BERLIN (dpa) — Eine halbe Milli­on Menschen werden heute in Berlin zum CSD erwar­tet. Das Motto in diesem Jahr: «Be their voice — and ours! Für mehr Empathie und Solidarität!».

Beim 45. Chris­to­pher Street Day (CSD) wird es heute in Berlin erneut bunt und laut. Am Mittag eröff­ne­ten Bundes­tags­prä­si­den­tin Bärbel Bas (SPD) und Berlins Regie­ren­der Bürger­meis­ter Kai Wegner (CDU) gemein­sam das Event, zu dem die Veran­stal­ter im Lauf des Tages rund 500.000 Teilneh­mer erwar­ten. Zum Auftakt gab es eine Kundge­bung an der Leipzi­ger Straße in Berlin-Mitte.

Anschlie­ßend führt der Demons­tra­ti­ons­zug auf einer 7,4 Kilome­ter langen Strecke durch mehre­re Berli­ner Stadt­tei­le zum Branden­bur­ger Tor, wo ein Bühnen­pro­gramm geplant ist, das bis in die späten Abend­stun­den dauern soll. Das Motto des Berli­ner CSD lautet in diesem Jahr «Be their voice — and ours! Für mehr Empathie und Solidarität!»

Bei der Demons­tra­ti­on durch Berlin sind nach Angaben der Veran­stal­ter 77 Fahrzeu­ge dabei und damit weniger als im vergan­ge­nen Jahr mit fast 100. Wie schon 2022 fährt auch ein ukrai­ni­scher Truck beim Demons­tra­ti­ons­zug mit. Außer­dem betei­li­gen sich rund 100 Fußgrup­pen aus aller Welt.

Queer-Beauf­trag­ter: CSD hat weite Stahlkraft

Der Berli­ner CSD hat nach den Worten des Queer-Beauf­trag­ten der Haupt­stadt, Alfon­so Pantis­a­no (SPD), Bedeu­tung weit über die Stadt hinaus. «Ich glaube, dass wir in Berlin als Bundes­haupt­stadt in einem beson­de­ren Fokus stehen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Der CSD hier hat eine Strahl­kraft auch in andere Länder der Welt.» Gleich­zei­tig sei Berlin die Stadt, in der die weltwei­te Homose­xu­el­len­be­we­gung geboren wurde. «Ich denke, dass das eine beson­de­re Ehre ist, wenn wir hier auf die Straße gehen und auch all derer geden­ken, die jahre­lang dafür gekämpft haben, dass wir heute frei unsere Liebe, unser Begeh­ren und unser Leben leben können.»

Pantis­a­no ist erst am Diens­tag vergan­ge­ner Woche vom Senat zur «Ansprech­per­son Queeres Berlin» ernannt worden, aber schon häufig beim CSD gewesen. «Es ist mein 30. Jahr, in dem ich auf einen CSD gehe. Meistens besuche ich mehre­re CSDs pro Jahr», sagte er. «Mein aller­ers­ter CSD war 1993 in Köln.» Sechs Wochen später habe er sein Coming-out gehabt. «Es war genau dieser CSD, bei dem ich verstan­den habe, dass ein Leben in Dunkel­heit kein würdi­ges Leben ist und ich deswe­gen ins Licht gehen muss. Das habe ich dann auch so durchgezogen.»

Der Berli­ner CSD ist eine der größten Veran­stal­tun­gen der lesbi­schen, schwu­len, bisexu­el­len, trans‑, inter­ge­schlecht­li­chen und queeren Commu­ni­ty in Europa. Die Teilneh­mer wollen gegen die Benach­tei­li­gung von Lesben, Schwu­len oder Trans­men­schen auf die Straße gehen und gleich­zei­tig gemein­sam feiern.