GÖTEBORG (dpa) — Mit Vorbe­rei­tung auf einen EM-Auftakt hat das wenig zu tun. Corona-Sorgen und Ängste überla­gern die Vorfreu­de in Spani­en und Schwe­den. Vier Fälle sind viel. Keine Gewähr, dass es nicht noch mehr werden.

Vor den Toren Madrids hat EM-Mitfa­vo­rit Spani­en nun endgül­tig einen Corona-Not-Kader einbe­ru­fen, in Göteborg haben Schwe­dens Fußball-Bosse die Hygie­ne­maß­nah­men noch mal verschärft.

Wenige Tage vor dem direk­ten Aufein­an­der­tref­fen des Europa­meis­ters von 2008 und 2012 mit den Skandi­na­vi­ern haben insge­samt vier Corona-Fälle schon jetzt die finale Vorbe­rei­tung nachhal­tig beein­träch­tigt und die Ängste über weite­re positi­ve Befun­de die Vorfreu­de auf den Auftakt am kommen­den Montag vor bis zu 12.000 Zuschau­ern in Sevil­la beisei­te gedrückt.

Weite­re Corona-Fälle befürchtet

Spani­ens Natio­nal­coach Luis Enrique berief weite­re elf Spieler — sie stammen allesamt aus der U21 — in die Paral­lel-Blase. «Aus Panik vor einem Ausbruch wie in Fuenla­bra­da», schrieb die Sport­zei­tung «As». In dem Madri­der Vorort hatten sich fast 30 Perso­nen des dorti­gen Zweit­li­ga­clubs im Sommer vergan­ge­nen Jahres mit dem Corona­vi­rus infiziert.

Dass es bei Spani­ens Natio­nal­mann­schaft nicht bei den Infek­tio­nen von Kapitän Sergio Busquets und Diego Lloren­te bleiben könnte, hatte Verbands­boss Luis Rubia­les schon am Vortag angedeu­tet. Am Rande der Partie, die eigent­lich als General­pro­be für die «Roja» gedacht war, aber letzt­lich zu einem erfolg­rei­chen Auftritt der U21 gegen Litau­en wurde (4:0), hatte dieser gesagt: «Es können mehr positi­ve (Befun­de) kommen, es ist wahrschein­lich, dass das passiert.»

Gestör­te EM-Vorbereitung

Ein Alptraum für die Spani­er ist es schon jetzt. Zwei wichti­ge Spieler fehlen auf jeden Fall beim ersten Gruppen­spiel, ob und wie sie einsetz­bar sind am 19. Juni gegen Polen um den Bundes­li­ga-Rekord­tor­jä­ger Robert Lewan­dow­ski, wird sich zeigen. Schon vorher muss sich Trainer Enrique womög­lich entschei­den, ob er mit ihnen plant oder sie eventu­ell ganz aus seinen EM-Überle­gun­gen strei­chen muss. Vieles dürfte vom Verlauf der Infek­tio­nen abhängen.

Ob Impfun­gen, über die Medien­be­rich­ten zufol­ge der Inter­ter­ri­to­ria­le Gesund­heits­rat entschei­den soll, den Spani­ern in der jetzi­gen Phase wirklich noch helfen könnten, ist auch sehr fraglich. Eine entspre­chen­de Forde­rung des Verbands­bos­ses vor einigen Wochen hatten die zustän­di­gen Behör­den abgelehnt.

Und so berei­ten sich die Spani­er auch auf das schlimmst­mög­li­che Szena­rio vor: Weite­re positi­ve Fälle im mittler­wei­le durch die unver­züg­li­che Abrei­se von Busquets und Lloren­te auf 22 Spieler geschrumpf­ten EM-Kader.

Spani­er bauen Reser­ve-Kader auf

Zusam­men mit den bereits nachge­or­der­ten sechs Spielern seit Bekannt­wer­den des ersten Corona-Falls sollten die elf U21-Profis nun erstmals trainie­ren. Der Paral­lel-Kader wird nach Angaben des Verban­des außer­halb der EM-Kader-Blase in Las Rozas de Madrid arbei­ten. Die 17 Spieler werden täglich dorthin gebracht, nachdem sie vorher getes­tet wurden. Auch bei der Ankunft sollen sie noch mal auf das Corona­vi­rus unter­sucht werden.

Um spielen zu können, braucht eine Mannschaft bei dieser EM 13 Spieler, darun­ter ein Torwart, die negativ getes­tet sind. Sind es Profis, die neu zum Kader hinzu­kom­men, muss die gleiche Anzahl aus dem ursprüng­li­chen Aufge­bot gestri­chen werden. Weite­re Gegner der Spani­er in der Gruppen­pha­se sind Polen am 19. Juni und die Slowa­kei am 23. Juni.

Auch bei Spani­ens Auftakt­geg­ner Schwe­den herrscht maxima­le Anspan­nung. Nach Dejan Kulusev­ski wurde auch Matti­as Svanberg positiv getes­tet. Kulusev­ski war erst gar nicht mitge­kom­men zur finalen Phase der Vorbe­rei­tung in Göteborg, Svanberg wurde sofort im Teamho­tel isoliert. In einer Krisen­sit­zung am Diens­tag­abend verschärf­ten die Schwe­den auch noch mal die Sicher­heit- und Hygie­ne­maß­nah­men. Der Sechs-Punkte-Plan umfasst unter anderem noch mehr Testun­gen, dazu Teambe­spre­chun­gen in kleinen Gruppen, aber in größt­mög­li­chen Räumen sowie die Behand­lun­gen von Spielern im Freien und zeitlich begrenzt.

Von Jens Marx, Stefan Tabel­ing und Jan Mies, dpa