WANGEN — Am 1. August übernimmt Frank Müller von den Stadt­wer­ken die Aufga­ben von Martin Blum.

Nach 21 Jahren im städti­schen Bauhof, davon rund 17 Jahren als Leiter, geht Martin Blum zum 31. Juli 2022 in den Ruhestand. Sein Nachfol­ger Frank Müller wechselt von den Stadt­wer­ken Wangen im Allgäu ins Büro am Aumüh­le­weg. Er arbei­tet sich inzwi­schen in die vielsei­ti­gen Aufga­ben des Bauhof­lei­ters ein.

Diese Aufga­ben sind für die Bürge­rin­nen und Bürger von großer Bedeu­tung: Verkehrs­si­che­rungs­dienst heißt eine von ihnen. Dahin­ter stecken Themen wie: den Zustand des insge­samt 300 Kilome­ter umfas­sen­den Straßen­net­zes zu kontrol­lie­ren, Bäume nach Sturm oder Schnee­bruch zu besei­ti­gen, den Winter­dienst zu planen und zu meistern, die rund 60 Spiel­plät­ze regel­mä­ßig zu überprü­fen und Spiel­ge­rä­te aktuel­len Bedürf­nis­sen anzupassen.

„Einen großen Anteil an unserer Arbeit hat die Herstel­lung und der Erhalt der Grünan­la­gen und Bäume in der Stadt“, sagt Martin Blum. Das ist ein Grund, weshalb im Frühjahr die Baumpfle­ger draußen sind und Bäume und Sträu­cher schnei­den. Die Gärtne­rin­nen und Gärtner bepflan­zen und pflegen die städti­schen Anlagen und tragen damit sehr schönen Ausse­hen der gesam­ten Stadt bei. 

Und dann sind die Leute vom Bauhof immer gefragt, wenn in Wangen Veran­stal­tun­gen sind. Egal, ob sie Absper­run­gen stellen oder für Strom und vieles andere sorgen wie bei den Deutschen Meister­schaf­ten im Straßen­rad­fah­ren 2013 oder vor und während der Fußball-Weltmeis­ter­schaft 2006 rund um den Aufent­halt der Mannschaft aus Togo als Dienst­leis­ter betei­ligt waren. „Wie kriegt man da beim Training den Sicht­schutz hin?“, war eine der Aufga­ben, über die sich Martin Blum mit seinen Leuten den Kopf zerbre­chen und dann funktio­nie­ren­de Lösun­gen präsen­tie­ren musste. „Und wenn der Green­kee­per vom FC Bayern kommt und den Zustand der Trainings­flä­chen lobt, dann freut man sich natür­lich auch“, sagt er. Eine Mammut­auf­ga­be waren immer auch die Vorbe­rei­tun­gen für die Gewer­be­schau Wange­ner Welten in den Hallen und auf dem Freige­län­de rund um die Argen­in­sel. Von der Wasser­lei­tung, die mitten in einer Halle gebraucht wurde, über Strom an vielen zusätz­li­chen Steck­do­sen, Absper­run­gen, Ausschil­de­run­gen — die Aufga­ben waren vielsei­tig und in kurzer Zeit zu erledi­gen. Denn die Sport­hal­len sollten nicht länger als notwen­dig belegt sein. Die Messe­pla­ne­rin, die damals die Stadt unter­stütz­te, Marion Boblenz-Yüksel, hatte denn auch ein dickes Lob für den Bauhof bereit. Martin Blum erzählt, sie hätte den Bauhof am liebs­ten komplett mitgenommen. 

Gut, dass sie es nicht getan hat, denn nicht nur das Team der Landes­gar­ten­schau hat die hohe Leistungs­fä­hig­keit des Bauhofs erkannt und nutzt sie gerne. Auch viele Ereig­nis­se, die im Wange­ner Jahres­lauf fest veran­kert sind, brauchen dieses einge­spiel­te Team: Zum Kinder- und Heimat­fest werden die Umzugs­stra­ßen mit Fahnen, im Winter die Altstadt mit Weihnachts­schmuck heraus­ge­putzt. Der Bauhof räumt auf, wenn Veran­stal­tun­gen vorbei sind. Morgens und mittags leert ein Mitar­bei­ter die Müllbe­häl­ter und sorgt auch sonst dafür, dass die Hinter­las­sen­schaf­ten der „To-go“-Gesellschaft schnell verschwin­den. Kinder­fest­thea­ter oder Festspie­le im Zunft­win­kel wären ohne die Holzfach­leu­te des Bauhofs kaum denkbar. Und nicht zuletzt ist es so, dass der Bauhof den Katastro­phen­schutz unter­stützt – beispiels­wei­se im Hochwasserfall.

