­ze­prä­si­dent hatte erst vor kurzem seinen Rückzug aus dem Parla­ment nach der Bundes­tags­wahl verkündet.

Zuvor hatten RTL und ntv den Tod des SPD-Politi­kers gemel­det. Der SPD-Vorsit­zen­de Norbert Walter-Borjahns zeigte sich auf Twitter tief bestürzt: «Ein schwe­rer Schock für uns alle. Wir sind tief erschüt­tert und trauern mit seinen Angehö­ri­gen.» SPD-General­se­kre­tär Lars Kling­beil schrieb, er habe Opper­mann als Gesprächs­part­ner und Ratge­ber sehr geschätzt. «Seine Leiden­schaft für Politik war für jeden spürbar. Sein viel zu früher Tod schockt mich.»

Vizekanz­ler Olaf Scholz twitter­te: «Unser Land verliert einen versier­ten Politi­ker, der Bundes­tag einen heraus­ra­gen­den Vizeprä­si­den­ten und die SPD einen leiden­schaft­li­chen und kämpfe­ri­schen Genos­sen. Wir alle verlie­ren einen Freund — und sind traurig.»

Opper­mann war nach ZDF-Angaben am Sonntag zum Thema «Bundes­tag und Corona» als Live-Inter­view­gast in die Sendung «Berlin direkt» einge­la­den. Er sollte aus dem Göttin­ger Max-Planck-Insti­tut in die Sendung geschal­tet werden. Während der erste Beitrag in der Sendung gelau­fen sei, sei er plötz­lich zusam­men­ge­bro­chen. Opper­mann sei dann in die Univer­si­täts­kli­nik Göttin­gen trans­por­tiert worden. «Das ganze Team von «Berlin direkt» ist bestürzt und tief betrof­fen», teilte der Leiter des ZDF-Haupt­stadt­stu­di­os, Theo Koll, mit.

Der in Nieder­sach­sen politisch groß gewor­de­ne Opper­mann hatte Ende August angekün­digt, bei der kommen­den Bundes­tags­wahl nicht erneut anzutre­ten. «Nach 30 Jahren als Abgeord­ne­ter im Nieder­säch­si­schen Landtag und im Deutschen Bundes­tag ist für mich jetzt der richti­ge Zeitpunkt, noch einmal etwas anderes zu machen und mir neue Projek­te vorzu­neh­men», erklär­te er damals.

Opper­mann zog 2005 in den Bundes­tag ein. Von 2013 bis 2017 war der Jurist Vorsit­zen­der der SPD-Bundes­tags­frak­ti­on. Seinen Wahlkreis Göttin­gen gewann er viermal hinter­ein­an­der direkt. Zuletzt setzte sich der 66-Jähri­ge beson­ders für eine Verklei­ne­rung des Bundes­tags und eine Reform des Wahlrechts ein.

Der gebore­ne Westfa­le saß zuvor seit 1990 im Nieder­säch­si­schen Landtag. 1998 holte ihn der damali­ge Minis­ter­prä­si­dent Gerhard Schrö­der (SPD) in sein Kabinett und machte ihn zum Wissen­schafts­mi­nis­ter. Das blieb er bis zur SPD-Wahlnie­der­la­ge 2003.

Arbeits­mi­nis­ter Huber­tus Heil (SPD) schrieb, die Nachricht vom plötz­li­chen Tod Opper­manns erfül­le ihn mit tiefer Trauer. «Thomas hat sich mit Leiden­schaft und Verstand um unser Land und die Sozial­de­mo­kra­tie verdient gemacht.»

Anerken­nung kam auch vom politi­schen Gegner. So twitter­te Bundes­wirt­schafts­mi­nis­ter Peter Altmai­er (CDU): «Du warst ein großar­ti­ger Demokrat und ein wirklich feiner Kerl. Dein Tod macht uns fassungs­los.» Der Vizevor­sit­zen­de der FDP-Bundes­tags­frak­ti­on, Alexan­der Graf Lambs­dorff, schrieb: «Er war ein feiner Mensch, geschätz­ter Kolle­ge und überzeug­ter Demokrat, der uns sehr fehlen wird.» Die Vizevor­sit­zen­der der AfD, Beatrix von Storch, schrieb: «Er wird eine große Lücke hinter­las­sen: Thomas Opper­mann war ein aufrech­ter Sozial­de­mo­krat, engagiert für seine Sache und in Ton und Umgang fair.»