Dass die Altstadt so hübsch daher­kommt, ist ebenfalls in vielen Belan­gen das Verdienst des Bauhofs. „Wir restau­rie­ren viel“, sagt Martin Blum und nennt als Beispiel das Wasser­rad an der Eselmüh­le. Man müsse wissen wie man es baut, damit es keine Unwucht hat und die Nachbarn im Schlaf stört.

Die Vielzahl der Aufga­ben bringt auch eine große Vielfalt an Berufen, Fertig­kei­ten und Charak­te­ren unter den Mitar­bei­tern mit sich. Sie zu führen ist die Haupt­auf­ga­be des Bauhof­lei­ters, wie Martin Blum sagt. Gerade jetzt in der Corona-Zeit sei das eine sehr große Heraus­for­de­rung gewesen und auch eine große Verant­wor­tung. Denn viele Aufga­ben werden in Teams erledigt und dabei galt es, die Mitar­bei­ter vor Anste­ckung unter­ein­an­der zu schützen. 

Menschen, die im Bauhof arbei­ten, bewegen mit ihrer Arbeit etwas. Deshalb wird eines als beson­ders hinder­lich empfun­den – und das ist die auch in diesem Bereich grassie­ren­de Bürokra­tie. „Früher reich­te es, wenn Eltern mit ihren Kindern den Martins­um­zug bilde­ten. Heute müssen beleuch­te­tet Warnba­ken gestellt werden“, sagt Blum. Oder Bäume müssen laufend auf ihre Gefähr­dung beurteilt werden. Auch das führe oft nicht zu mehr Sicher­heit, auf jeden Fall aber zu mehr Aufwand.

Dennoch sei die Leitung des Bauhofs auch eine sehr schöne Aufga­be, denn: „Wir sind immer auch Teil der Problem­lö­sung. Das heißt, wenn wir jeman­dem helfen, dann machen wir oft auch jeman­den glück­lich“, sagt der 61-Jähri­ge, der sich als Wange­ner fühlt, aber vor Jahren aus Mecken­beu­ren ins Allgäu kam. Dass es immer wieder Menschen gibt, die sich nicht genügend bedient fühlen, weiß er auch. „Aber wenn sich 100 Leute beschwe­ren, dann sind in einer Stadt wie Wangen 26 900 zufrie­den.“ Bei allem wusste sich Martin Blum mit seiner Mannschaft jeder­zeit von Oberbür­ger­meis­ter Micha­el Lang und dem Gemein­de­rat unter­stützt. „Wir durften immer wieder glänzen“, sagt er.

Sein Nachfol­ger Frank Müller wohnt in der bayri­schen Nachbar­schaft und arbei­tet seit 2014 bei den Stadt­wer­ken Wangen im Allgäu, also lange genug, um zumin­dest fast als Wange­ner durch­zu­ge­hen. Der gelern­te Landwirt und Ingenieur für Energie­tech­nik bringt viele Fähig­kei­ten mit, die bei der Arbeit als Chef des Bauhofs nützlich sein können. „Als Landwirt ist man vielsei­tig aufge­stellt. Da weiß man bei vielen Dingen, wie man hinlan­gen muss“, sagt er. Das Team hat er während seiner Tätig­keit bei den Stadt­wer­ken schon gut kennen­ge­lernt. Dort war er zustän­dig für Nahwär­me, Wasser­kraft, die Tiefga­ra­ge und die Straßen­be­leuch­tung. „Ich hatte immer tollen Kontakt zum Bauhof“, erzählt der bishe­ri­ge stell­ver­tre­ten­de Betriebs­lei­ter der Stadt­wer­ke. Nun folgt also der nächs­te Karrie­re­schritt für den 35-Jähri­gen. Er freut sich auf die neue Tätig­keit: „Der Bauhof ist der Teil der Stadt, der sicht­bar ist“, sagt er.

Martin Blum wird derzeit schon für alle mögli­chen Ämter und Jobs im Ruhestand umwor­ben. Dass er als Rentner nicht die Hände in Schoß legen wird, davon ist auszu­ge­hen. Doch er will sich erst einmal Zeit lassen, in Ruhe die Freiheit genie­ßen und dabei abwägen, was er gern machen möchte. Man darf gespannt sein.